Hagen. Viele Wassersportfans würden sich wünschen, dass die Ruhrseen mal wieder ausgebaggert würden – doch das wird noch Jahrzehnte dauern.

Die Wassersportler entlang des Hengstey- und Harkortsees brauchen sich in den nächsten Jahrzehnten keine Hoffnung darauf zu machen, dass der Ruhrverband sich an einer wiederholt eingeforderten Ausbaggerung der beiden Gewässer beteiligt. Das hat jetzt Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Nobert Jardin, verantwortlich für die Ressorts Technik und Flussgebietsmanagement, ausdrücklich betont.

Angesichts einer Wassertiefe in manchen Abschnitten zwischen 40 und 60 Zentimetern hatten die von der Elodea-Wasserpest ohnehin geplagten Kanuten, Segler, Paddler und Ruderer zuletzt immer wieder eingefordert, hier tätig zu werden, um die sportlichen Angebote in den Vereinen weiterhin attraktiv gestalten zu können.

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Dass die Anrainergemeinden – neben Hagen wären dies Wetter, Herdecke und Dortmund – eventuell aus eigener Tasche eine Beseitigung der Sedimente finanzieren, ist angesichts der zu erwartenden Kosten von 12,5 Millionen Euro selbst vor dem Hintergrund der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA 2027) auszuschließen.

SPD-Vorstoß läuft ins Leere

Zuletzt hatte die Hagener SPD noch einmal einen Versuch unternommen, Oberbürgermeister Erik O. Schulz zu einer städteübergreifenden Initiative zu bewegen. Vertreter des Ruhrverbandes hatten nämlich stets argumentiert, dass es keineswegs zu den Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Wirtschaftsunternehmens zähle, auch die beiden oberen Ruhrseen als Freizeiteinrichtungen zu erhalten – dieser Auftrag bestehe lediglich für den Baldeneysee sowie den Kemnader See.

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Dennoch forderten die Genossen mit Blick auf die IGA 2027 angesichts der dramatisch abgenommenen Wassertiefe – an vielen Stellen lassen sich die Gewässer bequem durchwaten – eine umfassende Boots- und Schifffahrtsnutzung wieder möglich zu machen. „Wir brauchen irgendwann eine Grundsatzentscheidung darüber, ob wir die beiden Seen als Freizeiteinrichtungen haben wollen“, forderte SPD-Bürgermeister Dietmar Thieser eine Richtungsentscheidung.

Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit

Derweil machte der Ruhrverbandschef deutlich, dass Hengstey- und Harkortsee in den Jahren 1929 und 1931 nur deshalb angelegt worden seien, um durch eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit Feststoffe aus dem Oberlauf von Ruhr, Lenne und Volme zum Absetzen zu bringen und damit die im weiteren Fließverlauf der Ruhr bestehende Trinkwasserversorgung abzusichern.

Das bedeutet zwar, dass die abgesetzten Sedimente regelmäßig entfernt werden müssen – dies allerdings bloß etwa alle 70 Jahre. Der Hengsteysee wurde jedoch erst in den Jahren 1988/89 entschlammt (400.000 Kubikmeter), der Harkortsee sogar zwischen 1999 und 2003 (450.000 Kubikmeter). In den Planungen des Ruhrverbandes sind die nächsten Sedimenträumungen somit erst in den Jahren 2060 bzw. 2070 angedacht, zumal die jährlichen Ablagerungen mit etwa 5000 Kubikmetern eher überschaubar sind. „Daher besteht aus Sicht des Ruhrverbandes derzeit keine Veranlassung, von dieser Zeitplanung abzuweichen“, so der Vorsitzende Jardin.

Ehrliches Signal an die Bürger

Die Kosten für eine Räumung zum heutigen Zeitpunkt würden bei etwa 50 Euro/Kubikmeter liegen, wobei hydrografische Vermessungen zeigen, dass aktuell 100.000 Kubikmeter im Harkortsee und weitere 150.000 im Hengsteysee lagern.

Keine Flächen für die Sedimente

Die hohen Kosten des Ausbaggerns der Seen entstehen vor allem deshalb, weil derzeit zum Ablagern keine Spülfelder zur Verfügung stehen, sondern diese erst teuer erworben und angelegt werden müssten.

Allein schon die Planverfahren für einen solchen Eingriff in die Natur ziehen sich erfahrungsgemäß über fünf bis zehn Jahre hin, so dass die IGA 2027 ohnehin kaum noch zu erreichen wäre.

In den Augen von Kämmerer Christoph Gerbersmann wären entsprechende Flächen entlang der Seen höchstens auf Hagener Seite vorhanden: „Entweder wir verfüllen den toten Arm des Hengsteysees mit Sedimenten oder nutzen Teile des Seeparks, was wiederum die IGA-Ideen durchkreuzt.“

Zudem dauert es bis zu 20 Jahre, bis Flächen mit den ausgebaggerten Massen wieder abgetrocknet sind und modelliert werden können.

Wie unattraktiv ein solches Areal aussieht, lässt sich in Vorhalle an der Brüninghausstraße in Richtung Klärwerk bewundern.

Somit addiert sich der Gesamtaufwand auf 12,5 Millionen Euro. „Vor diesem Hintergrund sollten wir den Bürgern nicht vorgaukeln, dass ein Ausbaggern möglich wäre, wenn der OB sich bloß Mühe gibt“, warnte FDP-Ratsgruppenchef Claus Thielmann davor, den Bürgern Sand in die Augen zu streuen.

CDU-Fraktionschef Jörg Klepper ergänzte: „Die Hagener Ruhrseen sind keine wasserwirtschaftlich erforderlichen Gewässer und auch keine Sportgewässer – das müssen wir den Sportlern klarmachen, dass es da keine Möglichkeiten gibt.“