Breckerfeld. Khalid Askar flüchtete mit seinen Geschwistern vor fünf Jahren aus dem Irak – und kam nach Breckerfeld. Jetzt steht er kurz vor dem Fachabitur.

„Nach Deutschland zu kommen, war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt Khalid Askar. Der 23-Jährige kam vor fünf Jahren mit seinen Geschwistern nach Deutschland. „Wir sind in Shingal im Nordirak aufgewachsen. Als Jesiden gehörten wir zur Minderheit im Nordirak. Wir haben uns dort nicht mehr sicher gefühlt. Das war keine leichte Zeit“, erinnert er sich.

Die Geschwister flüchteten nach Deutschland, lebten erst in einer Flüchtlingsunterkunft in Bergneustadt, kamen dann in eine Unterkunft in Zurstraße. „Als wir in Breckerfeld ankamen, dachten wir erst: Wow, das ist aber eine kleine Stadt“, sagt Khalid und grinst.

Mittlerweile ist Breckerfeld das Zuhause der Askar-Familie geworden. „Wir haben zwei Wohnungen direkt am Busbahnhof gefunden, wo wir jetzt leben. Wir wurden hier mit offenen Armen von allen aufgenommen, haben viel Hilfe erfahren und haben mittlerweile viele Freunde gefunden, uns hier ein Leben aufgebaut. Das ist mehr, als wir jemals erwartet hätten.“

Familie will sich einbringen

Khalid Askar spricht gut Deutsch, hat Sprachkurse absolviert, sich in der Schule von Anfang an richtig reingehängt: „Letztes Jahr habe ich meinen Realschulabschluss am Rahel-Varnhagen-Kolleg geschafft. Jetzt will ich mein Fachabi machen.“ Sein Ziel hat Khalid Askar fest vor Augen, er besucht derzeit das Abendgymnasium: „Das ist mir wichtig.“ Denn für ihn steht fest: Er will auf jeden Fall in Deutschland bleiben – und am allerliebsten in Breckerfeld.

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Auch seine Geschwister wollen ihren Abschluss machen, sein großer Bruder Ghanim Askar ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. „Wir wollen uns hier einbringen, uns integrieren“, betont der 23-Jährige, der mehrere Jahre lang bei Fichte Hagen kickte.

Raus in die Breckerfelder Natur

„Für Fußball hatte ich dann aber irgendwann leider nicht mehr so viel Zeit. Ich musste mich auf die Schule und das Lernen konzentrieren. Den ganzen Stoff zu lernen war für mich schon eine Herausforderung.“ Nur noch ab und zu steht der 23-Jährige jetzt mit seinen Freunden auf dem Platz. „Wir haben eine Hobby-Gruppe, treffen uns regelmäßig zu Freundschaftsspielen. Jetzt in der Coronazeit natürlich nicht.“

Der 23-Jährige verbringt viel Zeit in der Natur.
Der 23-Jährige verbringt viel Zeit in der Natur. © WP | Michael Kleinrensing

Ansonsten verbringt Khalid Askar seine Zeit in der Breckerfelder Natur, zwischen Wäldern im Grünen, an der frischen Luft. „Ich gehe gerne joggen oder fahre Mountainbike.“

Seine Lieblingsstrecke zum Joggen geht übrigens vom Breckerfelder Ortskern bis zur Glörtalsperre und wieder zurück.

„Die Glörtalsperre ist einfach mein Lieblingsplatz hier in Breckerfeld“, sagt Askar, der auch eine Leidenschaft für deutsches Essen und Hausmannskost entwickelt hat: „Am Anfang musste ich mich dran gewöhnen, aber mittlerweile finde ich alles sehr lecker“, sagt der 23-Jährige und lacht.

Entscheidung keinen Tag bereut

Wie es nach dem Fachabi für ihn weitergehen soll, weiß Khalid Askar noch nicht genau: „Ich habe schon zweimal ein Praktikum im Krankenhaus gemacht, einmal am Josefs-Hospital, einmal am Allgemeinen Krankenhaus in Hagen. Das war cool, aber auf Dauer ist das, glaube ich, nichts für mich. Meinen Traumjob muss ich noch finden. Ich könnte mir gut was Handwerkliches vorstellen.“

Der Breckerfelder denkt derzeit auch über ein duales Studium nach, „aber erstmal will ich jetzt meinen Abschluss schaffen.“ In der Coronazeit fällt ihm das Lernen umso schwieriger, der direkte Kontakt zu den Mitschülern und auch den Lehrern fehlt. „Wenn man mal spontane Fragen hat, muss man länger auf Antworten warten. Aber es klappt trotzdem ganz gut. Wir haben Videomeetings und telefonieren oft.“

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Khalid Askars Vater und einer seiner Brüder leben übrigens noch im Irak. „Mein Bruder hat dort seine Familie, mein Vater wollte nicht mit nach Deutschland kommen, hält dort an seinem Leben fest. Wir haben aber ein paarmal im Monat Kontakt“, erzählt der junge Breckerfelder. Einer seiner Brüder kam erst vor zwei Jahren in die Hansestadt. „Es war für uns alle ein harter Weg. Wir konnten kein Deutsch, wir kannten hier niemanden. Aber wir haben es keinen Tag bereut. Wir sind hier glücklich.“