Hagen. Die Zahlen stimmen, aber dennoch kommt das Aus: Angesichts der maroden Lüftungsanlage hat das „Novy’s“ am Museum keine Zukunft. Hier die Gründe.

Der Kunstquartier-Gastronomie „Novy’s“ geht die Luft aus: Und das hat rein gar nichts mit der Corona-Situation oder den Wirtschaftsdaten der qualitätvollen Innenstadt-Gastronomie zu tun, sondern ist einzig und allein der hoffnungslos unterdimensionierten Lüftungsanlage in der Immobilie geschuldet. Entsprechend hat die Stadt jetzt mit der Krombacher-Brauerei sowie dem Pächter-Ehepaar Thomas (59) und Tamara (52) Bielefeld einen Auflösungsvertrag ausgehandelt, der bereits Ende Februar 2021 greift. Damit wird angesichts der bis dahin anhaltenden Corona-Pandemiesituation eine der besten Kulinarik-Adressen der Stadt ihre Pforten nie wieder öffnen. „Das Novy’s schließt auf dem Zenit seines Erfolges“, bilanziert Gastronom Thomas Bielefeld mit Blick auf die Bilanzzahlen der Jahre 2018 und 2019.

Zukunft liegt noch im Nebel

Das hochwertige Inventar des „Novy’s“ verbleibt noch in den Räumlichkeiten am Museum, bis endgültig klar ist, mit welchem Konzept die Lokalität in Zukunft weiterbetrieben wird.

Durch das vorzeitige Ende des Pachtverhältnisses eröffnet sich für die Stadt die Chance, frühzeitig die bestehenden technischen Missstände zu beheben.

Ziel ist es, für die Zukunft einen neuen Betreiber für die Museumsgastronomie zu finden, der mit einem Bistro-Konzept eine Restauration anbietet, die mit der Dimensionierung der Lüftungstechnik harmoniert.

Das künftige Konzept muss wiederum mit dem Stiftungsrat der Emil-Schumacher-Stiftung abgestimmt werden.

Schon seit Jahren ist bekannt, dass die ursprünglich beim Bau des Museumsnebengebäudes installierte Lüftungsanlage brandschutztechnisch für eine Vollrestauration gar nicht ausgelegt ist. Ein Mangel, den die DEKRA-Prüfer nicht bloß angemahnt haben, sondern der seitdem auch zu regelmäßigen, kostspieligen Grundreinigungen der Technik mit jeweils dreitägigen Schließungen geführt hat. Viermal im Jahr wurden zuletzt die Schächte mit Steuerzahlergeldern gesäubert – Kostenpunkt bis zum Pachtende im Jahr 2024: stolze 137.000 Euro.

Unsicher: Hohes technisches Risiko

Trotz dieser lästigen, aber unvermeidlichen Extra-Maßnahmen gab es für die Bielefelds weiterhin keine Planungssicherheit. Denn die kritischen DEKRA-Techniker haben sich vorbehalten, nicht bloß bei den künftigen Putzaktionen durch eine Fachfirma jeweils anwesend zu sein, sondern auch – je nach Begutachtungszustand – das Lokal aus Sicherheitsgründen über Nacht schließen zu dürfen. Ein unzumutbarer Schwebezustand, weil somit weder verbindlich Familienfeiern zugesagt noch Gastro-Gutscheine ausgegeben werden konnten. „Das hat unser Nervenkostüm zuletzt schon arg strapaziert“, kündigten die Pächter für den Fall der Fälle obendrein auch noch Schadenersatzforderungen gegenüber der Stadt an.

Weniger Entschädigung als Einnahmen

Angesichts dieser unkalkulierbaren Risiken hat die Gebäudewirtschaft jetzt in Absprache mit der Kämmerei die Reißleine gezogen und das vorzeitige Ende des Miteinanders vertraglich eingefädelt. Dabei fließt eine Entschädigungszahlung von 190.000 Euro, wobei 40.000 Euro als entgangener Gewinn an die Krombacher-Brauerei gehen. Der Rest soll die ausbleibenden Geschäftseinnahmen des Betreiberehepaars abfedern. Außerdem verzichtet die Stadt auf die Pachtzahlungen im Januar und Februar von jeweils 1650 Euro. Ein Deal, dem die Politik – gegen die Stimmen der Linken – ausdrücklich zugestimmt hat.

„Wir hätten schon gerne noch einmal aufgemacht, um uns von unseren Gästen zu verabschieden“, zeigt sich Bielefeld durchaus wehmütig, „aber dafür werden wir wohl keine Gelegenheit mehr bekommen.“ Gleichzeitig betont er, dass die Summe der Entschädigungszahlung deutlich unter dem liegt, was er gemeinsam mit seiner Frau in den nächsten drei Jahren mit dem „Novy’s“ hätte verdienen können: „Wir haben in den zwölf Jahren seit 2009 mehr Gäste bewirtet als beide Museen an Besuchern hatten.“