Breckerfeld. Das Kalamitätsholz muss aus dem Wald, darunter leiden die Wege. Die Instandsetzung ist teuer. Wie es jetzt weitergeht und welche Probleme es gibt.
Es ist wahrlich ein Dilemma: Die riesigen und nie dagewesenen Mengen an Kalamitätsholz müssen aus dem Wald. Darunter aber leiden die Waldwege, die nicht nur als Wirtschaftswege dienen, sondern auch von Spaziergängern und Radfahrern in der Freizeit genutzt werden, der Allgemeinheit, aber auch der Sicherheit dienen.
„Mit Blick auf die weiterhin anhaltende Trockenheit wird gerade auch der Aspekt der Funktion als Rettungsweg immer wichtiger. Es besteht weiterhin hohe Waldbrandgefahr, auch zu Verletzungen oder Unglücken kann es im Wald kommen. Diese Infrastruktur ist für uns unfassbar wichtig“, sagt der Breckerfelder Förster Volker Neumann. Die Infrastruktur aber ist in Gefahr, da der Zustand vieler Wege sich durch den Abtransport des Borkenkäfer-Holzes verschlechtert.
„Viele dieser Waldwege sind in Privatbesitz. Wir haben in Breckerfeld etwa 50 bis 60 Kilometer an Waldwirtschaftswegen, nur etwa 20 bis 25 Kilometer sind in städtischem Besitz“, betont Dieter Greßhöner, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft.
Und einige Waldbesitzer – „das soll kein Vorwurf sein“ – würden, weil die Zeit drängt, statt auf die FBG zu warten, private Unternehmen (oft aus dem Ausland) anheuern, die das Holz möglichst schnell und teilweise containerweise aus dem Wald schaffen; und dann wieder weg sind.
Zurück bleiben die Wege, mit Lkw-Furchen, im schlammigen Zustand so gut wie nicht befahr- oder begehbar.
„Die Wiederherstellung dieser Wege ist ein Thema, das wir nicht alleine angehen können“, betont Bürgermeister André Dahlhaus. „Es braucht ein Sonderförderprogramm, mit dem die Städte und Kommunen unterstützt werden.“
Finanzielles Fiasko
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Für die Waldbauern waren die vergangenen Jahre ein finanzielles Fiasko. Die Holzpreise fielen in den Keller, die Unmengen an Kalamitätsholz sind kaum noch zu bewältigen. „Mit der ganzen Situation sind natürlich enorme finanzielle Einbußen verbunden. Hinzu kommt Geld, das für die Aufforstung der Flächen in die Hand genommen werden muss. Diese Flächen müssen dann zusätzlich vor Wildverbiss und Schäden geschützt werden. Und dann sind da noch die Wege. Am Ende muss man eine Lösung finden, wie die Instandsetzung bezahlt werden kann“, so André Dahlhaus.
Er sieht darin ein Gemeinschaftsprojekt. „Am Ende profitiert jeder Bürger vom Wald“, betont der Bürgermeister, der sich auch auf politischer Ebene dafür einsetzen will – und dabei nicht ausschließt, dass ein gewisser finanzieller Eigenanteil durchaus gestemmt werden muss.
Es ist auch nicht so, als hätte sich in den vergangenen Jahren nichts getan auf diesen besagten Wegen. „Es sind immer wieder kleine Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt worden“, blickt Greßhöner zurück. Dafür gebe es eine entsprechende Wegebaukasse. Diese könne aber nicht mit solch immensen Beträgen belastet werden.
„Vor vier bis fünf Jahren lagen wir bei Instandsetzungskosten von 12 bis 15 Euro pro laufender Meter“, erklärt Neumann den Hintergrund. Diese Kosten seien deutlich gestiegen. „Wir gehen davon aus, dass sie sich sogar nahezu verdoppelt haben“, gibt er Einblicke. „Die Maßnahmen sind somit für uns finanziell gar nicht leistbar“, will auch Greßhöner noch einmal betonen.
In Breckerfeld sieht man daher den Gesetzgeber mit in der Pflicht - und fordert ein Sonderförderprogramm. „Etwas Vergleichbares hat es auch damals nach Kyrill gegeben“, erinnert sich der Förster zurück. Mit dem Unterschied, „dass die Folgen durch den Borkenkäfer und die Trockenheit tatsächlich noch deutlich drastischer sind“.
Wie geht es weiter?
Aber wie geht es nun weiter mit den Waldwegen? „Erstes Ziel ist, das gesamte Kalamitätsholz aus dem Wald zu schaffen. Danach wird es eine Bestandsaufnahme über den Zustand der Wege geben.“ Bis das Holz aus dem Wald ist, werde mindestens noch das Jahr 2021 verstreichen, schätzt Neumann. „Danach gehen wir die Bestandsaufnahme und hoffentlich auch zügig die Instandsetzung an, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen sind“, gibt sich Bürgermeister André Dahlhaus optimistisch.