Hagen. Trotz diverser Zweifel und offener Fragen: Die Politik startet das Bebauungsplanverfahren für die neue Großsporthalle im Sportpark Ischeland.

Die Bezirksvertretung Mitte hat die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens für die neue Mehrzweckhalle am Sportpark Ischeland auf den Weg gebracht. Trotz einer Gegenstimme aus dem Linken-Lager und diverser Enthaltungen gab es eine breite Mehrheit für diesen Einstiegsschritt, der vor allem die Perspektiven des Spitzensports in Hagen – vorzugsweise der Hand- und Basketballer – langfristig sichern soll. Baudezernent Henning Keune machte deutlich: „Nach den bisherigen Erkenntnissen haben wir die Gewissheit, dass das Projekt funktionieren kann.“ Natürlich seien im Rahmen des weiteren Verfahrens Stolpersteine nicht auszuschließen, „doch wir erwarten diese nicht“.

Platz für bis zu 5000 Sportfans

Nachdem er mit seinen ursprünglichen Ambitionen auf der Westside hinter dem Hauptbahnhof auf wenig Gegenliebe gestoßen war, präsentierte Eintracht-Chef Detlef Spruth (71) im vergangenen Jahr seine Idee, alternativ auf dem Aschensportplatz neben der Ischelandhalle für einen zweistelligen Millionenbetrag über eine private Stiftung eine 100 x 77 Meter große Arena für bis zu 5000 Sportfans entstehen zu lassen, die zugleich als Mehrzweckhalle auch für Kulturveranstaltungen genutzt werden könne. Ein Vorstoß, den Oberbürgermeister Erik O. Schulz als wichtigen Impuls für die Stadtentwicklung wertete.

Reaktionen aus der Politik

Grünen SprecherHans-Georg Panzer kritisiert die in seinen Augen arg verkürzte und oberflächliche Betrachtungsweise der vom Investor bestellten Experteneinschätzungen: „Ich halte es für eine kühne These, dass die Stadthalle nicht tangiert wird.“ „Die Gutachten des Investors sind auf Plausibilität geprüft, deshalb gebe ich sie guten Gewissens weiter“, betont hingegen Stadtbaurat Henning Keune.

Hagen-Aktiv-Sprecherin Gertrud Masuch bezweifelt derweil die grundsätzliche Notwendigkeit der Sportarena und vermisst konkrete Zahlen zum Verkehrsaufkommen. Dazu stellt Barbara Hammerschmidt, Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung, klar, dass die Würdigung dieser Details erst im Rahmen des Verfahrens stattfinde und diskutiert werde.

Bislang gehe es in dieser ersten Phase, so die Vertreterin der Fachverwaltung, lediglich um die grundsätzliche Möglichkeit, eine solche Arena zu errichten. „Dieses Projekt kann nur ein Gewinn sein, und es ist umsetzbar“, unterstreicht Keune.

Doch aus der Politik gab es auch Skepsis: Inwieweit beeinträchtigt das Projekt die Zukunft von Stadthalle, Krollmann-Arena und Westfalenbad? Und welche Gefahr besteht, wegen fehlender Parkplätze und nächtlicher Lärmbelästigung wie bereits im Jahr 2005 vor dem Oberverwaltungsgericht in Arnsberg zu scheitern?

Konkurrenz zur Stadthalle

Inzwischen ist die Verwaltung aufgrund einer vertiefenden Betrachtung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Existenz der anderen Freizeit- und Kulturstätten in Hagen nicht gefährdet werde. Vielmehr decke die Mehrzweckarena auf dem Sport- und Event-Terrain einen Bedarf ab, den Hagen im Vergleich zu anderen Oberzentren bislang nicht anbieten könne. So seien die Kapazitäten der Stadthalle (1686 Zuschauer bestuhlt, 2900 stehend) limitiert und das Raumkonzept eher auf Kongresse, Messen und Tagungen ausgelegt. Und auch die Ischelandhalle biete längst nicht mehr die Publikumskapazitäten, die heute von den Spitzen-Profiligen gefordert würden.

Parkplatz-Situation

Wie auch für die Ischelandhalle würden für die neuen Arena die Stellplätze an der Stadionstraße, im Parkhaus neben dem Stadion sowie auf dem Otto-Ackermann-Platz zur Verfügung gestellt werden. Das setzt voraus, dass der Betreiber, ähnlich wie Hagenbad oder auch das Stadion, sich mit seinen Eventterminen dem städtischen Sportanlagenmanagement des Servicezentrums Sport unterwirft, um publikumsträchtige Parallelveranstaltungen auszuschließen bzw. zu koordinieren. Konkret bedeutet dies: Bei Veranstaltungen in der neuen Arena wird die Ischelandhalle künftig lediglich dem Schulsport oder dem Trainingsbetrieb der Vereine zur Verfügung stehen. Umgekehrt wären dort Jugendwettkämpfe möglich, während in der neuen Mehrzweckhalle parallel die Gastmannschaft am Vortag eines Erstligaspiels trainiert oder die Bühne für ein Konzert montiert wird.

Zukunft Ischelandhalle

Grundsätzlich geht die Stadt davon aus, dass die Traditionssportstätte weiterhin stark genutzt wird. Sie dient künftig bis 16 Uhr vorzugsweise als Schulsport- und im Anschluss als stark nachgefragte Trainingshalle. Außerdem können dort Wettkämpfe mit geringerem Zuschauerzuspruch, beispielsweise für Nachwuchsmannschaften, stattfinden. Die Stadt spricht von einem ganzheitlichen und nachhaltigen Sportbetrieb für den Profi-, Breiten- und Freizeitsport.

Gefahr für das Westfalenbad

Trotz der in der neuen Arena integrierten Sauna-, Physio-, Cardio- und Fitnessbereiche sowie Bewegungsbecken, Kletterhalle und Gastronomie sieht die Verwaltung angesichts der völlig unterschiedlichen Nutzergruppen zurzeit keine Konkurrenzsituation zum Westfalenbad. Die Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG), unter deren Dach Stadthalle und Westfalenbad agieren, hat sich mit der Stadt auf die Formulierung verständigt, „dass die Auswirkungen der geplanten Halle auf die Nutzung und den Betrieb der genannten Einrichtungen als betriebswirtschaftlich neutral bewertet werden“.

Lärmbelästigung in der Nacht

Vor 16 Jahren ist die Stadt mit der Idee einer Mehrzweckhalle im Sportpark schon einmal krachend juristisch gescheitert, weil die Beeinträchtigung der angrenzenden Wohngebiete nicht ausreichend gewürdigt wurde und Stellplatzfragen unbeantwortet blieben. Hier will die Stadt diesmal im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens ihre Hausaufgaben sauber abarbeiten, die Interessen der Anwohner gebührend würdigen, konkrete schalltechnische Auflagen formulieren und somit dafür sorgen, dass die Nachtruhe der Menschen bewahrt bleibt. Alle notwendigen Details, die sich aufgrund einer novellierten Sportanlagenlärmschutzverordnung zugunsten des Projektes verändert haben, lassen sich im Bebauungsplan festlegen. Dieser soll Anfang 2022 stehen, so dass im selben Jahr begonnen werden könnte.