Hagen. Verschiedene Corona-Mutationen grassieren in Hagen. Warum es wichtig ist, sich weiter an Hygiene- und Abstandsregeln zu halten. Die Hintergründe

In Hagen gibt es mit Blick auf die Coronainfektionen vermutlich nur noch eine geringe Dunkelziffer Von den 20.936 durchgeführten Schnelltests in den vergangenen sieben Tagen waren 99,6 Prozent negativ – nur in 0,3 Prozent der Fälle wurde ein positives Ergebnis durch einen PCR-Test bestätigt. „Wir vermuten, dass dies eine geringe Dunkelziffer und damit nur wenig unentdeckte Infektionen spiegelt“, betont Stadt-Sprecherin Clara Treude.

Dennoch sei es wichtig, auch trotz voranschreitender Impfungen sich weiterhin konsequent an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten, gerade mit Blick auf die Mutationen: „Insbesondere aufgrund der Mutationen ist es trotz Impfung wichtig, dass die Hygieneregeln weiter eingehalten werden. Bei einigen Mutationen besteht der Verdacht, dass Geimpfte dann weniger gut geschützt sind. Wenn eine große Immunität innerhalb der Bevölkerung besteht, sinkt die Gefahr einer nächsten Welle“, will Clara Treude betonen.

Neue Virus-Mutationen

In der zuletzt veröffentlichten wöchentlichen Statistik der Stadt Hagen, die Einblicke in das Infektionsgeschehen gibt, war plötzlich eine neue Virus-Variante aufgetaucht: B.1.1.28.1, eine brasilianische Mutation (wir berichteten). Gleiche Situation in der Woche zuvor. Dort tauchte plötzlich die Mutation B.1.620 in der Statistik auf. Von dieser Variante sind bislang laut Robert-Koch-Institut (RKI) nur wenige Fälle in Deutschland bekannt. Der Infektionsursprung ist im Hagener Fall unbekannt. Das RKI stuft die Mutation jedoch bislang nur als „Variant of Interest“ ein, nicht wie beispielsweise die britische, brasilianische oder südafrikanische Variante als „Variant of Concern“, also besorgniserregend. Daher hatte die Stadt diese Information vorab nicht veröffentlicht. Laut RKI wurde B.1.620 erst vor kurzer Zeit in Deutschland entdeckt und weist eine Kombination verschiedener Mutationen auf.

Wie viele Mutationen in Hagen bekannt sind? „Es gibt kaum einen Virusstamm ohne Mutation“, erklärt Clara Treude, dass es durchaus möglich ist, dass weitere Mutationen in Hagen grassieren, von denen man bis jetzt nichts weiß, sie jedoch bislang nicht als besorgniserregend gelten.

Wie gefährlich B.1.620 ist, ist noch unklar: „Für eine Beurteilung ist die Datenlage noch nicht ausreichend“, so Treude. Gefunden werden diese Mutationen übrigens per variantenspezifischer Testung: „Per PCR-Test wird hierbei auf die Variants of Concern untersucht. Außerdem werden fünf Prozent der Isolate sequenziert, hierbei wird jede Mutation gefunden, auch die Virusvarianten, die bislang noch nicht als besorgniserregend eingestuft werden und daher nicht öffentlich gelistet werden müssen.“

Vier Ausbrüche von B.1.351

Aktuell seien zudem vier Ausbrüche mit insgesamt 17 Nachweisen der südafrikanischen Mutation (B.1.351) in Hagen bekannt. „Einer dieser Ausbrüche geht auf einen Kontakt außerhalb von Hagen zurück, die anderen Quellen sind unbekannt“, heißt es von der Stadt.

Bei Bekanntwerden einer Mutation werde in Hagen vorsorglich noch strengere Quarantäne bei Kontaktpersonen verhängt und ebenfalls großzügiger Kontaktpersonen getestet, um eine Ausbreitung bestmöglich einzudämmen. Bislang war es dadurch gelungen, eine großflächige Ausbreitung wie bei der britischen Variante, die seit Wochen einen Großteil an den Neuinfektionen ausmacht, bei anderen Varianten einzudämmen.

Derweil werden in Hagen auch Stimmen laut, nicht mehr einzig und allein den Inzidenzwert als Kennziffer für Öffnungsperspektiven heranzuziehen, sondern beispielsweise auch die Mortalitätsrate (siehe Box). Dass die Inzidenz ohnehin in den Städten aufgrund unterschiedlicher Teststrategien wenig vergleichbar ist, hatte zuletzt auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz betont. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Stadt hat aufgrund der vereinbarten Bundes-Notbremse keine Ermessensspielräume.