Im Haus Rose der Seniorenresidenz Curanum, wo Infizierte wohnen, wird aktuell nicht geimpft. Die Stadt erklärt ihr Vorgehen.
Hagen. Wie schwierig es aktuell ist, zunächst alle Bewohner von Seniorenheimen in Hagen gegen das Coronavirus durchzuimpfen, zeigt der Fall der Seniorenresidenz Curanum auf Emst in der Thünenstraße. Beim Hagener Gesundheitsamt liegt die Beschwerde eines Angehörigen vor, der der Behörde vorwirft ein unnötiges Infektionsrisiko bei allen Bewohnern des Seniorenheims in Kauf nehmen, weil niemand zum Impfen vorbeikäme. Das Gesundheitsamt begründet sein vorläufiges Fernbleiben.
„Wie kann man ehrenamtliche Impfteams in ein in Quarantäne befindliches Haus schicken wollen, die die Impfung vor Ort ablehnen? Somit sind alle Bewohner, die in dem Hause nun zum dritten Mal negativ getestet sind entgegen der ursprünglichen Impfplanung für den 30. Dezember noch immer nicht geimpft“, schreibt der beschwerdeführende Angehörige. „Das kann keiner wirklich nachvollziehen. Sie gehen offensichtlich ein Risiko ein, obwohl es begrenzt werden könnte. Es gäbe ausreichend Lösungen. Nun soll die Impfung am 19. Januar stattfinden. Bis dahin können viele Bewohner angesteckt sein und eventuell nicht mehr leben, obwohl das hätte eindeutig verhindert werden können.“
Beschwerdeführer kritisiert die emotionale Isolation
Der Beschwerdeführer blickt bei seiner Kritik auf das Haus Rose des Seniorenresidenz-Komplexes auf Emst. Die Bewohner befänden sich seit dem 19. Dezember in Quarantäne. „Sie konnten noch nicht mal an Weihnachten ihre engsten Familienangehörigen sehen. Eine absolute emotionale Isolation seit über zwei Wochen“, heißt es in dem Schreiben.
Stadt verweist auf eine eindeutige Anordnung vom Land NRW
Die Stadt Hagen erklärt auf Anfrage, dass die Impfungen nicht über das Gesundheitsamt verabreicht würden, sondern der Organisation durch die Kassenärztliche Vereinigung unterlägen. „Es gibt keine ehrenamtlichen Impfteams, sondern bezahlte Ärzte und medizinische Fachangestellte, welche für die Impfung samt Organisation, Aufklärung etc. verantwortlich sind“, erklärt die Stadt in Bezug auf die Beschwerde. Und weiter: „Es gibt eine eindeutige Anordnung vom Land, demzufolge in Ausbruch befindliche Häuser – oder solche, welche in näherer Vergangenheit einen Ausbruch durchgemacht hatten – nicht geimpft werden dürfen. In eine Infektion hinein zu impfen, ist gefährlich, nach einer Infektion zu impfen, macht wenig Sinn, da man für eine gewisse Zeit immun sein soll.“
24 positive Fälle seit dem 19. Dezember bestätigt
Die Stadt bestätigt die Quarantänemaßnahmen seit dem 19. Dezember im Haus Rose. Seitdem gab es 24 Positive: 18 Bewohner, von denen inzwischen 6 genesen und 3 verstorben sind, sowie 6 Mitarbeiter. Das Haus habe keine nach Wohnetagen getrennte Pflege, sondern das Team pflege die Bewohner des kompletten Hauses. Dadurch erstrecke sich der Ausbruch über alle Wohnbereiche des Hauses. „Insgesamt hat das Hagener Gesundheitsamt das Haus inzwischen viermal per PCR-Abstrich kontrolliert. Bei der dritten Testung vor rund einer Woche traten noch positive Fälle auf. Die Ergebnisse von der vierten Testung gestern stehen noch aus“, erklärt die Stadt Hagen.
Angehörigen steht es frei, Bewohner zu sich nach Hause aufzunehmen
Vor diesem Hintergrund werde deutlich, dass das Haus sich in einem Ausbruch befinde, der noch nicht vorbei sei. Dadurch begründe sich die Quarantäne. Es stehe den Angehörigen jederzeit frei, die unter Quarantäne befindlichen Bewohner in ihre eigenen vier Wände aufzunehmen – mit den daraus resultierenden Konsequenzen, sie selbst zu pflegen und sich auf Quarantänemaßnahmen einzustellen, sollte der oder die Bewohnerin positiv getestet werden.
Die Verantwortlichen der Seniorenresidenz Curanum standen für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zur Verfügung. Die für Öffentlichkeitsarbeit und Presseanfragen zuständige Stelle in Süddeutschland war am Mittwoch nicht zu erreichen.