Breckerfeld.
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Dass die Katastrophe quasi endgültige Wirklichkeit geworden ist, liegt so lange noch gar nicht zurück. Es ist erst wenige Wochen her, als auf dem Areal bei Berghausen die Motorsägen einen wahrlich unangenehmen Ton angaben. Fichten fielen und damit ein Generationenprojekt.
Denn die Bäume, die jetzt quasi zersägt und gestapelt neben den Flächen liegen, hatte einst Uli Ferrons Großvater gepflanzt. Ein weiser Mann, der wollte, dass seine Nachfahren einmal von dieser Saat profitieren und der nicht ahnen konnte, dass sich Millionen von Borkenkäfern einmal über die Bäume hermachen wollten.
Auftakt für ein neues Generationenprojekt
Jetzt kniet Ferron nieder, schiebt mit der Hand den trockenen Waldboden neben einer Wurzel zur Seite, und steckt selbst eine kleine Fichte im Schutze eines Baumstumpfs in den Boden. Der kleine Baum ist ein Symbol, der Auftakt eines neuen Generationenprojekts, ein Versprechen an seine Enkel und Urenkel. An Menschen, von denen Ferron noch nicht einmal weiß, ob und wann sie geboren werden.
Dass dieses erste Bäumchen eine Fichte ist, hat nicht etwas damit zu tun, dass Waldbesitzer Ferron nichts dazugelernt hätte. Es ist ein Bäumchen, dass auf der Fläche von ganz alleine gewachsen ist und dass er nun an einen Ort versetzt, an dem es eine Chance hat, zu wachsen. Naturverjüngung heißt dieser Prozess, der ein wichtiger Bestandteil der Wiederaufforstung ist.
Douglasien, Eichen und Lerchen sollen Widerstand leisten
Probleme durch Verbiss
Fichten, in der Region einst weit verbreitet, können sich nicht mehr gegen die Schädlinge wehren, weil ihnen Wasser und dadurch gebildetes Harz fehlen, um sie abzuwehren.
Die Trockenheit kann auch zum Problem für die neuen Pflanzen werden. Hinzu kommt Verbiss durch Wildtiere, der den jungen Bäumen schaden kann.
„Ansonsten“, sagt Uli Ferron, „pflanzen wir Douglasien, Stiel- und Traubeneichen und Lerchen.“ Bäume, die als widerstandsfähig gelten und bei denen man derzeit davon ausgeht, dass sie auch unter veränderten klimatischen Bedingungen wachsen können und gleichzeitig resistent gegen Schädlinge sind.
Dabei trifft der Borkenkäfer die Waldbesitzer gleich im doppelten Sinne: Zum einen lässt sich das Schadholz, das in riesigen Massen auf einen übersättigten Markt gespült wird, kaum vermarkten. Zum anderen steigen angesichts der Nachfrage die Preise für Pflanzgut. „Der Markt ist leer gefegt“, sagt Uli Ferron, der froh ist, für die rund einen Hektar große Fläche noch ausreichend Bäume gefunden zu haben.
Bessere Klimabilanz auf bepflanzten Flächen
Dass er die Fläche nicht länger sich selbst überlässt, sondern möglichst schnell handelt, hat gleich mehrere Gründe: „Wir wollen verhindern, dass der Boden weggeschlämmt wird“, sagt Uli Ferron, „indem wir nicht nur auf natürliche Vegetation setzen, sondern gezielt Bäume pflanzen, sorgen wir für eine bessere CO2-Bindung und eine bessere Klimabilanz. Und letztlich rechnen wir auch damit, dass die Preise für Pflanzgut in den nächsten Monaten noch weiter anziehen werden.“
Jetzt ist gepflanzt. Und geerntet werden sollen die ersten Bäume frühestens in 120 Jahren. Von Menschen, deren Mütter und Väter heute noch nicht geboren sind.