Hagen. In zwei Hagener Pflegeheimen wurden heute Bewohner und Mitarbeiter gegen Corona geimpft. Auch Marianne Sohlmann (89) war dabei.
Corona: Impfstart in Hagener Altersheim
Marianne Sohlmann (89) ist eine der ersten Hagenerinnen, die gegen Corona geimpft wird. Die Redaktion war beim Start dabei.
„Ein Schritt in Richtung Normalität“, betont Marianne Sohlmann mit leuchtenden Augen. Die Bewohnerin des BSH-Seniorenzentrums in Hagen-Helfe hat am frühen Sonntagmorgen eine der ersten eine Corona-Schutzimpfung erhalten und gibt sich sichtlich zufrieden.
Außerdem wurden die ersten Bewohner und Mitarbeiter des "Seniorenzentrums am Theater" in der Innenstadt geimpft.
Der 27. Dezember 2020 markiert den offiziellen Startschuss zum bundesweiten Impfbeginn. Viele Leute erhoffen sich eine baldige Rückkehr zu einem Alltag ohne massive Einschränkungen. Seit Monaten ist das öffentliche Leben auf ein Minimum heruntergefahren und die Stimmung unter der Bevölkerung wird zunehmend bedrückender.
Nicht viel Freude an den Festtagen
Gerade zur Weihnachtszeit mussten viele Familien im kleinsten Kreis feiern und konnten nicht mit den üblichen Verwandten zusammenkommen. Insbesondere Patienten in Krankenhäusern und Bewohner von Seniorenheimen hatten nicht viel Freude am Fest mit ihren Liebsten. In fast allen Einrichtungen ist Besuch zum Schutz aller Beteiligten untersagt. An den Feiertagen wurde ebenfalls keine Ausnahme gemacht.
Auch für Marianne Sohlmann war das ein großer Verlust: „Es war ein Schock. Wir haben uns alle auf unsere Familie gefreut und waren dementsprechend sehr enttäuscht. Alles war schon geplant.“ Die letzten Monate der Zurückhaltung und Isolation waren nicht gerade einfach für die Bewohnerin des BSH-Seniorenheimes. Umso größer ist allerdings die Freude über die empfangene Corona-Schutzimpfung.
„Ich bin erleichtert und glücklich, dass ich meine erste Dosis empfangen konnte. Tatsächlich war ich weder ängstlich noch aufgeregt, würde mich aber auch als recht robust beschreiben. So geht es aber natürlich nicht allen hier im Heim“, sagt Marianna Sohlmann.
Angst vor möglichen Nebenwirkungen
Viele Menschen haben derweil noch Bedenken. Die Angst vor möglichen Nebenwirkungen und unbekannten Langzeitfolgen lassen große Teile der Bevölkerung zweifeln. So auch im Hagener Seniorenheim.
„Ich würde sagen, es gibt 80 Prozent Zustimmung und 20 Prozent Abneigung gegenüber der Impfung. Manche hier können wiederum die Tragweite der Pandemie nicht verstehen. Ich habe keine Angst vor Nebenwirkungen und vertraue auf Deutschlands Sorgfalt und Gründlichkeit, was das angeht“, sagt Marianne Sohlmann.
Außerdem hofft sie, dass sich möglichst viele ebenfalls impfen zu lassen. „Ich spreche nicht für alle, aber unter solch traurigen Umständen möchte ich keine 100 werden. Hoffentlich kann das Virus so unter Kontrolle gebracht werden“, sagt die 89-Jährige. Sie empfindet die Situation als einen Schritt in die richtige Richtung und betont: „Ich hoffe, dass wir uns so bald wieder bewegen und umarmen können.“
Gut eingespieltes Team
Benedict Delévièleuse, Geschäftsleiter des Altenheimes an der Buschstraße, gibt sich ebenfalls zufrieden und hoffnungsvoll: „Alles war sehr kurzfristig, wir mussten uns schnell anpassen und immer flexibel sein. Wir haben aber ein gut eingespieltes Team und konnten es meistern. Insgesamt bin ich sehr erleichtert, dass die Impfungen der Bewohner heute angefangen haben.“ Die Impfbereitschaft unter den Senioren sei groß und es gebe viele Freiwillige, die bereits an diesem Sonntag behandelt wurden.
Dennoch betont Benedict Delévièleuse: „Es wird niemand gezwungen, eine Dosis zu erhalten. Sowohl den Mitarbeitern als auch den Bewohnern ist es freigestellt. Die bisherigen Hygiene-Maßnahmen bleiben auch weiterhin bestehen.“ Nichtsdestotrotz hofft der Geschäftsleiter des Altenheimes, dass die Schutzimpfung einen großen Teil zur Bekämpfung der Pandemie beiträgt.
Auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz kam zur Stippvisite ins Pflegeheim. „Alle wissen, die Welt ist morgen nicht anders, aber es ist ein Hoffnungsschimmer. Ich werde mich definitiv demnächst impfen lassen und hoffe, dass die Bereitschaft der Bürger hoch ist. Wir sind stets offen für kritische Fragen der Gemeinschaft und hoffen, gemeinsam die Besorgnis gegenüber der Corona-Schutzimpfung zu mindern“, so Schulz.