Hagen-Mitte. Warum Dieter Broermann „Büro Jacob“ nach 100 Jahren schließt, obwohl das letzte Geschäftsjahr das erfolgreichste in der Firmengeschichte war.

„Wir schließen am 30. Juni, auf den Tag genau 100 Jahre, nachdem der Betrieb eröffnet hat“, sagt Dieter Broermann. Doch in der Stimme des Eigentümers von „Büro Jacob“ in Hagen schwingt keine Wehmut mit, „ich bin 65, also im wohlverdienten Ruhestandsalter“, sagt Broermann und fügt an: „Ich schließe nicht aus wirtschaftlichen Gründen, das vergangene Geschäftsjahr war für mich das erfolgreichste in der Firmengeschichte, aber ich habe schlichtweg keinen Nachfolger für das Geschäft.“

Die meisten Hagener werden das Ladenlokal von „Büro Jacob“ in der Badstraße 14 kennen, „obwohl ich 95 Prozent meines Umsatzes mit Geschäftskunden mache“. Den Eckladen, immerhin 120 Quadratmeter groß, habe er stets weitergeführt, um für die Privatkunden sichtbar zu sein und Flagge zu zeigen.

„Ich bin 65, also im wohlverdienten Ruhestandsalter“, sagt Dieter Broermann. Er schließt sein Geschäft „Büro Jacob“ am 30. Juni.
„Ich bin 65, also im wohlverdienten Ruhestandsalter“, sagt Dieter Broermann. Er schließt sein Geschäft „Büro Jacob“ am 30. Juni. © Michael Kleinrensing

„Büro Jacob“ ist nicht nur Anlaufstelle für Bürobedarf vom Radiergummi über Formularboxen bis hin zu modernen Kopierern, sondern entwickelt auch Bürokonzepte; die Geschäftskunden kommen aus der ganzen Region. Die Firma samt Kundenstamm – der korrekte Firmenname lautet übrigens Heinrich Jacob GmbH – hat der gebürtige Hagener an die Blesel GmbH in Hohenlimburg, die heute zur Hees Bürowelt Unternehmensgruppe gehört, verkauft. Die beiden langjährigen „Büro Jacob“-Mitarbeiterinnen werden vom neuen Eigentümer übernommen.

Auch das Lager wird aufgelöst

„Das Ladenlokal hier in der Innenstadt­ wird es aber demnächst nicht mehr geben, ich räume gerade alles aus, auch mein Lager in der Mollstraße“, sagt Dieter Broermann.

Gegründet wurde das alteingesessene Unternehmen am 30. Juni 1921 von Dieter Broermanns Großvater Heinrich Jacob, Jahre später übernahmen Heinrichs Sohn Rolf Jacob sowie Karl-Heinz Broermann (Dieter Broermanns Vater) die Firma. „Ich führe den Betrieb in der dritten Generation, bin seit 1980 im Geschäft. 1987 – also mit 31 – habe ich den Betrieb von meinem Vater und meinem Onkel dann übernommen.“

Was sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert hat? „Im Laufe der Jahre habe ich immer weniger selbst geschraubt, das Geschäft hat sich mehr und mehr in den Einrichtungsbereich verlagert“, erklärt der gelernte Büromaschinenmechaniker-Meister.

Eine historische Schwarz-Weiß-Aufnahme des Ladenlokals. Das Foto ist um 1955 entstanden.
Eine historische Schwarz-Weiß-Aufnahme des Ladenlokals. Das Foto ist um 1955 entstanden. © Michael Kleinrensing

Ergonomische Arbeitsplätze

Heute richtet Broermann für Geschäftskunden vielfach ergonomische Steh-Sitz-Arbeitsplätze ein, außerdem haben Akustik und Beleuchtung an Bedeutung gewonnen. Schallabsorber, indirekte Arbeitsplatzbeleuchtung, Sonnenschutzanlagen – Begriffe, die heutzutage immer häufiger fallen.

16.000 Artikel

„Büro Jacob“ ist in der Badstraße 14 ansässig. Das Gebäude ist im Besitz der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW).

Das Traditionsunternehmen ist in den Bereichen Objekteinrichtung, Objektplanung und Bürobedarf tätig. Das Sortiment umfasst 16.000 Artikel.

Im Privatkundenbereich seien in den vergangenen Monaten besonders Drehstühle gefragt gewesen, „darin spiegelt sich die Zunahme an Homeoffice­-Arbeitsplätzen in der Coronazeit wider“, resümiert Dieter­ Broermann.