Hagen. Ein Journalist, der im Bahnhofsviertel Maskenverstöße mit der Kamera dokumentiert, wird fast von der Straße gedrängt. Die Polizei ermittelt.

Ein freiberuflicher Fernsehreporter (49) mit eigener Produktionsfirma ist am Montag auf dem Graf-von-Galen-Ring von einem schwarzen Mercedes ausgebremst und blockiert worden. Zuvor hatte er vor dem Hintergrund der angekündigten Ausgangssperre Aufnahmen im Bereich des Berliner Platzes, des Hauptbahnhofs und in der Straße am Hauptbahnhof angefertigt. „In dieser Gegend“, so der Reporter, „kommt es immer wieder zu Verstößen gegen die Maskenpflicht. Letztlich wird mit einer Ausgangssperre nun eine ganze Stadt in Sippenhaft genommen.“

Gegen 21.20 war der Kameramann, der aus seinem geparkten Auto heraus gefilmt hatte, rechts aus der Straße am Hauptbahnhof abgebogen, um dann über die Hauptverkehrsachse weiter in Richtung Haspe zu fahren. Nach wenigen Metern wurde er von einem schwarzen Mercedes überholt, der sich plötzlich quer vor ihm auf die linke Fahrspur stellte. Nur durch eine Vollbremsung konnte der Journalist eine Kollision verhindern.

Pulk von Menschen auf der Straße

Auch interessant

Mehrere Personen stiegen aus dem Mercedes und kamen auf das Auto des Kameramanns zu. Auch hinter ihm blockierte wohl ein Auto die Straße. „Ein ganzer Pulk von Menschen stand um mich rum“, so der Journalist, der sich bedroht fühlte und zu seinem eigenen Schutz und dem seiner Familie seinen Namen nicht nennen möchte. Der 49-Jährige wählte über das Autotelefon um 21.25 Uhr den Notruf. „Ich denke, dass haben diejenigen, die sich um das Auto herum versammelt hatten, über das große Mitteldisplay des Wagens wahrgenommen.“

Dem Journalisten gelang es, mit zwei Rädern auf der erhöhten Mittelinsel an dem Mercedes vorbeizufahren. Dieser nahm zunächst die Verfolgung auf, bog dann aber plötzlich ab. Im Vorbeifahren war es dem Reporter gelungen, sich das Kennzeichen zu merken. Ein Sprecher der Hagener Polizei bestätigte gegenüber der Redaktion, dass es einen Vorfall gegeben habe. Eine Anzeige sei geschrieben worden worden, der Halter des Autos, ein 22-jähriger Hagener, sei bekannt.

Journalistenverband spricht von aggressiver Stimmung

Auch interessant

Dass die Stimmung in der Corona-Zeit gegenüber Journalisten aggressiver und die Drohungen massiver werden, beobachtet auch der Dt. Journalistenverband, der aber von Fällen wie dem Hagener bisher kaum Kenntnis hat. „Wir empfehlen, sich nicht einschüchtern zu lassen, auf keinen Fall Berichterstattung einzustellen, aber Anzeige zu erstatten“, so DJV-Sprecher Hendrik Zörner. „Auch wenn das Zeit kostet und nicht immer etwas dabei herumkommt. Die Täter müssen aber wissen, dass sich Journalisten so etwas nicht bieten lassen.“