Hagen. Bis Mitte Januar sollen alle Hagener Pflegeheime mit der ersten Impfdosis versorgt sein. Ein Blick auf die aufwändige Logistik dahinter

Zwischen Weihnachtsbaum und Silvester-Feierei rollt in diesen Tagen eine historische Impfaktion an. Bis Mitte Januar soll jeder Bewohner und Mitarbeiter in den 27 Hagener Pflegeheimen, der eine Impfe gegen Corona haben möchte, seine erste Dosis erhalten haben.

Ärztekammer unterstützt Impf-Logistik

Der Anfang für die Impfaktion in der Region stockte: Da weniger Impfdosen geliefert wurden als bestellt, wurden zunächst auch weniger Pflegeheime mit Impfstoff versorgt als geplant. "Das war wenig erfreulich", sagt Heike Achtermann, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Die Ärztekammer sammelt alle Impf-Anfragen der Pflege- und Altenheime von Ostwestfalen bis Sauerland, sichtet die Bedarfe und unterstützt bei der Logistik. Nach den anfänglichen Lieferengpässen sei inzwischen jedoch der tägliche Nachschub hin zu den Heimen in der Region gesichert. "Es läuft sehr gut", sagt Achtermann, gibt aber auch den Hinweis, dass es sich nur um eine Momentaufnahme handelt.

Denn die Logistik hinter der Impfaktion ist enorm: Bevor die Impfdosen in den Heimen ankommen, braucht es reichlich Organisation: Für die Impfung müssen vor Ort unter anderem medizinisches Personal präsent, die Bewohner aufgeklärt und Räume zum Impfen und "Anmischen" vorbereitet sein. Denn erst vor Ort wird der Impfstoff von Pfizer/Biontech, der bei Minus 70 Grad gelagert werden muss, aufbereitet.

Immer mehr Pflegeheime scheinen die nötige Vorarbeit derzeit abzuschließen, denn täglich erreichen die Ärztekammer neue Anfragen von Einrichtungen, die bestimmte Termine für Impfungen vormerken möchten. Mit genauen Informationen, wann welche Heime im Hagener Stadtgebiet mit dem Corona-Impfstoff beliefert werden, hält sich die Kammer zurück. Der Rummel rundherum solle möglichst gering gehalten werden und für die Heimbewohner sei die Aktion sowieso schon "extrem aufreibend".

Gesetzliche Betreuer müssen Impfung zustimmen

Zurückhaltung auch vor Ort: Vom Hülsemann-Haus in Elsey gibt es nur die Auskunft, dass dort die Corona-Impfungen in diesem Jahr nicht mehr stattfinden. „Es rollt langsam an“, sagt Einrichtungsleiterin Petra Fleger, „aber es hakt auch an manchen Stellen noch.“ Eine Schwierigkeit: Unter den 92 Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses auf dem Lölfert sind viele Menschen, die sehr alt oder dement sind und daher einen gesetzlichen Betreuer haben. Diese müssen einer möglichen Impfung zustimmen, was wiederum einen Verwaltungsakt in Gang setzt. Darüber hinaus braucht es neben den nötigen Räumen und des Personals auch das passende Wege-System im Haus. Damit die Bewohner bei der Impfaktion die nötigen Abstände einhalten können, werden „Einbahnstraßen“ auf den Fluren benötigt. Gleichzeitig braucht es mobile Lösungen für bettlägerige Personen, die in ihren Zimmer geimpft werden müssen.

„Das alles zu organisieren fordert natürlich viel Zeit“, sagt Fleger in einem weniger genervten, eher nüchternen Ton. Denn andererseits habe sie auch viel Verständnis angesichts dieser außergewöhnlichen Impfaktion, die nun bundesweit läuft – und ihrem Hause zum Beispiel über Weihnachten unerwartete Unterstützung bescherte.

Rotes Kreuz und Malteser helfen bei Corona-Tests

Denn seit den Festtagen helfen DRK- und Malteser-Einsatzkräfte, die ankommenden Besucher am Seniorenheim auf Corona zu testen. „Das entlastet unser Personal sehr.“ Finanziert wird diese Unterstützung bei den Corona-Testungen, die vorerst bis zum 2. Januar weiterläuft, aus Bundesmitteln. Wie die Testungen danach organisiert werden, das sei de​rzeit noch unklar, sagt Fleger. Sie gehe davon aus, dass die Heime die Kosten danach selbst übernehmen müssen.​