Hagen. Und schon wieder gibt es schlechte Noten für den Radverkehr in Hagen. Die Stadt ist bundesweit Schlusslicht bei einer Umfrage des ADCF.

Es gibt keinen Grund zu feiern: Hagen hat die rote Laterne von Remscheid zurück. Wenngleich man sagen muss, dass die Stadt auch beim letzten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) es nur auf den vorletzten Rang geschafft hat. Jetzt also wieder Letzter. Mit dem Durchschnittsergebnis 4,9 – also mit einer Schulnote, die niemals für eine Versetzung reichen würde. Besonders negativ fallen die Erreichbarkeit des Zentrums und zügiges Radfahren ins Gewicht.

Allerdings: Es könnte sich etwas tun in der Stadt. Theoretisch. Denn es gibt seit Herbst 2018 ein Radverkehrskonzept, in dem Maßnahmen hinterlegt sind, die ein Paket in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro umfassen. Was wiederum dazu führen könnte, dass die Stadt ihren unrühmlichen Platz am Ende der Rangliste der Städte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern wieder loswerden könnte.

AFDC-Sprecher bleiben skeptisch

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Allerdings: Das sind Konjunktive. Die Hoffnungen der Mitglieder des ADFC sind eher begrenzt. Zu oft ist die Interessenvertretung der Radfahrer in den letzten Jahren und Jahrzehnten vor Ort enttäuscht worden.

„Zunächst einmal muss man ja sagen, dass sich auch die Noten, die die Radfahrer bei unserer Umfrage der Stadt geben, sich in nahezu allen Bereichen in den letzten acht Jahren kontinuierlich verschlechtert haben“, sagt Peter Matthias, Ortsgruppensprecher des ADFC, der lange Jahre selbst täglich von der Fachhochschule in Richtung Haspe quer durch die „Autostadt Hagen“ zur Arbeit geradelt ist. „Es mag ja seit mehr als drei Jahren ein Radfahrkonzept in Hagen geben. Aber auf der Straße ist davon noch gar nichts zu sehen.“

Lob für Vorschläge im Radverkehrskonzept

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Dabei loben die Interessenvertreter, zu denen auch Katrin Heinrichs und Michael Schröder zählen, durchaus die Vorschläge im städtischen Konzept, zumal Ideen aufgegriffen würden, für die sich der ADFC schon lange einsetze. Allerdings wünschen sie sich neben einer anderen Priorisierung vor allem eine schnellere Umsetzung.

„Manchmal sind es auch kleine Maßnahmen, die sichtbare Verbesserungen mitbringen könnten“, sagt Schröder. „Es fehlen am Bahnhof immer noch Abstellmöglichkeiten. Dazu kommt eine direkt Verbindung vom Berliner Platz in die Bahnhofstraße. Das ist mit wenig Aufwand zu schaffen. Es passiert aber nichts. Stattdessen verweist die Stadt darauf, dass man auf das integrierte Stadtentwicklungskonzept warten müsse. Da vergeht wieder Zeit, ohne dass etwas passiert.“

Das empfinden auch die Teilnehmer der Umfrage nicht anders als die ADFC-Verantwortlichen: „Wurde in jüngster Zeit besonders viel für den Radverkehr getan?“ 42 Prozent vergeben eine glatte 6, 29 Prozent ein 5.

Ärger mit Autofahrern

Mehr Radler auf den Straßen unterwegs

Der ADFC führt alle zwei Jahre bundesweit eine Umfrage zum Thema Radverkehr in den Städten durch.

In Hagen haben sich daran 363 Menschen beteiligt und die Situation vor Ort bewertet. Das sind fast 100 mehr, als bei der letzten ADFC-Umfrage

Die Ortsgruppe führt das auch darauf zurück, dass der Radverkehr durch E-Bikes in Hagen in den letzten Monaten insgesamt zugenommen habe.

Dabei geht es bei der Umfrage nicht nur um die mangelnde Infrastruktur, die zumindest perspektivisch verbessert werden könnte (Fahrradstraße in Wehringhausen, Radwegverbindung in Richtung Haspe, Brücke über die Volmemündung, ...). „Es kommt auch auf die Gefühlslage der Radfahrer an, die immer häufiger mit aggressiven Autofahrern um den Verkehrsraum konkurrieren. Es fehlt immer noch an Akzeptanz“, sagt Katrin Heinrichs, „auch Radfahrer haben ein Interesse und ein Recht darauf, möglichst schnell von A nach B in dieser Stadt zu kommen.“

Das schlägt sich beispielsweise bei der simplen Frage nieder: Macht Fahrradfahren Spaß? 28 Prozent der 363 Teilnehmer vergeben hier die Schulnote 5, 40 Prozent sogar eine 6. Ähnlich schlecht sind die Resultate, wenn es darum geht, ob Radfahrer als Verkehrsteilnehmer akzeptiert werden oder darum, wie sicher man sich als Radfahrer in Hagen fühlen kann.