Hagen. Der Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt Hagen soll die Verantwortlichkeiten beim Bau des Emil-Schumacher-Museums noch einmal abklären.
Die Pannen und Versäumnisse rund um den Bau des Emil-Schumacher-Museums (ESM) werden zu einem Fall für den Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt Hagen. Dieser soll versuchen, so die einstimmige Entscheidung aller Ratsfraktionen, zumindest die Entscheidungsabläufe bis hin zum Bauvotum des Rates darzustellen und die Verantwortlichkeiten aufseiten der städtischen Bauverwaltung nachzuzeichnen, um ähnliche Fehler für die Zukunft zu vermeiden. Parallel dazu soll ein Sanierungs- und Kostenplan für die Ertüchtigung und Erneuerung der mangelhaften Technik erarbeitet und zugleich nach Fördermöglichkeiten gesucht werden, um die fälligen Millioneninvestitionen stemmen zu können.
Sprecher aller Fraktionen haben zuletzt im Haupt- und Finanzausschuss resignierend festgestellt, dass auch die Verwaltung kein abschließendes Ergebnis zur immer wieder gestellten Schuldfrage liefern werde, wenn selbst das gerichtliche Beweissicherungsverfahren (Kosten: 242.919 Euro) nach fast zehn Jahren an diesem Punkt gescheitert sei. „Wir sollten jetzt nicht Ressourcen investieren, um das zu leisten, was das Gericht auch nicht geschafft hat“, so CDU-Fraktionschef Stephan Ramrath.
Gerüchte und Phantomdebatten
„Dennoch sollten wir die Verantwortlichkeiten beim Bauherrn aufzeigen, um Gerüchte und Phantomdiskussionen zu beenden“, ergänzt SPD-Ratsherr Dietmar Thieser, und sein Fraktionschef Claus Rudel erläutert: „Wenn wir jetzt nichts tun, schweben die offenen Fragen ewig über dem Museum. Das Deckmäntelchen der Verschwiegenheit schadet dem Haus und der Sanierung nur. Die Bevölkerung braucht eine Einordnung, was da passiert ist, um Legendenbildungen und Verschwörungstheorien den Boden zu entziehen.“ Die Menschen in Hagener hat auch Linken-Sprecher Ingo Hentschel im Fokus: „Wer zehn Millionen Euro nachschießt, hat auch eine Informationspflicht dem Steuerbürger gegenüber. Wir müssen für die Zukunft verhindern, das dieselben Fehler wiederholt werden.“
Immerhin sind seit dem Jahr 2010 3,78 Millionen Euro an Extra-Kosten für die marode Technik aufgelaufen, um den Betrieb des Hauses überhaupt aufrechterhalten zu können. Dabei hat sich inzwischen längst herausgestellt, dass die ursprünglich auf 108.000 Euro geschätzten Jahresausgaben für Energie und Wartung regelmäßig um eine Vielfaches überschritten werden. Dafür spart die Stadt immens an Personalkosten, weil für die ohnehin fehlerhaft arbeitende Erdsonden- und Klimatechnik keine externen Fachkräfte engagiert werden, sondern die Stadt die installierten Provisorien längst alle mit eigenen Kräften am Leben erhält.
Desaströse Kostenentwicklung
Unter dem Strich liegen dadurch die Unterhaltungskosten inzwischen sogar 32.000 Euro unter den ursprünglichen Schätzungen. Eine Betrachtung, die Friedrich Grawert, Vorsitzender des Schumacher-Stiftung-Beirates, in einem vierseitigen Schreiben an die Hagener Stadtspitze (liegt der Redaktion vor) als Beleg dafür heranzieht, dass das Museum gar keine Mehrkosten erzeuge.
Eine Interpretation, die Stadtsprecher Thomas Bleicher prompt kontert: „Es wäre vollkommen unangemessen, den Betrieb der Museen als wirtschaftliches Erfolgskonzept zu bezeichnen. Die Feststellung, dass die Kosten für den Betrieb der Museen unter den veranschlagten Kosten von 2002 liegen, ist allein der Tatsache geschuldet, dass es erhebliche Einsparungen im Personalbereich gegeben hat, durch die die desaströse Entwicklung insbesondere bei den Energiekosten finanziell aufgefangen werden konnte.“