Hagen. Für Genesene und Geimpfte entfällt künftig auch in Hagen unter bestimmten Bedingungen die Testpflicht. Hohe Inzidenz verhindert weitere Öffnungen

Jetzt braucht es nur noch einen kleinen Zettel für ein kleines bisschen mehr Normalität: Seit Montag gilt für die Hagenerinnen und Hagener, die vollständig geimpft oder genesen sind, dass sie mit Negativ-Getesteten gleichgestellt werden. Heißt: Sie brauchen keinen negativen Corona-Test mehr für den Einkaufsbummel in der Stadt, einen Friseur- oder Schulbesuch. Auch die vorher geltende Einreisequarantäne fällt weg.

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Für wie viele Hagener genau das aber nun zutrifft, kann niemand sagen. Als Genesene in der Statistik geführt werden 9754 Bürger, 24.281 Hagener haben ihre Zweitimpfung bereits erhalten. „Aber nicht auf alle treffen die Voraussetzungen zu. Es gilt die Regel: Die Zweitimpfung muss mindestens 14 Tage zurückliegen, eine Corona-Erkrankung muss mindestens 28 Tage, aber maximal sechs Monate zurückliegen. Es kann durchaus auch sein, dass jemand, der in Ennepetal gemeldet ist, aber hier arbeitet, in Hagen geimpft wurde“, erklärt Stadt-Sprecherin Clara Treude. Insgesamt 66.262 Menschen warten in Hagen auf ihre zweite Vakzin-Dosis, 952 Erkrankte gibt es derzeit in der Volmestadt. Von Tag zu Tag wird nun die Zahl derer steigen, die von den Lockerungen profitieren können. Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen bestünden zunächst weiterhin.

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Derweil nimmt die Diskussion um die Öffnung von Gastronomiebetrieben und Hotels wieder an Fahrt auf. „Es ist längst überfällig, hier Öffnungsperspektiven zu schaffen. Da nun festzustehen scheint, dass weder von Geimpften noch von Genesenen eine Infektionsgefahr ausgeht, gibt es aus meiner Sicht auch keinen ersichtlichen Grund dafür, Gastronomiebetriebe oder Hotels weiter geschlossen zu halten“, formuliert Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Westfalen, seine Erwartungen an die Politik.

Notbremse verhindert Öffnungen noch

In Hagen greift bei einem Inzidenzwert, der weiterhin jenseits der 200er-Marke liegt, jedoch nach wie vor die Notbremse. Alle Geschäfte (bis auf der Einzelhandel des täglichen Bedarfs), Kultureinrichtungen und Gastrobetriebe sind nach wie vor dicht. Eine Prognose, wann der Inzidenzwert endlich wieder unter die ersehnte 100er- oder zumindest die 150er-Grenze sinkt, vermag aktuell niemand zu geben.

Wenn es dann aber soweit ist, müssen Geimpfte und Genesene nur noch einen schriftlichen Nachweis vorlegen. „Mit der neuen Regelung wird es aus meiner Sicht für die Menschen schon wieder attraktiver, rauszugehen“, sagt Kosmetikerin Cornelia Schmacke. Ihr Laden ist derzeit noch geschlossen.

Sie fürchtet sich nicht vor den anstehenden Änderungen: „Aus meiner Sicht ist das kein Mehraufwand. Ob nun ein negatives Testergebnis kontrolliert wird, oder ein schriftlicher Nachweis über die Impfung oder Erkrankung - das macht keinen großen Unterschied“, sagt die Hagenerin. Und am Ende, so Clara Treude, könne „natürlich auch jeder, der negativ getestet wird, die Angebote nutzen.“ Deswegen kann sich jeder Bürger einmal pro Woche kostenlos testen lassen - jeder Test, der darüber hinaus geht, muss allerdings selbst gezahlt werden.

Wer kontrolliert die Einhaltung?

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„Es wird natürlich nicht so sein, dass das Ordnungsamt in Geschäfte oder Läden geht und dort jeden Kunden auffordert, einen Impf-Nachweis vorzulegen“, betont Clara Treude. Kontrolliert würden - wie bereits in der Vergangenheit auch - die Betriebe selbst. „Sie müssen nachweisen können, dass alle Kunden entweder negativ getestet, oder aber mit einem entsprechenden Nachweis im Laden sind.“ Die Kontrollen erfolgten stichprobenartig oder nach expliziten Hinweisen auf Verstöße.

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Für alle Einzelhändler sei die Situation angesichts der langen Schließungen nach wie vor dramatisch, betont City-Manager Wladimir Tisch im Gespräch. Am Ende bleibe noch die Frage offen, wie die neuen Vorgaben von den Einzelhändlern kontrolliert und nachgehalten werden müssen. „Wir wollen uns im Laufe der Woche dazu mit den Einzelhändlern abstimmen“, so Tisch mit Blick auf die hohe Inzidenz, die genug Zeit für entsprechende Abstimmungen zulässt. Zumindest die 150er-Grenze müsste man in Hagen nun erreichen, damit ein Einkauf nach Terminbuchung wieder möglich ist. „Die Zahl der Geimpften steigt kontinuierlich, wir merken alle: Es geht voran. Das ist ein Lichtblick“, so der City-Manager.

Kontrollierte Öffnung gefordert

Noch ist hingegen ungewiss, wann Hotels und Gastronomie wieder öffnen können - und unter welchen Bedingungen. „Wir fordern das seit Wochen und Monaten, aber bis jetzt gibt es nicht mal eine Perspektive auf eine Perspektive. Und aus gesundheitlicher Sicht spricht nichts mehr gegen eine kontrollierte Öffnung, auch nicht mit Blick auf die Innengastronomie oder Diskotheken“, betont Volker Martin. „Die Rückgabe der Grundrechte spielt dabei auch eine erhebliche Rolle.“ Jetzt sei es an der Zeit, dass die Landesregierung Wege aus der Krise aufzeigt. „Die Kontrolle der Nachweise ist dabei eine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, welche Masse an Auflagen es für Gastronomen oder Hoteliers gab.“