Hagen. Die Situation in Hagen im Kita- und Grundschulbereich ist und bleibt in den Augen der SPD mangelhaft: Hier die Argumente der Genossen.

„In puncto Kinderbetreuung war auch 2020 für Hagen wieder ein verlorenes Jahr“, blickt SPD-Fraktionschef Claus Rudel inzwischen mit einer Mischung aus Wut, Resignation und großer Sorge auf die anhaltend schleppende Entwicklung in Hagen. Weiterhin zu wenige U3- und Ü3-Plätze, Versorgungsquoten seit Jahren hinter den selbst gesteckten Zielen, und jetzt drohe auch noch beim Offenen Ganztag (OGS) die nächste verheerende Lücke, kritisieren die Genossen das „Totalversagen“ von Ressortchefin Margarita Kaufmann. „Die Dezernentin läuft den Problemen immer bloß hinterher“, fordern die Sozialdemokraten Oberbürgermeister Erik O. Schulz auf, hier endlich ein personelles Signal zu senden.

Die Zahlen sprechen in Hagen wahrhaftig eine ernüchternde Sprache: Sowohl im U3- als auch im Ü3-Bereich fehlen im kommenden Jahr jeweils 400 Kita-Plätze. Die bereits 2012 von der Politik beschlossene U3-Versorgungsquote von 38 Prozent wird auch neun Jahre nach diesem Beschluss mit kläglichen 32,6 Prozent weit verfehlt.

Schlechte Versorgungsquote

Im Ü3-Bereich sieht es mit einer Versorgungsquote von 91,9 Prozent zwar deutlich besser aus, doch dieser Wert liegt ebenfalls um 2,4 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Und die Entwicklungsperspektive bleibt erschreckend: Im Jahr 2021 kommt – von drei Anbauten an bestehenden Einrichtungen mal abgesehen – keine einzige neue Kindertagesstätte hinzu, die erfolgreich fertiggestellt wird.

Vierte Gesamtschule

Erneut appelliert die SPD-Ratsfraktion, im Herzen der Hagener Innenstadt endlich eine vierte städtische Gesamtschule zu etablieren.

Die Politik müsse dafür sorgen, dass die City nicht immer bloß altengerecht und mit Service-Wohnkonzepten gestaltet werde, sondern auch wieder Infrastrukturangebote für Familien geschaffen würden.

Es könne nicht sein, dass die geplante Verlagerung der Fesh-Gesamtschule in Wehringhausen jegliche weitergehende schulpolitische Planung verhindere.

„Hier zeigt sich angesichts des gewaltigen Bedarfs ein Totalversagen der Verwaltung“, findet SPD-Ratsherr Werner König deutlich Worte. Stattdessen werde die anhaltende Überbelegung in den einzelnen Einrichtungen weiter institutionalisiert, warnt er vor erheblichen Qualitätsverlusten bei der Betreuung und Förderung der Jüngsten. Selbst Jugend-Fachbereichsleiter Reinhard Goldbach warnt davor, dass das Kita-Personal längst am Limit arbeite.

Differenzierung hilft Migranten

Diese Mangelverwaltung, so SPD-Ratsfrau Anja Engelhardt, setze sich im Grundschulbereich nahtlos fort: „Hier gibt es bei hohem Förderungsbedarf kaum mehr genügend Spielraum für gezielte Differenzierungsmöglichkeiten.“ Diese seien in einer Stadt mit dem höchsten Migranten-Anteil in NRW jedoch besonders geboten, zumal dieses Engagement oft auch positiv in die Familien hineinwirke.

Hinzu komme trotz der Fördermillionen aus dem „Gute-Schule“-Programm der zusätzliche Makel des weiterhin schlechten baulichen Zustands vieler Grundschulen. Hier müsse viel kontinuierlicher investiert werden, meint Engelhardt.

„Wir vermissen hier einfach den roten Faden und klare Priorisierungen“, fasst Rudel die Kritik seiner Partei zusammen und blickt bereits mit großer Sorge auf den am Horizont aufziehenden OGS-Rechtsanspruch, der ab 2025 komme. Hier sei Hagen absehbar ebenfalls nicht ausreichend vorbereitet, schlägt die SPD vor, nach dem Vorbild des Märkischen Kreises auch Wohnraum im Umfeld von Schulen für künftige OGS-Angebote schon heute auszugucken und umzuwidmen.

SPD vermisst Druck der Verbände

Gleichzeitig richtet die Fraktion den Appell an SIHK, Kreishandwerkerschaft, Kirchen und DGB, sich beim Thema kindliche Bildung viel engagierter einzumischen, zumal aus diesem Kreis ja auch immer wieder die Forderungen nach besserer Ausbildung formuliert würde. „Wir können in dieser Stadt nicht immer das Hohelied der Familienfreundlichkeit und der Integration durch Bildung anstimmen und es dann versäumen, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen“, erinnert der SPD-Fraktionschef an die so wichtige soziale Wirkung hinein in die Familie, die eine umfassende Kita- und Schulbetreuung nach sich ziehe: „Hier vermissen wir bei dieser Verwaltung schon seit Jahren die notwendige Leidenschaft, sich abseits der gesetzlichen Vorgaben für den Nachwuchs zu engagieren.“​