Hagen. Der Corona-Inzidenzwert in Hagen könnte schneller wieder über der schwierigen 200er-Marke liegen als gedacht. Was das dann bedeutet.

Hagen. Mit dem seit Jahresbeginn im Stadtgebiet wieder schrittweise ansteigenden Inzidenzwert droht auch den Hagenern auf absehbare Zeit eine Ausgangsbeschränkung in einem 15-Kilometer-Radius. Nachdem am Mittwoch bereits 57 Neuinfektionen registriert wurden und am Donnerstag 77 weitere hinzugekommen sind, zeichnet sich ab, dass in der kommenden Woche wieder die 200er-Inzidenzmarke erreicht werden könnte. Jenseits dieses alarmierenden Grenzwertes lag Hagen bereits von Anfang November bis zu den Weihnachtsfeiertagen. Seitdem sind über den Jahreswechsel hinweg die meisten Hausarztpraxen geschlossen gewesen und viele Testungen ausgesetzt worden.

Künftige NRW-Schutzverordnung regelt Bewegungsradius

Dass seit Wochenbeginn bei den niedergelassenen Medizinern wieder Sprechstunden stattfinden, merkt das Gesundheitsamt an den zunehmenden Fallzahlen. Daher rechnet die Behörde auch damit, dass das Vorweihnachtsniveau in der kommenden Woche wieder erreicht werden könnte. Allerdings gleichen seriöse Prognosen einem Blick in die Glaskugel, weil noch nicht abzusehen ist, welche Effekte sich aus dem Lockdown sowie Weihnachts- und Silvesterbegegnungen ergeben. Für wen die 15-Kilometer Beschränkung letztlich in der Praxis gilt, die für Hagener weite Teile von Dortmund, Bochum, Wuppertal sowie des Märkischen Kreises zur Tabuzone macht, regelt die künftige NRW-Schutzverordnung, die bislang noch gar nicht vorliegt.

Behörden machen Geheimnis aus den bisherigen Impfzahlen

Wie viele Menschen in Hagen bereits geimpft sind, daraus machen sowohl die Stadt als auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ein Geheimnis. „Im Moment liegen mir leider keine regionalen Auswertungen über die Anzahl der bereits geimpften Personen vor“, erklärt Sprecherin Vanessa Pudlo. Unklar bleibt auch, wie weit man beim Durchimpfen der 27 Hagener Pflegeheime ist. Im Haus Rose der Seniorenresidenz Curanum auf Emst gibt es aus Sicht der Stadt Hagen beispielsweise einen Ausbruch mit positiven Fällen, in den nicht hineingeimpft wird. „Es gibt eine Anordnung vom Land, demzufolge in Ausbruch befindliche Häuser – oder solche, welche in näherer Vergangenheit einen Ausbruch durchgemacht hatten – nicht geimpft werden dürfen. In eine Infektion hinein zu impfen, ist gefährlich, nach einer Infektion zu impfen, macht wenig Sinn, da man für eine gewisse Zeit immun sein soll", erklärt die Stadt Hagen.

54.763 Personen in Hagen sind älter als 60 Jahre

Ganz frisch hat das Landesamt für Statistik Zahlen herausgebracht, die zeigen, wie viele Menschen zur Risikogruppe in Hagen gehören. Die 60- bis 80-Jährigen (40.934 Menschen, 21,7 Prozent der Gesamtbevölkerung) und die Über-80-Jährigen (13.829, 7,3 Prozent) machen nahezu 30 Prozent der Hagener Gesamtbevölkerung aus. Insgesamt sind das 54.763 Personen, die vorrangig geimpft werden müssen.

Lockdown trifft die Hagener Gastronomie wieder eisenhart

Das Hagener Impfzentrum in der Stadthalle wird voraussichtlich erst im Februar öffnen. Impftermine können Hagener deswegen aktuell noch nicht vereinbaren. „Es wird ein spezielles Terminmanagement erarbeitet. Es wird eine zentrale Telefon-Hotline geben, aber auch die Möglichkeit, online einen Termin zu vereinbaren“, so Pudlo weiter. Gestartet wird erst, wenn die Pflegeheime durchgeimpft sind.

Manche Gastronomen glauben, bis Ostern nicht arbeiten zu können

Der Lockdown trifft neben dem Einzelhandel vor allem auch die Hagener Gastronomie wieder eisenhart. "Für uns war schon klar, dass er bestimmt bis Mitte Februar oder März geht", sagt Bekim Sulejmani vom Mediteran Steakhouse an der Bülowstraße. Man kämpfe, der Außer-Haus-Verkauf fange vielleicht 20 Prozent des Geschäfts ab. Ähnliches Bild im Restaurant "La Belle Epoque" an der Neumarktstraße. "Ich schätze, das wird bis Ostern so weitergehen", sagt Chef Scharoch Nemanfar. Gestern hat er Blumen vor die Tür gestellt, um ein Zeichen der Zuversicht zu senden. "Restaurants sind ja nicht nur ein Akt der Nahrungsaufnahme, sondern auch ein Ort der Kommunikation."