Hagen. Wechsel an der Spitze der Märkischen Bank. Auf Hermann Backhaus folgt Artur Merz. Aber wer ist der 54-Jährige eigentlich?

Natürlich ist er noch der Neue, ein wissbegieriger Entdecker und Forscher, manchmal bloß neugieriger Beobachter. Aber er hat auch schon Orientierung, lernt zunehmend die Region und ihre Menschen kennen. Seit Dezember vergangenen Jahres pirscht sich Artur Merz an die Märkische Bank heran, inzwischen hat er als Vorstandssprecher und Nachfolger von Hermann Backhaus die Regie an der Bahnhofstraße übernommen. Aber wie tickt eigentlich dieser Typ, dem 67.417 Kunden in der Region – egal ob Privatleute oder Unternehmen – ihre Geldgeschäfte anvertrauen?

„Ich bin bestimmt kein klassischer Besserwisser“, betont der 54-Jährige, dass ihm sein Amtsvorgänger Backhaus mit 47-jähriger Märkische-Bank-Erfahrung sowie Vorstandskollege Achim Hahn nicht nur den Einstieg leicht gemacht, sondern auch in ein bestens aufgestelltes Haus aufgenommen hätten. Daher gebe es auch gar keinen Grund, wie ein Irrwisch in bewährte und erfolgreiche Abläufe reinzugrätschen. Zumal die allgegenwärtige Corona- und Homeoffice-Situation es dem gebürtigen Rheinländer in unzähligen Videorunden nicht gerade erleichtert, vor allem die emotionale Witterung für das Miteinander, die Unternehmenskultur sowie die Normalität der Arbeit im zweitgrößten Hagener Bankhauses aufzunehmen.

Wurzeln im Rheinland

Der Diplom-Kaufmann aus dem Rheinland, der in Dormagen gelebt, in Overath sein Abitur abgelegt sowie in seiner Geburtsstadt Köln Ausbildung und Studium absolviert hat, lebt inzwischen mit Frau sowie „zwei Pubertieren“ (Sohn 14, Tochter 12) im münsterländischen Senden in einem Haus am Dortmund-Ems-Kanal. Ein regionaler Spagat, der Merz sowohl den Umgang mit der rheinischen Laissez-faire-Haltung sowie der westfälischen Zurückhaltung, aber auch herzlichen Verbindlichkeit gelehrt hat. Eine Lebenserfahrung, die ideal mit dem eher direkten, oft ungeschminkten Hagener Menschenschlag korrespondiert. „Das passt schon“, fühlt er sich nicht bloß im Bank-Team gut aufgenommen.

„Ich habe eine Wohnung in der Hagener Innenstadt“, pendelt er aktuell nur sporadisch in seine etwa 80 Kilometer entfernte Familienheimat und freut sich schon heute auf die Besuche seines Sohnes zu Eishockey-Spielen in Iserlohn oder beim Basket- und Handball in Hagen. Seine Frau möchte er wiederum von den Shopping-Qualitäten der Hagener Innenstadt überzeugen: „Ich habe hier schon viele interessante Angebote entdeckt – sowohl zum Einkaufen als auch zum Essen“, zeigt sich der FC-Köln-Fan von der Hagener Innenstadt positiv überrascht. Von einer Liebelei in Jugendzeiten, die ihn einst im rheinischen Karneval mit einer Hagenerin zusammenführte, kannte Merz den Hauptsitz der Genossenschaftsbank bislang vorzugsweise auf dem Verkehrsfunk.

Hohe Sportaffinität

Das vielfältige gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wird der leidenschaftliche Jogger und Schwimmer, der für sein Wohlbefinden auch noch ein Fitnessstudio sucht und schon mit größtem Interesse tagtäglich auf die verriegelten Pforten des Stadttheaters blickt, vermutlich erst nach der Pandemie erschnuppern. Denn der einstige Luftwaffen-Soldat ist gekommen, um zu bleiben: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass das meine letzte berufliche Station sein wird“, lernt der Nicht-Metropolen-Fan die Größe Hagens und der Märkischen Region soeben schätzen. Und seine hohe Sportaffinität soll bald auch in der Eishockey-Halle am Seilersee sowie bei den Ballsportlern am Ischeland dafür sorgen, Tuchfühlung in dann irgendwann wieder mit Emotionalität prall gefüllten Arenen zu den Menschen aufzunehmen – nicht bloß als Vertreter eines Sponsors, sondern vor allem aus Interesse an den Kunden. „Ich schätzte es, hier als Unternehmer auf einem überschaubaren Terrain eng mit den Menschen, ihren Bedürfnissen und Wünschen an ein Bankhaus arbeiten zu können.“

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Dabei geht es Merz keineswegs bloß um eine Steigerung der Bilanzsumme von aktuell 1,5 Milliarden Euro, sondern vor allem um die Bewahrung des Vertrauens und der Kundenbindung, während alle bloß über Digitalisierung und Homebanking sprechen. Für den Finanzprofi keineswegs ein Widerspruch, aber ein Themenfeld, das er ausbalanciert betrachtet: „Heute braucht man den Berater nicht mehr für eine Überweisung, den Kontoauszugsausdruck oder eine Barabhebung, aber wir müssen uns auf jene Dinge konzentrieren, wo wirklich noch der individuelle Rat, Kompetenz und Vertrauen – beispielsweise bei einer Baufinanzierung – gefragt sind.“

Keine Fusionen im Blick

Der 54-Jährige selbst setzt bei seinen privaten Bankgeschäften auf Diversifikation, also jenen intelligenten Mix aus Immobilien, Gold, Aktien oder Fonds, der Anlage-Kunden in Niedrigstzins-Zeiten auch in den meisten Beratungsgesprächen ans Herz gelegt wird. Dabei hält er es mit der Haltung der Börsenlegende André Kostolany: „Kaufen und vergessen, dass man es hat!“

Fixe Zielmarken, die er mit der Märkischen Bank in den nächsten zehn Jahren auf Gedeih und Verderb erreichen möchte, hat sich der neue Vorstandssprecher nicht gesetzt: „Natürlich geht es immer um das Thema Ertrag-Kosten-Relation, regulatorische Herausforderungen sowie Eigenkapitalquote.“ Dabei schaut Artur Merz weniger auf Wachstum durch Verschmelzungen mit anderen Bankhäusern: „Ich strebe keine Fusionen an. Die Märkische Bank betrachte ich eher als ein flexibles Schnellboot mit starken Partnern im Rücken, sie soll aber kein schwerfälliger Tanker werden. Regionalität ist unser Pfund – das gilt es zu bewahren.“