Hohenlimburg. Die geplante Sanierung des Lennebades steht auf der Kippe: Für mögliche Mehrkosten gibt es bislang keine Finanzierungsmöglichkeiten.

Im Frühjahr knallten in Hohenlimburg bereits die Schampus-Korken, als das Land signalisierte, eine Sanierung des Richard-Römer-Bades mit einer Fördersumme von 4,4 Millionen Euro unterstützen zu wollen. Doch diese erste Euphorie nach jahrelangen Existenzsorgen rund um das einstige Lennebad ist inzwischen längst verflogen und Ernüchterung gewichen. Denn im Aufsichtsrat der Hagen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG), unter deren Dach auch die Hagenbad-Geschicke gelenkt werden, kristallisierte sich zuletzt heraus, dass die tatsächlichen Kosten davonzugaloppieren drohen.

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In der jüngsten Ratssitzung tauchte daher bereits ein von CDU, SPD, Grünen und FDP getragener Antrag auf, in dem die Stadtverwaltung aufgefordert wird, mögliche Restfördermittel aus dem fraglichen Topf des Landes nachträglich abzugreifen, um drohende Mehrausgaben auffangen zu können. Ein offenkundig hoffnungsloses Unterfangen, wie Baudezernent Henning Keune bereits signalisierte: „Das Geld aus dem Sonderprogramm ist komplett weg“, sieht er keinerlei Aufstockungsmöglichkeiten.

Modernisierungsbedarf ist höher

Auch die Arnsberger Bezirksregierung habe auf Rückfrage klargestellt, dass es keine weitere Extra-Förderung geben werde. Exakt 4,4 Millionen Euro stehen aus dem NRW-Städtebauförderprogramm „Soziale Integration im Quartier“ für die Sanierung des Hallenbades zur Verfügung. Damit greift Hagen ohnehin schon den absoluten Löwenanteil des mit 396,6 Millionen Euro gefüllten Topfes ab, von dem immerhin 295 Projekte profitieren.

In der kostspieligen Sanierung des Richard-Römer-Lennebades (links) ist eine Erneuerung des direkt angrenzenden Wohnhauses (rechts), die noch einmal 700.000 bis 900.000 Euro verschlingt, nicht enthalten.
In der kostspieligen Sanierung des Richard-Römer-Lennebades (links) ist eine Erneuerung des direkt angrenzenden Wohnhauses (rechts), die noch einmal 700.000 bis 900.000 Euro verschlingt, nicht enthalten. © Martin Weiske

Im HVG-Aufsichtsrat, so bestätigte Oberbürgermeister Erik O. Schulz, habe Vorstand Christoph Köther ausdrücklich auf drohende finanzielle Risiken hingewiesen. Demnach lägen die Angebote der potenziellen Fachfirmen absehbar deutlich höher als erwartet. Laut Politik stehen für ganz unterschiedliche Gewerke Mehrkosten von 1,2 bis zu 2 Millionen Euro im Raum. So seien unter anderem Chloridierungen an der Stahlkonstruktion der Decke entdeckt worden, so dass auch dieser Bereich, der ursprünglich ausgespart bleiben sollte, jetzt womöglich in die Sanierung integriert werden müsse. Nach Angaben von Köther wird das mögliche Schadensbild am 27. Januar im Rahmen einer Sondersitzung des Aufsichtsrates zusammen mit den anderen konkretisierten Fakten präsentiert (siehe Infobox). Außerdem scheitert absehbar die Spar-Idee, das marode Becken mit einer Folienbeschichtung zu sanieren, da diese wiederum beim Kanuten-Training leicht zerstört werden könnte, so dass jetzt doch mit einem kostspieligeren Edelstahl-Becken gearbeitet werden muss. Dies sorgt wiederum dafür, dass der Wasserspiegel deutlich angehoben wird, so dass die Höhen für die Wasserspringer nicht mehr stimmten. Eine entsprechend erforderliche Erhöhung der Türme wurde aus Kostengründen allerdings verworfen. Gestrichen ist auch bereits der Lufttrockner im Technikraum, der für die Zukunft Korrosionsschäden hätte verhindern sollen. Hier gilt somit auch künftig: Fenster auf, damit die Feuchtigkeit abziehen kann.

Kämmerer: Kein Extra-Spielraum

Kostenklarheit soll es bis zum 27. Januar geben

Auf dem Tisch von HVG-Chef Christoph Köther liegt nach der Grobschätzung für den Förderantrag eines anderen Baubüros inzwischen die konkretisierte Kostenschätzung eines Generalplaners (Blass-Architekten Euskirchen). Auf Grundlage dieser konkreten Entwurfsplanung ist zurzeit von Gesamtkosten von 6,5 Millionen Euro die Rede, die sich – je nach Baukostensteigerung – bis zur Realisierung im Jahr 2023 noch erhöhen könnten.

Allerdings sind eine Vielzahl von Positionen noch offen oder können eventuell auch als verzichtbar eingestuft werden. „Es ist allerdings schon heute sonnenklar, dass nicht zu den Kosten saniert werden kann wie Mittel zur Verfügung stehen“, bezeichnet Christoph Köther die ursprüngliche Preisschätzung von 5,4 Millionen Euro in der Nachbetrachtung als „sehr sportlich“.

Daher geht der HVG-Chef auch davon aus, dass erst mit Vorlage aller Gutachten – beispielsweise zum Zustand des Betons oder auch zu Schadstoffen in der Fassade und in den Dämmstoffen – ein abschließendes Urteil möglich sei. Diese Zahlen sollen dem Aufsichtsrat in einer Sondersitzung am 27. Januar kommenden Jahres präsentiert werden.

Größte Unbekannte ist zurzeit noch der Zustand der Deckenkonstruktion. Dieser wurde ursprünglich ein solider Zustand attestiert, so dass diese gar nicht angefasst werden sollte. Inzwischen haben Probebohrungen doch ein gewisses Schadensbild ergeben, so dass jetzt auch diese Stahlkonstruktion freigelegt wird, um den tatsächlichen Sanierungsbedarf zu ermitteln.

Hier schlummert womöglich noch eine nicht absehbare und vor allem bezifferbare Kostenbombe.

Bereits vor zwei Jahren hatte ein Architektenbüro aus Osnabrück als Fachplaner den Sanierungsbedarf auf 5,4 Millionen Euro geschätzt – aktuelle Baukostensteigerungen noch gar nicht berücksichtig. Darin ist allerdings noch nicht einmal eine Sanierung der in die Jahre gekommenen Sauna sowie des Restaurantbereichs enthalten. Das direkt angrenzenden Wohngebäude, dessen Sanierungsstau (Dach, Fenster, Fassade) auf weitere 500.000 bis 700.000 Euro taxiert wird, bleibt ebenfalls außen vor.

Jörg Klepper und Werner König als CDU- und SPD-Sprecher plädierten in der Ratssitzung dafür, schon jetzt nach zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen, um die Sanierung des mit stagnierenden Besucherzahlen kämpfenden Richard-Römer-Bades doch noch zu retten. Der städtische Haushalt, aber auch die HVG dürften durch zusätzliche Ausgaben nicht weiter belastet werden.

Vorsorglich signalisierte Kämmerer Christoph Gerbersmann, dass er – neben dem ohnehin erforderlichen Eigenanteil an den Sanierungskosten aus der Sportpauschale – keinen weiteren Spielraum sehe, anfallende Mehrkosten aus dem normalen Haushalt noch decken zu können: „Wir haben in den nächsten Jahren reichlich Investitionen im Bereich der Infrastruktur und Bildung vor der Brust“, verweist der Finanzdezernent auf Straßen- und Brückenbaumaßnahmen, aber auch auf Ausgaben für Schulen, Kitas und Digitalisierung. „Da können wir das Richard-Römer-Bad nicht auch noch stemmen.“