Eilpe. Abiturienten aus Hagen rebellieren gegen eine zu schwere Abi-Klausur. Angesichts der Corona-Pandemie fühlen sie sich ungerecht behandelt.

Es sind aufregende Tage. Tage voller Stress, Tage, an denen es um die Zukunft geht. Und genau die – so fürchten Schüler der Gesamtschule Eilpe – könnte ihnen gerade verbaut werden. Denn die angehenden Abiturienten haben am Donnerstag ihre erste Abi-Klausur im Leistungskurs Englisch geschrieben. Und die Aufgaben, die dort zentral vom Land Nordrhein-Westfalen gestellt wurden, waren ihrer Meinung nach so komplex und so umfangreich, dass sie sich kaum bewältigen ließen. Deshalb haben Kaan Celik und Jana Pacht jetzt eine Petition im Internet gestartet.

„Schüler aus ganz NRW sind in Aufregung angesichts dieser ungerechten Prüfung“, sagt Jana Pacht. „Obwohl wir sowieso durch die Corona-Pandemie und den Unterrichtsausfall einen Nachteil hatten, wurden uns im Vergleich zu den Klausuren in den vergangenen Jahren noch schwierigere Klausuren gestellt.“

Thema im Unterricht nicht behandelt

Seit 2007 gibt es in Nordrhein-Westfalen zentrale Prüfungen

Das Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen gibt es seit 2007.

Seither werden den Schülern landesweit einheitliche Aufgaben gestellt.

Das Jahr 2013 stellte eine Besonderheit dar, weil gleich zwei Jahrgänge ihr Abitur ablegten. Die letzten Jahrgänge, die nach 13 Jahren ihr Abitur abgelegt haben und die ersten, deren Schullaufbahn nach zwölf Jahren endete.

Diese Reglung ist zurückgenommen. Die jetzigen Siebtklässler an Gymnasien legen nach 13 Jahren ihre Abi-Prüfung ab.

Das Gegenteil hatten die Schüler erhofft. „In einer der Klausuren, die wir auswählen durften, ging es um eine Gedicht über Nigeria“, sagt Kaan Celik, „dabei haben wir im Leistungskurs das Thema Gedichtsanalyse gar nicht behandelt. Woher sollen wir das können?“

Die Alternativen: eine Text über Großbritannien im Wandel zwischen Moderne und Tradition sowie einer über den „American Dream“. „Den haben bei uns die meisten Schüler gewählt“, sagt Kaan Celik, „aber darin kamen Fachbegriffe vor, die man sich nicht einmal mit Wörterbüchern erschließen konnte.“ Hinzu kommt: In einer der Aufgaben ging es darum, einen Text aus dem Deutschen zusammenzufassen und zu übersetzen. „Darin“, Kaan Celik, „ging es um Schrebergärten. Was hat das mit dem Thema ,American Dream’ zu tun?“

Längere Texte als in den Abi-Prüfungen zuletzt

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Darüber hinaus kritisieren die Schüler, dass die Texte wesentliche länger gewesen seien als in den Abi-Klausuren der Vorjahre. „Ein weiterer Nachteil“, so der 19-Jährige, der wie seine Mitschüler erst einen Tag vor der ersten Klausur erfahren hatte, dass er überhaupt zum Abitur zugelassen war. „Wir hatten alles angesichts der in diesem Jahr erschwerten Bedingungen auf Rücksichtnahme gehofft. Davon aber war nichts zu spüren.“

Durch ihre Petition, der sich bis gestern Nachmittag bereits mehr als 7500 Nutzer angeschlossen hatten, wollen die Schüler die Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf ihre Lage aufmerksam machen. „Wir möchten, dass bei der Bewertung darauf Rücksicht genommen wird“, so Kaan Celik.

Gelassenheit im Bildungsministerium

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Im Ministerium allerdings gibt man sich gelassen. „Es ist nachvollziehbar, dass Schülerinnen und Schüler, die mit einer Aufgabenstellung nicht so gut zurechtgekommen sind, wie sie sich das nach einer intensiven Lernphase erhofft hatten, die Möglichkeit nutzen, sich in sozialen Netzwerken darüber auszutauschen“, heißt es aus dem Ministerium. Und weiter: „Soweit es dabei um den mit der Aufgabe bereitgestellten Text eines Journalisten der New York Times bezieht, so stellt sich das Meinungsbild durchaus differenziert dar: Neben Kritik hat es auch viel Zuspruch zur Auswahl des Textes und der damit verbundenen Aufgabenstellungen gegeben.“ Die Texte seien in der Tat länger, aber einem Leistungskurs durchaus angemessen.

Die Schülerinnen und Schüler seien in der gesamten Qualifikationsphase auf solche Klausuren vorbereitet worden, insbesondere auch in der sogenannten „Vorabiturklausur“, die unter Abiturbedingungen geschrieben werde.

Im Übrigen sei deshalb auch die Klausurdauer erhöht worden. Die Klausuren würden jetzt wie vorgesehen auf Grundlage der geltenden Vorgaben und Maßstäbe bewertet.