Hagen. Der spektakuläre Querverschub ist zwar seit acht Wochen vorüber, doch auf der Baustelle der Lennetalbrücke herrscht nach wie vor Hochbetrieb.
Acht Wochen ist es her, seit der spektakuläre, bundesweit einzigartige Querverschub der Lennetalbrücke auf der A 45 über die Bühne gegangen ist. Doch während oben täglich 90.000 Autos und Lastwagen über das 30.000 Tonnen schwere Bauwerk brausen, gehen unten die Bauarbeiten weiter. „Ohne dass die Autofahrer etwas davon bemerken“, sagt Projektleiter Michael Neumann von der Autobahn GmbH des Bundes: „Unser Baubüro werden wir wohl erst im nächsten Jahr demontieren.“
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Derzeit werden die 13 Behelfspfeiler, auf denen die in Richtung Frankfurt führende Fahrbahnhälfte vor dem Verschub ruhte, abgerissen. Ununterbrochen reißen monströse Kräne, Bagger, Radlader und Materialumschlagmaschinen Beton und Spannglieder nieder, sortieren die recycelbaren Stoffe und transportieren sie ab. „Hier wird nichts weggeworfen“, sagt Neumann. So wird ein Teil des Betons für die Geländeaufbereitung des ehemaligen Opel-Standortes in Bochum genutzt.
Noch nicht für Verkehr freigegeben
Im Gegensatz zu den 26 endgültigen Pfeilern, die der Brücke für die nächsten 70 Jahre Halt geben sollen, waren die Behelfsstützen innen hohl, statisch jedoch genauso ausgelegt wie die tulpenartig auslaufenden, schlussendlichen Träger. Und noch immer ist der verschobene Teil der Brücke nicht für den Verkehr freigegeben; das geschieht erst, wenn die Achsen Zug um Zug in ihre endgültige Lage versetzt worden sind. „Auch davon bekommen die Verkehrsteilnehmer nichts mit“, versichert Neumann.
Kein Wunder, dass allein die Aufräumarbeiten auf einer Baustelle dieser Größenordnung mehrere Monate in Anspruch nehmen. So hat die Autobahn GmbH zugesagt, während der Bauarbeiten beschädigte Abschnitte der Dolomit-, Sudfeld- und Verbandsstraße zu sanieren.
Ökologische Maßnahmen
Vor allem aber die ökologischen Maßnahmen zur Renaturierung des unterhalb der 980 Meter langen Brücke liegenden Geländes sind von dem Ehrgeiz getrieben, Naturhaushalt und Landschaftsbild zu schützen.
Als Ausgleich für den unvermeidlichen Eingriff in die Natur, den solch ein Bauvorhaben nun mal mit sich bringt, wurde nahe der Brücke ein alter Stollen als Fledermaus-Quartier geöffnet, auf einer Wiese ein Flachgewässer angelegt und die Lenne entfesselt. Inzwischen sei dort der seltene Flussregenpfeifer gesichtet worden, freut sich Christoph Geck, Umweltbau-Begleiter bei der Autobahn GmbH: „Wir wollen das Gelände so herrichten, dass der Vogel hier gut brüten kann.“
Zudem werden 3000 Sträucher und 2000 Bäume gepflanzt. Und an den Pfeilern der Brücke sollen Nistmöglichkeiten für den seltenen Wanderfalken geschaffen werden. „Wir wollen auch die Lenne und ihre Ufer wieder in einen guten ökologischen Zustand versetzen und die Fehler der 60er Jahre, als der Fluss eingezwängt wurde, rückgängig machen“, heißt es dazu aus dem Umweltamt der Stadt Hagen.
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Demontiert werden soll noch im Mai der vor sechs Jahren auf der Lennetalbrücke aufgestellte Superblitzer, der der Stadt Hagen millionenschwere Einnahmen bescherte (allein 2016 waren es 4,4 Mio. Euro). Mittlerweile ist das Messgerät den meisten Autofahrern bekannt, 2019 brachte es nur noch 875.000 Euro ein.
Und von Beginn an war klar, dass das Messgerät mit dem Ende der Bauarbeiten seine Existenzberechtigung verlieren würde. Wenn der Verkehr auf allen sechs Spuren der Lennetalbrücke im Sommer also freigegeben werden kann, wird die Anlage verschwunden sein.
Ein Video zum Abrisse sehen Sie auf hagen