Hagen. Die über 70 Jahre in Hagen ansässige Süßwarenfirma Hussel ist insolvent. Eine Folge der Corona-Krise. So sieht es auch Ex-Geschäftsführer Eklöh.
14 Jahre lang, von 2002 bis 2016, leitete Sven Eklöh (58) als Geschäftsführer die Geschicke der Süßwarenfirma Hussel. Die Nachricht von der Insolvenz des einstigen Hagener Unternehmens, dessen Zentrale in Bathey im Sommer 2020 nach 71 Jahren geschlossen und nach Wahlstedt in Schleswig-Holstein verlegt worden war, hat ihn hart getroffen: „Da ist schon eine kleine Träne bei mir geflossen, an Hussel hängt ja meine Familiengeschichte.“
Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Deutschen Confiserie Holding (DCH), zu der Hussel neben anderen Fachhändlern wie Arko und Eilles seit zwei Jahren gehört, beim Amtsgericht Norderstedt vorläufige Insolvenz in Eigenregie beantragt hat. Der Geschäftsbetrieb der auf Süßwaren, Kaffee und Tee spezialisierten Geschäfte solle in vollem Umfang weitergeführt werden, teilte DCH-Geschäftsführer Patrick G. Weber mit. Das Amtsgericht sei den Anträgen gefolgt. Mit der Eigenverwaltung wird nun eine Sanierung angestrebt.
Löhne und Gehälter zunächst gesichert
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Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert, teilten die beiden vorläufigen Sachwalter Dietmar Penzlin und Tjark Thies mit. Grund für den Schritt seien die Belastungen durch die Corona-Krise.
Diese Entwicklung hat Sven Eklöh, der inzwischen einen Rewe-Markt in Hohenlimburg betreibt, kommen sehen. „Das musste so kommen, die Innenstädte sind ja aufgrund des Lockdowns so gut wie tot.“ Zwar sei noch unter seiner Regie bei Hussel viel Geld in den Aufbau einer Online-Plattform investiert worden, um die Produkte auch digital vertreiben zu können, doch das reiche sicherlich nicht aus, um den stationären Handel zu ersetzen. „Jetzt hoffe ich inständig, dass das Unternehmen im Rahmen dieser geplanten Insolvenz gerettet werden kann.“
Die Hussel-Zentrale in Bathey war am 31. Juli von der DCH geschlossen worden. „Diese unternehmerische Entscheidung ist in strategischer Hinsicht wichtig“, hatte Geschäftsführer Patrick G. Weber schon damals erklärt und auf die Pandemie verwiesen: „Unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf unsere Unternehmensgruppe wurde die Entscheidung alternativlos.“
1949 in Hagen gegründet
41 Mitarbeiter waren von der Standortschließung betroffen. Die meisten verloren ihren Arbeitsplatz, nur wenigen wurde ein Übernahmeangebot gemacht.
Die Firma Hussel wurde 1949 von Rudolf Hussel in Hagen gegründet und betrieb schon zwei Jahre später zehn Confiserien. Später gehörte Hussel zur Douglas Holding, ehe der Mutterkonzern die Süßwarenkette 2014 an Emeram Capital Partners verkaufte. Wiederum vier Jahre später kam Hussel zur Arko-Gruppe bzw. zur Deutschen Confiserie Holding.
Rudolf Hussels Neffe Sven Eklöh, ab 2002 selbst angestellter Geschäftsführer der Hussel GmbH, verkauft in seinem Rewe-Markt in Hohenlimburg bis heute ein kleines Sortiment an Hussel-Produkten.
An der Kabeler Straße 4, wo Hussel einst residierte, sind nach wie vor Mitarbeiter der Douglas GmbH, des Uhren- und Juwelenherstellers Christ sowie des Automobilzulieferers Adler/Pelzer tätig. Das Gebäude gehört inzwischen dem Beteiligungsunternehmen Verifort Capital.