Hagen. Nur ein Covid-19-Patient wird derzeit in Hagen beatmet. Derweil gibt es neue Nachrichten zu Terminen und Astra-Zeneca aus dem Impfzentrum.

Die Leiterin des Hagener Gesundheitsamtes, Dr. Anjali Scholten, beurteilt die Corona-Lage in Hagen angesichts einer Inzidenz von 274 weiterhin kritisch: „Wir haben anhaltend hohe Zahlen, wobei man eine deutliche Verschiebung der Betroffenen in die jüngeren Altersstufen bis 60 Jahre sieht.“ Die Impfkampagne zeige jedoch Wirkung, was man sehr gut an der inzwischen entspannteren Situation in den Hagener Alten- und Pflegeheimen sehe.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) vermeldete am Donnerstag, dass in Hagen derzeit elf von 81 Intensivbetten noch frei sind. Sechs Betten seien mit Covid-Patienten belegt, von denen wiederum einer beatmet werde. Dr. Scholten geht davon aus, dass die Belegungsdichte noch zunehmen wird: „Bei hohen Inzidenzen spiegelt sich dies mit zeitlichem Verzug auf den Stationen wider.“

Das Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten sei im Vergleich zur zweiten Welle, in der viele über 80-Jährige betroffen waren, deutlich jünger. Die Folge: Die durchschnittliche Behandlungsdauer ist länger, weil die jüngeren Patienten länger beatmet bzw. behandelt werden, während viele der älteren Patienten die intensivmedizinische Behandlung nicht so lange überlebt haben.

Impftermine sind nicht verschiebbar

Derweil tun sich im Hagener Impfzentrum ganz andere Probleme auf, wie dessen Leiter Dr. Rolf Kinzius zu berichten weiß: „Es treten vermehrt Impflinge an uns heran, die den zweiten Impftermin verlegen möchten, weil sie einen Urlaub planen oder privat etwas vorhaben.“ Einem solchen Wunsch könne nicht entsprochen werden, so Kinzius. Damit würde nicht nur der Ablauf der Impfkampagne gestört, sondern es bestehe die Gefahr, dass dann Impfdosen nicht verbraucht und weggeworfen werden müssten: „Und das kann niemand wollen.“

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Von den rund 58.000 Hagenern, die im Impfzentrum bereits die erste Impfung erhalten haben, wurde übrigens rund 16.000 das in die Diskussion geratene Vakzin Astra-Zeneca gespritzt. Deren Zweitimpfung, so die Stadt Hagen, findet grundsätzlich in einem Abstand von zwölf Wochen statt. Personen über 60 Jahren werden dann erneut mit Astra-Zeneca geimpft, bei unter 60-Jährigen wird Biontech oder Moderna verwendet. Nur im Einzelfall und nach ärztlicher Aufklärung kann auch bei Personen unter 60 Jahren eine Zweitimpfung mit Astra-Zeneca erfolgen.

Behörden geben unterschiedliche Empfehlungen

Allen Einwänden zum Trotz hält Dr. Kinzius Astra-Zeneca für einen ausgesprochen sicheren und hochwirksamen Impfstoff: „Uns liegen inzwischen wissenschaftliche Daten in großer Menge vor, Astra-Zeneca kann ich daher nur empfehlen.“ Vor allem in der Gruppe der über 60-Jährigen gebe es so gut wie keine Nebenwirkungen.

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Bei Frauen unter 60 seien die gefürchteten Venenthrombosen dagegen im Verhältnis 1 zu 32.000 aufgetreten: „Extrem selten also. Das ist so, als würde man lieber kein Auto fahren, weil ja ein Unfall passieren könnte.“

Erst Zweitimpfung gewährleistet Vollschutz

Die Ständige Impfkommission beim Robert-Koch-Institut in Berlin habe dies jedoch zum Anlass genommen, Astra-Zeneca nur noch für über 60-Jährige zu empfehlen, während die Arzneimittelzulassungsbehörde der Europäischen Union das Vakzin uneingeschränkt für alle Altersklassen empfehle: „Dass dadurch Verunsicherung in der Bevölkerung erzeugt wird, kann ich gut nachvollziehen. Man muss sich schon sehr intensiv mit der Materie beschäftigen, um das alles zu verstehen.“ Er halte es persönlich für sinnvoller, Impflingen, die beim ersten Termin Astra-Zeneca erhalten hätten, auch bei der Zweitimpfung dieses Mittel zu spritzen.

Das Impfzentrum bittet jedenfalls alle impfberechtigten Personen unter 60 Jahren, sich vor dem Impftermin Gedanken über den geplanten Impfstoff zu machen. Erst nach der Zweitimpfung ist der vollständige Impfschutz gewährleistet.