Hagen. Erst jetzt gibt die Staatsanwaltschaft bekannt, wer der Tote von der Bahnhofshinterfahrung in Hagen ist. Er fiel einem Verbrechen zum Opfer.

Wieso hat nie jemand nach Klaus Walter Pauli gefragt oder gesucht? Es ist der Name des Mannes, dessen knöcherne Überreste 2016 und 2019 im Rahmen von Baumaßnahmen an der Hagener Bahnhofshinterfahrung gefunden wurden. Die Knochen konnten nach wissenschaftlichen Untersuchungen eben jenem Langzeitvermissten Klaus Walter Pauli zugeordnet werden können. Er wurde im Jahr 2003 im sauerländischen Menden als vermisst gemeldet und war damals 47 Jahre alt. Rechtsmedizinische Untersuchungen ergaben, dass der Vermisste einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Anfang Juli 2019 musste die Feuerwehr Hagen mit ihrer Drehleiter auf der damaligen Baustelle der Bahnhofshinterfahrung anrücken. Der Grund: Bauarbeiter, die damit beschäftigt waren, den steilen Hang vor Steinschlag mit großen Metallnetzen abzusichern, hatten Knochenteile gefunden. Die Knochen, so viel war schnell klar, gehörten zu einem Menschen. Und sie mussten dort, nur ein paar Dutzend Meter Luftlinie zum belebten Hauptbahnhof und den Edelstahlwerken, schon lange gelegen haben.

Im Juni 2019 sucht die Feuerwehr den Steilhang an der Hinterfahrung ab
Im Juni 2019 sucht die Feuerwehr den Steilhang an der Hinterfahrung ab © Alex Talash

Schon nach Schädelfund war klar: Es war ein Verbrechen geschehen

Was die Öffentlichkeit verblüffte, war für die Ermittler allerdings nur ein weiteres entscheidendes Puzzleteil in einem offensichtlichen Kriminalfall. Denn schon ein Jahr zuvor war unweit der Stelle ein menschlicher Schädel gefunden worden. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab dann schnell: Der Schädel von damals und die nun gefundenen Becken- und Beinknochen, an denen noch Reste von Kleidungsstücken anhafteten, gehören zu ein und derselben Person. Und schon nach dem Schädelfund im Jahr zuvor war schnell klar: Der Mann, zu dem die menschlichen Überreste gehören, war einer Gewalttat zum Opfer gefallen.

Sterbliche Überreste könnten über zehn Jahre in dem Steilhang gelegen haben

Der für Kapitaldelikte wie Mord und Totschlag zuständige Staatsanwalt Nils Warmbold hatte im Juli 2019 ermittlungstaktische Gründen dafür angegeben, dass die ermittelnden Behörden sich öffentlich bedeckt zu dem Fall hielten. „Wir haben Gründe, warum wir nicht all unser bisheriges Wissen der Öffentlichkeit preisgeben“, sagte Warmbold seinerzeit. Nur soviel war klar: Es handelte sich um die sterblichen Überreste eines Mannes, der Mitte der 1950er-Jahre im Sauerland geboren wurde und dort auch wohl zuletzt gelebt hatte. Wie lange der Leichnam genau an dem steilen Hang in Hagen lag, ist nicht ganz klar. Mithin könnten seine sterblichen Überreste also mehr als zehn Jahre in dem steilen Hang gelegen haben. Bis zum heutigen Montag, dem 7. Juni, blieb es dabei, dass nicht mehr bekannt wurde. Jetzt sagen Staatsanwaltschaft und Polizei öffentlich: Es ist Klaus Walter Pauli.

Für die Ermittler ist nach dem Knochenfund schnell klar: Es ist ein Verbrechen geschehen.
Für die Ermittler ist nach dem Knochenfund schnell klar: Es ist ein Verbrechen geschehen. © Alex Talash

Staatsanwaltschaft wollte zunächst weitere Untersuchungen abwarten

Dass mehrere Jahre vergangen sind, ehe die Staatsanwaltschaft mit einem Namen und einem Foto an die Öffentlichkeit geht, erklärt Staatsanwalt Warmbold damit, dass man zunächst weitere Untersuchungsmöglichkeiten habe ausschöpfen wollen. „Das ist nun geschehen. Und nach Auswertung dieser Untersuchungen haben wir uns entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen“, so Warmbold. Es gebe Erkenntnisse darüber, auf welche Weise Klaus Walter Pauli getötet wurde. „Da es sich hierbei aber um Täterwissen handelt, werde ich diese Details nicht öffentlich preisgeben.“ Unklar bleibt somit auch, ob sich an den Überresten Spuren des möglichen Täters befinden. Die Kriminalpolizei Hagen bittet um die Mithilfe aus der Bevölkerung. Wem ist Klaus Walter Pauli von damals noch bekannt und kann eventuell Hinweise zu seinem Umfeld, sowie zu seinen Gewohnheiten machen? Welche Anlaufadressen könnte er in Hagen gehabt haben? Hinweise können den Ermittlern unter 02331/9862066, oder auch jeder anderen Polizeistelle mitgeteilt werden.

Es gebe laut Nils Warmbold Informationen darüber, dass das Opfer vor viele Jahren einmal der Obdachlosen-Szene angehört haben könnte. Vor seinem Verschwinden war das aber nicht mehr aktuell. Denn zu diesem Zeitpunkt habe es eine offizielle Melde-Adresse gegeben.

Klaus Walter Pauli war zum Zeitpunkt seines Todes 47 Jahre alt.
Klaus Walter Pauli war zum Zeitpunkt seines Todes 47 Jahre alt. © Polizei Hagen | Polizei Hagen