Dass derjenige, der die Linde vor seinem Haus in Hagen vergiftet hat, ungestraft davon kommen soll, will Friedrich Menze nicht hinnehmen.
Hagen. Friedrich Menze gibt den Kampf um seine Linde nicht auf. Über seinen Rechtsanwalt Stephan Papadopoulos hat der Grundstücksbesitzer aus der Selbecke bei der Generalstaatsanwaltschaft in Hamm Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens, in dem es um die Vergiftung des prachtvollen Laubbaums vor seinem Haus ging, eingelegt. „Man kann doch nicht ohne weitere Konsequenzen zulassen, dass so ein alter Baum vergiftet wird“, begründet Papadopoulos das Vorgehen.
Zur Erinnerung: Ein unbekannter Frevler hatte im August fünf tiefe Löcher in den Stamm der 80 Jahre alten Linde, die in der Toreinfahrt zum Grundstück von Familie Menze steht, gebohrt und dann mit Glyphosat gefüllt. Seit sechs Monaten ringt der Baum um sein Leben. „Das ist ein Verbrechen“, sagt Menze: „Da steckt eine unheimlich kriminelle Energie hinter.
Zuverlässiger Unkrautkiller
Gegen das Gift, ein Totalherbizid, das alle grünen Pflanzen killt, hat der Baum keine Chance. Die Substanz ist im Handel unter dem Namen „Roundup“ bekannt und gilt als zuverlässiger Unkrautkiller. Ihre tödliche Wirkung entfaltet sie, indem sie ein Enzym hemmt, das beim Wachstum von Pflanzen eine entscheidende Rolle spielt.
Friedrich Menze sagt, wenn die Linde sterbe, sei das so, als würde ihm ein Arm abfallen. Seitdem er das Haus an der Selbecker Straße, die ehemalige Villa der Drahtzieherei Rafflenbeul, vor 30 Jahren erworben hat, fühlt er sich dem Baum, dem das gesamte Grundstück viel von seiner verträumten, malerischen Atmosphäre zu verdanken hat, verbunden.
Unten im Stamm klaffen, 18 Zentimeter tief und mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern, fünf Löcher. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass diese offenen, sauber abgegrenzten Stellen dem Baum mit einem Bohrer zugefügt worden sein müssen. Auf Empfehlung des städtischen Umweltamtes stellte er die Strafanzeige gegen Unbekannt, auf die das dann eingestellte Ermittlungsverfahren folgte. „Es ist kein Tatnachweis zu führen“, so Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli von der Staatsanwaltschaft in Hagen. Mehr könne er zu dem Fall nicht sagen, doch könne man sich denken, dass ein solches Verfahren nicht zu den wichtigsten Themen der Staatsanwaltschaft Hagen gehöre.
Gleich zweimal Beschwerde eingelegt
Damit wollen und können sich Friedrich Menze und sein Anwalt nicht abfinden. Er habe sogar zweimal Beschwerde eingelegt, so Papadopoulos. Im Rahmen der ersten Ermittlungen habe die Polizei nicht einmal Friedrich Menze befragt, die Beschuldigten seien seines Wissens nach bis heute nicht vernommen worden. „Dabei handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt“, sagt der Anwalt: „Selbst wenn man am Ende niemandem die Tat nachweisen kann, so darf doch nicht der Eindruck zurückbleiben, dass solch ein Verhalten tolerierbar ist.“
Sachbeschädigung
Staatsanwaltschaft und Polizei ermittelten im Sommer wegen Sachbeschädigung bzw. Verstoßes gegen das Forstgesetz. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Die Vergiftung der Linde mittels Glyphosat hatte ein Sachverständiger bestätigt.
Auch die Argumentation, es gebe wichtigere Verfahren, kann Papadopoulos nicht nachvollziehen. Schließlich stehe der Umweltschutz im Grundgesetz, dann müsse er doch wohl auch durchgesetzt werden.
Die Generalstaatsanwaltschaft muss die Beschwerde nun erneut zur Bearbeitung an die Staatsanwaltschaft Hagen leiten, wo sie dann geprüft wird. In der Behörde sei allerdings noch kein entsprechendes Schriftstück eingegangen, versichert Oberstaatsanwalt Pauli.