Hohenlimburg. Gabriel (5) aus Hohenlimburg sitzt im Rollstuhl. Seine Mutter kann ihn nicht mehr tragen. Die Familie braucht dringend einen Lift.

Dieses Leben, es meint es nicht immer gut mit dem kleinen Gabriel. Der fünfjährige, der schon im Mutterleib ein Kämpfer sein musste, leidet an einer seltenen Herzkrankheit. In einem großen Haus in Oege leben Eltern und Großeltern gemeinsam. Doch dieses Mehrgenerationenhaus, in dem die Familie ihr Glück gefunden hat, könnte jetzt zur Falle werden. Gabriel wird älter. Und Gabriel wird schwerer. Damit er das Haus, das an einem Hang gebaut ist, verlassen kann, braucht er einen Lift. Doch die Familie weiß nicht, wie sie dieses Projekt finanzieren soll.

Als Anna Mroz im Spätsommer 2015 erfuhr, dass sie schwanger war, schien das Glück perfekt. Ihre beiden Söhne Maximilian und Johnny, damals acht und drei Jahre alt, sollten ein Brüderchen bekommen. Doch während der Schwangerschaft traten Komplikationen auf. Das Leben von Mutter und Kind stand auf der Kippe. „Bei der komplizierten Geburt in der 26. Schwangerschaftswoche standen die Chancen 50:50 für uns“, blickt die gelernte Altenpflegerin auf das Frühjahr 2016 zurück.

Harte Probe nach der Geburt

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Kurz nach der Geburt wurde die Familie auf eine weitere harte Probe gestellt. Gabriel musste nach der Diagnose eines schweren Herzfehlers für mehr als zwei Monate in der Klinik bleiben. Im Alter von neun Monaten musste er in einer Kölner Spezialklinik am Herzen operiert werden. Dort entdeckten die Ärzte, dass er an einer sehr seltenen Muskelerkrankung leidet. Gabriel ist an Muskeldystrophie Duchenne in schwerster Form erkrankt.

Ein weitere Hiobsbotschaft. Eine reellen Heilungschance gibt es nicht. Die junge Familie, die in Schwerte lebte, suchte daher nach Möglichkeiten, zukünftig gemeinsam mit den Großeltern die schwierige Situation meistern zu können. Sie hielten nach einer finanzierbaren Immobilie Ausschau, die das gemeinsame Wohnen unter einem Dach ermöglichen konnte.

Am Predigerstuhl in Oege wurde ein neues Zuhause gefunden. Dabei war es den Eltern beim Einzug bewusst, dass die 13 Stufen hohe Eingangstreppe von der Straße zum Wohnhaus eine Hürde darstellen würde. Der Vater muss arbeiten, kann seinen Sohn werktags nicht die Stufen hinauf tragen.

Mutter mit Kräften am Ende

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Doch im Jahr 2018 musste aufgrund der gewaltigen Nachfrage auf dem Immobilienmarkt ein finanzierbarer Kompromiss gefunden werden. Jetzt aber, da Gabriel fünf Jahre alt ist und mehr als 20 Kilogramm wiegt, ist Mutter Anna nicht nur aufgrund eines Rückenleidens mit ihren Kräften am Ende. Gleiches gilt für die Großeltern. Deshalb sucht die Familie schon seit Monaten nach Möglichkeiten, einen Aufzug zu bauen, der Gabriel problemlos von der Straße in den höher gelegenen Vorgarten bringt.

Doch ein solcher Aufzug kostet Geld. Viel Geld. Zwischen 19.000 Euro und 25.000 Euro laut Kostenvoranschlägen von Fachunternehmen. Gleiches trifft auch auf einen Treppenlift zu.

Hoffnungen erfüllen sich zunächst nicht

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Die Hoffnung, dass Stiftungen oder Förderorganisationen ein solches Projekt unterstützen, erfüllten sich nicht. Und auch die Stadt Hagen habe, so Anna Mroz, zunächst keine Hilfe angeboten. Bei einem Anruf im Büro des Oberbürgermeisters blitzte die Mutter nach eigener Darstellung ab. Nach einem Gespräch Ende August 2020 im Hohenlimburger Rathaus mit Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Voss wurde ihrer Familie von der hinzugezogenen städtischen Mitarbeiterin fünf Monate später mitgeteilt, dass diese den Fall an die Arbeiterwohlfahrt (AWO) abgegeben habe. Erfolgsaussichten: offen.

Dabei, so macht Anna Mroz deutlich, wäre es so wichtig, dass Gabriel sich auf der Straße mit seinem Rollstuhl bewegen und einige Schritte laufen könne, um die Muskulatur zu stärken. Seine Bewegungsfähigkeit wird trotz zweier stützender Orthesen kontinuierlich abnehmen. Durch Training lässt sich der Muskelschwund nur verlangsamen. „Es gibt gegenwärtig noch keine Medikamente, um diese Krankheit zu stoppen“, erzählt die besorgte Mutter. „Fakt ist, dass uns bislang niemand hilft.“

Landtagsabgeordneter Jörg will jetzt vermitteln

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Das möchte der SPD-Landtagsabgeordnete und Hagener AWO-Vorsitzende Wolfgang Jörg, der von dieser Redaktion über diesen außergewöhnlichen Fall informiert wurde, ändern. Jörg ist Vorsitzende des NRW-Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend. Er hat am Freitag Familie Mroz besucht. Nach dem Gedankenaustausch sagte er: „Es ist häufig so, dass Familien alleine gelassen werden und sich durch ein Förderdickicht quälen müssen. Ich denke aber, dass wir in diesem speziellen Fall helfen können. Dazu müssen jedoch alle an einen Tisch.“

Das soll nun in einem Petitionsverfahren geschehen. Dazu will Jörg die Familie, den Landschaftsverband, die Krankenkasse und die Stadt einladen. „Alle tragen Verantwortung“, sagt er.

Auch die Stadt Hagen hat auf Anfrage reagiert. „Der Fall ist in der Verwaltung aufgerollt worden. Es tut uns leid, dass es so gelaufen ist. Es hat Missverständnisse gegeben. Jetzt ist aber Bewegung in die Angelegenheit gekommen“, so erklärt eine Mitarbeiterin des Presseamtes der Stadt.