Breckerfeld. Die Schwarzarbeit im Friseur-Handwerk floriert offenbar in der Coronazeit. Das zumindest beklagen zwei Friseusen aus Breckerfeld.

Zwei Meisterinnen ihres Fachs, eine Meinung, ein und dieselbe Wut. Immer dann, wenn sie auf frischt rasierte Köpfe blicken, bei denen Claudia Kuhnig und Anja Sattler mit Blick auf Konturen und Abstufungen genau wissen: Da waren Profis am Werk. Das kann man nicht selbst.

Seit zwei Monaten dürfen Claudia Kuhnig (Salon Schourp und Schnittstelle zwei) und Simone Sattler (Ihr Haarteam) ihre Salons nicht öffnen. Und nahezu genau so lange beobachten sie, wie Menschen frisch frisiert durch den Ortskern von Breckerfeld flanieren, während sie um ihre Existenz und ihre Zukunft bangen.

Zumutung gegenüber den Friseuren

Gegen Verlängerung

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, den Lockdown für Friseursalons nicht weiter zu verlängern.

Ein Grund dafür ist die florierende Schwarzarbeit in der Branche. Immer mehr Leute, so der Minister, würden sich ohne die Einhaltung von Hygieneregeln die Haare schneiden lassen.

„Ich kann kaum sagen, wie wütend mich das macht“, sagt Claudia Kuhnig, „ich bin überzeugt, dass es hier im Ort einige gibt, die aus unserer Not noch ein Geschäft machen. Es gibt hier Köpfe, die sehen nahezu gleich aus. Da muss es eine regelrechte Abfertigung geben. Mir sind Kunden begegnet, die verschämt zur Seite geguckt haben, als sie mich gesehen haben.“

Ähnliche Erfahrungen hat auch Simone Sattler gemacht. „Man sieht so viele gemachte Köpfe“, sagt die junge Frau, die im Herbst 2019 den Salon von Doris Wilkes übernommen hat. „Wir halten uns im Lockdown an alle Vorgaben. Und einige schneiden stattdessen die Haare schwarz. Uns Friseuren gegenüber ist das eine Zumutung.“

Friseure fühlen sich vom Staat allein gelassen

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Dabei fühlen sich die beiden Friseurinnen auch vom Staat alleine gelassen. Nachhaltige Unterstützung für die Handwerkerinnen – Fehlanzeige. „Wir wissen weder ein noch aus. Zwar habe ich im ersten Lockdown staatliche Unterstützung beantragt, die Hälfte musste ich allerdings bis zum 23. Dezember wieder zurückzahlen.“

Nur rund eine Woche also, nachdem der zweite Lockdown sie wieder zwang, ihren Laden zu schließen. „Ich weiß noch, wie wir am 15. Dezember von 7 Uhr morgens bis 23 Uhr im Laden gestanden und geschnitten haben“, sagt Simone Sattler. Seither hat sie die Schere nicht mehr in die Hand genommen – nicht einmal, als sie eine Freundin darum gebeten hat.

Ersparnisse werden aufgeraucht

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Ähnlich hart sind die Zeiten auch für Claudia Kuhnig, die zwei Salons in Breckerfeld betreibt. „Nach dem ersten Lockdown hatten wir zunächst einen großen Zulauf, dann aber ist der Umsatz wieder eingebrochen“, sagt sie, „der Rhythmus, in dem die Menschen kommen, stimmt nicht. Das musste sich erst wieder einpendeln.“ Doch bevor sich die Auslastung angleichen konnte, musste sie wieder schließen.

Vom Staat hat sie keinen Cent gesehen. Stattdessen hat sie begonnen, ihre Ersparnisse aufzubrauchen. „Das kann aber so nicht weiter gehen“, sagt Claudia Kuhnig, „ich will und kann ja nicht mit 80 Jahren noch im Salon stehen.“

Stadt hat noch keine Fälle von Schwarzarbeit aufgedeckt

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Bei der Stadt Breckerfeld hat man bislang noch keine Fälle von Schwarzarbeit aufdecken können. „Hinweise sind im Rathaus eingegangen“, so Andreas Bleck, Leiter des Ordnungsamts, „und denen sind wir auch jeweils nachgegangen. Bisher haben wir keine Feststellungen treffen können.“