Hagen. Auch am Donnerstag bleibt Hagen die einzige Stadt mit einer Inzidenz jenseits der 50. Fast alle NRW-Kommunen liegen inzwischen unter 35.

Die Stadt Hagen belegt seit zwei Tagen wieder den unrühmlichen Spitzenplatz der Inzidenz-Rangliste in Nordrhein-Westfalen. Während die Inzidenz in Bonn, mit 55,5 am Dienstag noch die Stadt mit dem höchsten Wert in NRW, inzwischen auf 44,3 sank, beträgt sie in Hagen am Donnerstag immer noch 50,9. Am Montag hatte Hagen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts mit 45,0 den niedrigsten Inzidenzwert der jüngeren Vergangenheit erreicht.

Nun ist Hagen jedoch die einzige Kommune im gesamten Bundesland, deren Inzidenzwert noch über 50 liegt. Dabei handelt es sich um einen entscheidenden Schwellenwert: Denn nur in Städten, deren Wert an fünf aufeinander folgenden Werktagen unter 50 liegt, kann Inzidenzstufe 2 mit entsprechenden Lockerungen ausgerufen werden. Vorerst bleibt in Hagen Inzidenzstufe 3 (7-Tage-Inzidenz zwischen 100 und 50) in Kraft.

Hagen und Bonn sind auch die einzigen Städte in Nordrhein-Westfalen mit einem Inzidenzwert über 35. Ab diesem Wert werden noch mehr Lockerungen möglich.

Die Lage in den Nachbarkommunen

Für die Hagener Nachbarstädte und Nachbarkreise meldete das Robert-Koch-Institut am Donnerstag folgende Werte: Kreis Unna (mit Schwerte) 21,8 (-6,8), Märkischer Kreis 30,0 (-3,9 zum Vortag), Stadt Dortmund 23,8 (-2,0), Ennepe-Ruhr-Kreis (mit Breckerfeld) 18,8 (-2,8). All diese Kommunen weisen nicht nur einen niedrigeren Wert aus als die Stadt Hagen, sondern die Inzidenz sinkt dort auch schneller.

Den besten Inzidenzwert in Nordrhein-Westfalen wies am Donnerstag der Landkreis Coesfeld mit 5,4 auf – eine in Hagen derzeit unvorstellbare Zahl.

Zwei Kommunen bei 0,0

In der deutschlandweiten Inzidenz-Rangliste belegt Hagen mit dem Wert von 50,9 den elften Platz. Höhere Werte weisen Zweibrücken (73,1), Schweinfurt (73,0), Unstrut-Hainich-Kreis (62,6), Groß-Gerau (62,4), Tuttlingen (59,7), Lindau (57,3), Donau-Ries (55,3), Günzburg (55,1), Ansbach (55,0) und Sonneberg (3,7) auf. In Tirschenreuth (Oberpfalz) und Schwerin beträgt die Inzidenz 0,0.

Immerhin sinkt die Anzahl der Corona-Infizierten in Hagen beständig. Am Donnerstag waren 230 Hagener infiziert, vor einer Woche waren es 321, vor zwei Wochen 433.

Neue Corona-Fälle an vier Schulen

An folgenden Hagener Schulen gibt es neue Quarantänemaßnahmen, da eine positiv auf das Coronavirus getestete Person die jeweilige Einrichtung besucht beziehungsweise dort gearbeitet hat: Ernst-Eversbusch-Hauptschule in Haspe, Sekundarschule Altenhagen, Theodor-Heuss-Gymnasium und Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen.

Das Gesundheitsamt ist mit den Einrichtungen im Austausch und ermittelt die Infektionsketten. Direkte Kontaktpersonen werden gegebenenfalls getestet. Die Abstriche finden bewusst mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung statt, da das Virus sich in der Regel nicht unmittelbar nach Ansteckung nachweisen lässt. Alle Betroffenen müssen bis zum Vorliegen der Testergebnisse zunächst in Quarantäne bleiben.

Sonderimpfaktion für alle Bürger in Eilpe

Dem relativ hohen Inzidenzwert begegnet die Stadt Hagen mit weiteren Sonder-Impfaktionen. Am letzten Mittwoch wurde vor dem Hauptbahnhof geimpft, am heutigen Freitag von 11 bis 16 Uhr auf dem Bleichplatz in Eilpe. Und dort sind nicht nur Anwohner, sondern alle Hagener willkommen, betont Clara Treude, Sprecherin der Stadt.

Möglich machen solche Aktionen weitere Sonderkontingente mit dem Einmalimpfstoff von „Johnson&Johnson“. Die Stadt Hagen hatte aufgrund der hohen Inzidenzwerte schon im März und April zusätzliche Impfstoff-Kontingente erhalten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt „Johnson&Johnson“ nur für Personen über 60 Jahren. Interessierte unter 60 Jahren können auf eigenen Wunsch nach einem Aufklärungsgespräch aber auch geimpft werden.

Schon 2280 Hagener mobil geimpft

Die Impfungen finden unter Betreuung von Ärzten und medizinischem Personal in drei Zelten statt, auch das Arztmobil ist vor Ort.

Bei den bisherigen mobilen Impfaktionen in Altenhagen, Haspe, Hohenlimburg, Wehringhausen, Boele und am Hauptbahnhof wurden über 2280 Menschen geimpft. Durch das gezielte Aufsuchen der Stadtteile erreicht die Stadt Hagen auch die Bürger, die sich über die üblichen Kommunikationskanäle nur schlecht informieren lassen.

Weitere Impfaktionen sind von der Zuteilung weiteren Impfstoffs für Hagen abhängig.

Krisenstab verlängert die Maskenpflicht in Hagen

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Der Krisenstab der Stadt Hagen hat derweil in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen, die Maskenpflicht in den bekannten öffentlichen Bereichen rund um den Hauptbahnhof, auf dem Bahnhofsvorplatz, in der Innenstadt, in den Stadtteilzentren von Boele, Haspe, Hohenlimburg und Elsey sowie in einem Umkreis von 50 Metern rund um Schulen und Kindergärten beizubehalten.

Die entsprechende Allgemeinverfügung werde bis zum 24. Juni verlängert, teilte ein Sprecher der Stadtverwaltung nach der Sitzung des Krisenstabs mit. Zur Begründung führte er an, dass die Anzahl der COVID-19-Neuinfektionen in Hagen zwar zurück gehe, aber die Besucherfrequenz in der Innenstadt und in den Stadtteilzentren mit den Lockerungen (Schulen, Handel, Gastronomie) deutlich zugenommen habe.

Deutlich ansteckendere Mutationen

Erforderliche Abstände könnten nicht immer eingehalten werden. Eine Ansteckung, auch wenn die Möglichkeit einer solchen an der frischen Luft deutlich geringer sei als in geschlossenen Räumen, kann nach Einschätzung des Gesundheitsamtes nicht ausgeschlossen werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der deutlich ansteckenderen Alpha-Mutation und der nach ersten Erkenntnissen noch einmal ansteckenderen Delta-Mutation lässt das Gesundheitsamt deshalb Vorsicht walten.

Am Dienstag hatte die Stadt 16 nachgewiesene Fälle der sogenannten indischen Corona-Variante (B.1.617.2 oder Delta) gemeldet. Diese gingen auf vier voneinander unabhängige familiäre Ausbrüche zurück.

Sollten die Neuinfektionen weiter sinken, so wird der Krisenstab die Maskenpflicht im öffentlichen Raum neu bewerten.