Hagen. Ein Anwohner der Grundschötteler in Hagen Straße fürchtet um die Sicherheit von Radfahrern und Rollstuhlfahrern. Ein Tempolimit kommt aber nicht.

Es gibt diese Frage, die sich Anwohner so häufig stellen: „Muss denn erst etwas passieren?“ So lautet dies Frage. Und die Antwort ist eindeutig: ja, muss es. Und am besten nicht nur einmal, sondern mehrfach. Ansonsten wird sich nichts ändern.

Grundschötteler Straße, Hagen-Haspe: Hier wohnt der ehemalige Bauunternehmer Heinz Walter Bamberger. Er ist einer der wenigen Anwohner an der Hauptverbindungsstraße zwischen dem Hagener Stadtteil Haspe und Volmar­stein, die unmittelbar an der gleichnamigen Autobahn-Anschlussstelle der A1 vorbeiführt. Bamberger hat eben diese Frage aufgeworfen – auch weil er sich sicher ist, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis an der ausgewiesenen Landstraße tatsächlich etwas passiert.

Bis zu zehn Rehe im Jahr werden überfahren

Straße ist eine Umleitung für die Autobahn 1

Bei der Grundschötteler Straße handelt es sich nach Auskunft der Stadt um eine Straße mit Hauptverbindungsfunktion. Sie dient der Autobahnumleitung.

Es sei generell üblich, dass für solche Außerortsstraßen eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h gilt. Daher komme aus Sicht der Straßenverkehrsbehörde keine Geschwindigkeitsreduzierung in Betracht.

Bambergers Aussage nach ist auch schon einiges passiert. Rehe sind hier angefahren worden. Und zwar reichlich. „Bis zu zehn Stück im Jahr“, sagt der leidenschaftliche Naturfreund und Jäger, der weite Teile der Areale links und rechts entlang der Grundschötteler Straße im Lauf der Jahre erworben hat. „Das sind auf jeden Fall wesentlich mehr Tiere als wir hier schießen, um die Bestände zu regulieren.“ Aber die Wildunfälle reichen nicht aus, um rechtssicher tätig zu werden.

Auch dass die Straße immer häufiger von Radfahrern genutzt wird, ist kein Grund, um hier ein Tempolimit durchzusetzen. „Gerade, seitdem E-Bikes immer beliebter werden, ist der Radverkehr bei mir vor der Haustür rasant gestiegen“, sagt Bamberger, „die Strecke ist für viele aus dem Raum Haspe der kürzeste Weg, um auf den Ruhrtalradweg zu kommen.“

Rücksichtsloses Verhalten der Lkw-Fahrer

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Weil aber die Zahl der Lastwagen, die in Richtung Autobahn 1 donnern oder in Volmarstein abgefahren sind, die der Radfahrer noch bei weitem übersteigt, kommt es laut Bamberger immer wieder zu haarsträubenden Szenen.

„Das Verhalten der Lkw-Fahrer ist rücksichtslos“, sagt er, „viele halten sich nicht an den Mindestabstand beim Überholen und sind auch nicht bereit, nur für einen Moment den Fuß vom Gas zu nehmen.“ Das sei auch für Rollstuhlfahrer der Stiftung Volmarstein, die die Straße nutzen würden, eine riesige Gefahr.

Gefahr für Abbieger: Blick reicht nur bis zur Kurve

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Die Unübersichtlichkeit der Strecke führt Heinz Walter Bamberger als letztes Argument ins Feld. Vier Nachbarn hat Bamberger, der wie die anderen quasi in zweiter Reihe wohnt und über eine Zufahrtstraße auf die Hauptverkehrsachse einbiegen muss. „Wenn wir links in Richtung Haspe wollen und nach rechts blicken, sehen wir nur bis zur nächsten Kurve“, so Bamberger, „wenn da einer mit Tempo 100 ankommt, wird es brenzlig. Neulich hat es hier ein Überholmanöver gegeben, zwei Autos kamen parallel den Berg runter und meine Nachbarin, die abbiegen wollte, hat das im letzten Moment bemerkt. Um ein Haar hätte es gekracht.“

Die Grundschötteler Straße ist eine der letzten Straßen innerhalb der Stadtgrenzen, an der es keine Begrenzung der Geschwindigkeit gibt. „In der unmittelbaren Umgebung kenne ich nicht eine einzige Straße, an der man noch 100 Stundenkilometer fahren darf“, so Bamberger, „das macht hier aus meiner Sicht auch gar keinen Sinn. Was soll es bringen, wenn man bis zur Oedenburgstraße rasen darf? Nichts! Einen Zeitvorteil hat man auf dem kurzen Stück ganz bestimmt nicht zu erwarten.“ Zumal in die andere Fahrtrichtung gleich hinter der Kurve das Tempo auf 70, kurze Zeit später auf 60 gesenkt werde.

Stadt Hagen lehnt ein Tempolimit ab

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Beim Landesbetrieb Straßen und bei der Stadt hat Bamberger nach eigener Aussage immer wieder vorgefühlt. Gebracht hat das bisher nichts.

Rein formal ist die Stadt Hagen an der Grundschötteler Straße zuständig. Und die wiederum erklärt über ihre Sprecherin Franziska Michels: „Die Voraussetzungen für eine Geschwindigkeitsbegrenzung müssen rechtlich begründet werden. Das bedeutet, dass die örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenquelle darstellen.“ Solche wären zum Beispiel eine erhöhte Luftverschmutzung, eine Häufung von Unfällen oder starke Lärmbelästigung. Die Stadt kommt zu dem Ergebnis: An der Grundschötteler Straße besteht keine solche Gefahrenstelle.

Mit anderen Worten: Ja – es muss erst etwas passieren, bevor sich hier etwas ändert.