Hohenlimburg. Die „Lennebrothers“ legen die Erfolgshits der „Lennerockers“ neu auf. Mehr als Nostalgie, sagt Frontmann Michael „Ele“ Koch

Sollte es je eine geeignete Zeit zum Entrümpeln daheim gegeben haben, dann waren es die zurückliegenden Monate der Pandemie. So ähnlich dachten sich wohl auch die Mitglieder der „Lennebrothers Band“ und schnappten sich kurzerhand ein paar verstaubte Hits der goldenen Jahre, um diese mit neuem Sound aufzupolieren. Im Herbst soll das Ergebnis präsentiert werden: „Boogie Woogie Queen“ enthält 14 der erfolgreichsten Hits aus der Ära der „Lennerockers“, frisch eingespielt und vertont. Mit „Scandinavian Rock“ ist die erste Neuauflage des Albums bereits auf der Videoplattform „Youtube“ zu hören.

Mehr als drei Jahrzehnte lieferte die hiesige Kultband Rock ’n’ Roll Songs nach amerikanischem Vorbild. Doch nach rund 2500 Konzerten in mehr als 20 Ländern und über 60.000 verkauften Tonträger endete im Jahr 2017 die Ära der „Lennerockers“. Man wollte einen Schritt kürzer treten, einzelne Mitglieder der Formation wechselten – und aus den Lennerockers wurde die „Lennebrothers Band“, die bis heute auf der Bühne steht. Oder besser gesagt: die bis Oktober auf der Bühne stand. Denn mit der Pandemie wurde ein Konzert nach dem anderen abgesagt. Für Frontmann und Sänger Michael „Ele“ Koch jedoch kein Grund, um den Kopf in den Sand zu stecken: „Ich rege mich nicht über Dinge auf, die ich nicht ändern kann.“

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Frischzellenkur für Tafelsilber

Statt in Untätigkeit zu verharren, ging der Blick zurück auf das eigene musikalische Tafelsilber. Dass die Zeichen für eine Frischzellenkur günstig scheinen, darauf deuten nicht wenige Signale aus der Musikbranche hin: Ende Mai erscheint ein neues Album der „Prinzen“. Auch „Fury In The Slaughterhouse“ bringt eine neue Platte auf den Markt. Und im Juni veröffentlichen die „Rolling Stones“ einen Konzertfilm, aufgenommen 2006 in Rio de Janeiro. Reiten nun auch die Lennebrothers auf der Nostalgie-Welle?

Michael Koch lacht. „Das kann man so sehen.“ Sicher rühre die Motivation hinter dem neuen Album auch ein bisschen daher, dass man sich an die gute alte Zeit erinnere. „Aber das sind auch Songs, bei denen wir sagen: die haben Potenzial – und die sollen auch noch in 30 Jahren Potenzial haben.“ Um das zu beweisen, kamen auch ehemalige Weggefährten wieder ins Studio: So wirkten an den Neuauflagen unter anderem Michael Schott, erster Schlagzeuger der „Lennerockers“, sowie der frühere Bassist Chat Hawkins und der inzwischen verstorbene Dieter Korth (Bass) mit.

„Man hat unseren Songs angehört, dass sie in den 1990er-Jahren aufgenommen wurden. Das wollten wir den Fans heute nicht mehr bieten.“ Um die Songs aufzupeppen, widerstanden sie den Reizen der Digitaltechnik. Keine Verzerrer, keine Synthesizer, keine Elektro-Beats. Dafür echte Instrumente und echte Stimmen. „Wir bleiben dem Handwerk treu.“

Neues „Lyrik-Video“ auf Youtube

Was beim Musikmachen gelingt, passt sich beim Werben dann doch den Gesetzen der Gegenwart an. So erschien „Scandinavian Rock“ auf Youtube als “Lyrik-Video“. Sprich: unterlegt mit vorgefertigten Hochglanz-Bildern passend zum Song. Produziert wurde das Video von einer Firma in Israel. „Wir sind eine deutsche Band, singen uramerikanischen Rock über Skandinavien und das Video ist in Israel entstanden. Das nennt man wohl Globalisierung“, sagt Koch und lacht. Eigentlich sei er kein Freund dieser Lyrik-Videos, aber bei anderen Songs hätten sie gute Erfahrungen mit dem Format gemacht und viele Klicks von Fans ergattert. Die erhoffen sich die Lennebrothers auch in zwei Wochen, wenn sie beim „Rock ’n’ Roll Weekender“ auftreten. Dabei handelt es sich um ein bekanntes Festival der Szene, dass in Vor-Corona-Zeiten viele Bands nach Walldorf lotste. Wegen der Pandemie läuft das Festival diesmal nur über den Bildschirm als „Streaming-Festival“. Fans können sich kostenlos einschalten und um Spenden wird gebeten. Die Lennebrothers Band hat einen 60-Minuten-Auftritt per Kamera gefilmt und als Beitrag für das Festival eingeschickt. Den eigenen Auftritt im Video werde er sich mit einem Bier von zuhause ansehen, erzählt Koch.