Hohenlimburg. Der Hagener Rat will nach alternativen Schwimmlösungen für Hohenlimburg suchen. Dem Entschluss voraus ging eine teils hitzige Debatte
Politische Bekenntnisse zu einem verlässlichen Schwimmer-Angebot in Hohenlimburg gibt es inzwischen reichlich, doch der Weg zu einer mehrheitsfähigen und vor allem finanzierbaren Lösung bleibt weiterhin ein Mysterium. In einer teils hitzigen Debatte hat sich der Rat darauf verständigt, sich von der Verwaltung noch einmal Alternativlösungen abseits der Sanierung des Richard-Römer-Lennebades aufzeigen zu lassen. Denn in vielen Fraktionen herrscht inzwischen das ungute Bauchgefühl vor, dass es kaum klug sein kann, knapp acht Millionen Euro in eine marode Badeanstalt zu investieren, ohne über andere Ideen für ein Schul- und Vereinsschwimmen nachgedacht zu haben.
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Beschluss von Allianz zugestimmt
Einstimmig verständigte sich der Rat auf Grundlage eines Beschlussvorschlages der Allianz (CDU/Grüne/Hagen Aktiv/FDP) darauf, sich von der Verwaltung „andere adäquate Schwimmbad-Lösungen“ aufzeigen zu lassen. Dabei soll vor allem geklärt werden, ob die 4,4 Millionen Euro an Fördermitteln beispielsweise auch für einen zeitgemäßen Zweck-Neubau zur Verfügung stehen würden.
Zuletzt hatte sich herausgestellt, dass sich selbst eine Minimal-Sanierung – also ohne Akustik-Maßnahmen, dafür aber mit Spar-Fliesen, niedrigem Elektrostandard und Verzicht auf Dachbegrünung – von angedachten 5,4 auf 7,8 Millionen Euro erhöhen würde. „Diese Extra-Kosten von 2,4 Millionen Euro lassen sich weder aus dem städtischen Haushalt noch aus Mitteln der HVG begleichen, ohne andere Projekte zu gefährden“, unterstrich CDU-Fraktionschef Jörg Klepper den politischen Wunsch nach kreativen Alternativideen, die zumindest den Schwimmsport im Stadtteil nachhaltig garantieren. Noch nicht absehbar und somit auch nicht eingepreist seien Kostensteigerungen durch neu gefundene Defekte oder Bauschäden. „Selbst wenn es zu keinen weiteren Kostensteigerungen kommen sollte, erhielten die Hohenlimburger nur ein Bad auf dem Ausstattungsniveau und mit dem spröden Charme der 1960er-Jahre.“
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Wutrede von BfHo-Gruppensprecher
Eine Einschätzung, die BfHo-Gruppensprecher Frank Schmidt, Vorsitzender des Fördervereins Richard-Römer-Lennebad, zu einer extra vorbereiteten und von Oberbürgermeister Erik O. Schulz im Anschluss ausdrücklich gerügten Wutrede ausholen ließ. Darin unterstellte er der Verwaltung, mit den präsentierten Fakten ein Zerrbild zu entwerfen und die Ratsmitglieder fehlleiten zu wollen. Gleichzeitig werde eine perfide Verteilungsdebatte angezettelt sowie mit Nebelkerzen und Verschleierungsmanövern operiert.
Christoph Gerbersmann wies zunächst darauf hin, dass es zu seiner Kämmerer-Rolle gehöre, auf die Folgen des Geldausgebens hinzuweisen. Es sei „immer gute Sitte gewesen, dass diejenigen, die mehr brauchen, auch als zuerst eine Kompensation liefern“ müssten. „Auch Herr Schmidt kann die Gesetze der Finanzierung nicht außer Kraft setzen und negieren, dass man Geld nur einmal ausgeben kann“, rechtfertigte der Finanzdezernent eine vorgelegte Liste, auf der zahlreiche Bauinvestitionen in Kita-, Schul- und Sportstättenprojekte in Hohenlimburg zur Disposition gestellt werden.
Gleichzeitig machte Gerbersmann deutlich, dass angesichts erforderlicher Investitionen in gesetzliche Pflichtaufgaben wie Schulen, Offenen Ganztag, Kitas, Brandschutzbedarfsplan, Digitalisierung sowie Straßen- und Brückenbau auch im nächsten Haushalt kein Spielraum für weitere 2,4 Millionen Euro an Eigenmitteln für die Badsanierung besteht. Ebenso seien die Mittel aus der Sport- und Bildungspauschale längst verplant.
Bezirksbürgermeister optimistisch
Nach der Sitzung begrüßte Bezirksbürgermeister und CDU-Ratsherr Jochen Eisermann das Bekenntnis zu einer Schwimmlösung in Hohenlimburg, der sich alle Fraktionen des Rates angeschlossen haben. „Natürlich kann der Kämmerer kein Geld drucken, aber auf dem Beschluss des Rates lässt sich nun aufbauen“, so Eisermann. „Wichtig ist, dass zwölf Monate im Jahr das Schwimmen in Hohenlimburg möglich bleibt, besonders für die Vereine und Schulen.“ Das Westfalenbad habe sich als keine adäquate Alternative herausgestellt. „Ich bin guter Dinge, dass sich eine Lösung finden lässt.“
Sanierung von Hallendecke und Becken erhöht Kosten
Wesentlicher Preistreiber des Projektes ist – neben den erhöhten Baukosten – vor allem die erforderliche Sanierung der maroden Schwimmhallendecke, die durch Chloridierungen in Spannbetondeckenplatten und Dachbindern stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Das führt laut Vorlage der Verwaltung wiederum zu einer Schwächung von Bewehrungsstählen, wobei die eigentliche Stahlträgerkonstruktion weiterhin stabil ist. Allerdings müssen die Betonfertigteile allesamt ersetzt werden.
Zudem muss ein deutlich teureres Edelstahlbecken eingebaut werden, weil sich bei der ursprünglich angedachten Folienbeschichtung herausstellte, dass diese beispielsweise bei einem Kanu-Sicherheitstraining leicht beschädigt werden kann. Die Edelstahl-Lösung sorgt wiederum dafür, dass sich der Wasserspiegel erhöht, so dass die Höhe der Springtürme nicht mehr passt. Eine erforderliche Erhöhung der Plattformen wurde jedoch aus Kostengründen verworfen.
Zusätzliche Kosten verursachen obendrein aktuelle gesetzliche Auflagen und Vorgaben beispielsweise zur Lüftung der Technikräume, die Spülwasseraufbereitung gemäß Abwasserverordnung sowie neue Brandschutzauflagen.