Hagen. 73.000 Menschen folgen ihm bei Instagram. Aus seinem Hobby-Kanal ist eine Plattform mit großem Werbe-Potenzial geworden.
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Panini, was macht eigentlich Panini? Genau: Sammelalben. Und den meisten Sammlern oder jenen, die es früher mal gemacht haben, dürfte das italienische Verlagshaus mit Klebebildchen aus dem Fußball-Bereich in Erinnerung geblieben sein. Nun ja, vielen Nostalgikern wird verborgen geblieben sein, was Panini heute noch so alles herausgibt. Die Welt hat sich nämlich in einer Geschwindigkeit weitergedreht, dass vieles, was mal Sammelkult war, abgelöst worden ist. Mächtigen Einfluss darauf haben soziale Netzwerke wie Instagram. Und das schlägt den Bogen zu dem elfjährigen Jeremy Hein aus Hagen. Leidenschaftlicher und talentierter Springreiter mit über 70.000 Menschen, die ihm und seinem Kanal „Jeremys Ponyteam“ bei Instagram folgen.
Verlagshaus Panini widmet Jeremy Hein das Klebebild Nummer 125
Panini hat nun ein Album mit Menschen wie dem jungen Hagener herausgebracht. Arbeitstitel: Petfluencer. „Für Jeremy ist Instagram eigentlich nur eine Art Pferde-Tagebuch gewesen“, sagt seine Mutter Nina Hein. Es geht um den Sport, das Springreiten. Jeremy nutzte die Plattform, um sich selbst, sein Pferd, seinen Sport, schlichtweg seine Leidenschaft zu präsentieren. Kleine Storys, untermalt mit Musik. Wenn man so will: seichte Unterhaltung für Gleichgesinnte oder Freunde, die gern sehen wollen, was der junge Mann in seiner Freizeit so treibt.
Seine Mutter Nina Hein unterstützte ihren Sohn beim Posten seiner Einträge. Interessierte Eltern tun das. Nicht zuletzt, um auch ein vernünftiges Maß an Kontrolle darüber zu haben, was ihre Kinder so veröffentlichen. Und Nina Hein begleitete das Thema mit einer pragmatischen Ansage: „Solange es in der Schule gut läuft, kann auch Instagram weiter betrieben werden.“
Bis zu 400.000 Nutzer sehen die Postings von Jeremy Hein
Was aus Sicht von Eltern oder Hobby-Instagram-Nutzern aber sicherlich als ziemlich überraschend gewertet werden muss, ist die Reichweite, die sich der junge Reiter binnen kürzester Zeit aufgebaut hat. Über 70.000 Menschen folgen ihm. Interessante Geschichten oder Neuigkeiten von ihm können bei entsprechender Verbreitung später 200.000 bis 400.000 Nutzer sehen – Tendenz: sogar mehr.
Zahlreiche Anfragen im Monat – auch aus dem arabischen Raum
Das ruft, selbst bei Jugendlichen, Werbetreibende auf den Plan, die solche Reichweiten gerne nutzen wollen. Fachmagazine aus der Pferde-Sportwelt kommen da nur schwer gegen an. „Das war für uns in dieser Form überhaupt kein Thema“, erklärt Nina Hein, dass Jeremy vielmehr mit drei Sponsoren einen Vertrag habe, die ihm nicht mit Geld, sondern mit Ausrüstung helfen. Stiefel oder Futter beispielsweise. Und ja, dieses Equipment zeigt Jeremy Hein auch gelegentlich in seinen Videos.
Kanal muss jetzt werbetechnisch betreut werden
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Der Fall des jungen Mannes zeigt aber, wie schnell Entwicklungen in sozialen Netzwerken und in diesem Fall auch im Werbebereich verlaufen können. Er lernte Daniel Poerschke kennen, seines Zeichens Marketingfachmann. Da Jeremy Hein monatlich Hunderte Anfragen erreichen, teils auch aus dem arabischen Raum, wo Pferdesport eine große Rolle spielt, besteht nunmehr das „Problem“, dass ein eigentlicher Hobby-Kanal bei Instagram gesteuert und werbetechnisch in handhabbare Bahnen gelenkt werden soll. „Jeremy hat sich immer gewünscht, dass er über diese Plattform seinen Sport, der ja mit einigen Materialkosten verbunden ist, finanzieren kann“, sagt seine Mutter Nina. Und diese Möglichkeit soll er nun bekommen.
Werbung, wenn er Lust drauf hat und Partner, die zu ihm passen
„Wir suchen Partner, die langfristig zu Jeremy am besten passen. Da geht es in erster Linie nicht zwingend darum, jetzt das meiste Geld abzugreifen, sondern die Partner sollten inhaltlich zu ihm passen und Lust haben, ihn langfristig sportlich weiterzuentwickeln. Das werden vielleicht „nur“ fünf bis sechs Partner sein. Da er erst elf Jahre alt ist, wird er auch nur für Marken werben, auf die er Lust hat und die vom Image her auch sauber und professionell sind. Alle Inhalte werden mit ihm und seinen Eltern abgesprochen. Und die Privatsphäre wird immer gewährleistet. Er soll keine Litfaßsäulen werden, sondern weiterhin ein Kind sein dürfen“, beschreibt Daniel Poerschke diese Herausforderung.
Postings haben Marktwert von bis zu 400 Euro
Das nächste Ziel seien laut Poerschke 100.000 „Follower“, quasi Abonnenten, für Jeremy Hein bei Instagram. „Das soll aber organisch wachsen mit echten Jeremy-Fans. Also keine Fake-Accounts als Freunde. Bis Ende des Jahres kann das zu schaffen sein. Momentan haben seine Posts einen Marktwert von bis zu 400 Euro pro Post oder Story“, beschreibt der Werbeprofi die wirtschaftlichen Zusammenhänge rund um ein solches Projekt.
Immerhin: Wie bekannt Jeremy Hein bereits in der Szene der Tierfreunde bzw. „Petfluencer“ ist, zeigt, dass Panini ihn zu einer Sammelkarte im Album „Tierische Internetstars“ gemacht hat. Die Karten sind an Kiosken, Tankstellen und in Discountern zu erhalten. Die Karte von Jeremy Hein trägt die Bildnummer 125.