Hagen. Es ist mehr als ein Nachruf. Der Tod des bekannten Hagener Sporthändlers Ralf Tenne birgt eine Botschaft in sich, die weiterleben wird.

„Am 6. Juli 2012 feiere ich eigentlich meinen zweiten Geburtstag“, hatte er gesagt. Dieser 6. Juli des Jahres 2012 war ein Tag, der vielen Menschen, die ihn kannten für immer in Erinnerung geblieben ist . Und der selbst bei jenen, die ihn nicht kannten, in der ganzen Stadt zum Gespräch wurde. Ralf Tenne, jahrelang einer bekanntesten Sporthändler der Stadt, ein Sport-Enthusiast, ein Basketball-Freund und eine helfende Hand ist nun, acht Jahre nach diesem besonderen Tag am 17. November 2020 im Alter von 56 Jahren verstorben. Als eine der wichtigsten Botschaften des Hageners wird diese immer in Erinnerung bleiben: „Wenn irgendwo jemand Hilfe benötigt oder man sieht, dass jemand bereits hinzugeeilt ist, dann bietet trotzdem noch Hilfe an.“

G-Block, Ischelandhalle, volle Pulle Phoenix. Das ist ein Bild, das man im Kopf haben mag, wenn man an Ralf Tenne denkt. Vielleicht auch, wie er neben Hunderten Hagenern an einem Laufband gestanden hat, um ihre Lauftechnik zu analysieren. Wie er selbst von seinen Läufen und seinen Radtouren berichtet hat. Aber auch, als er seinen Laden für immer schloss, weil die Gesetze des Marktes und seinem hohen Online-Druck es lokalen Sporthändlern brutal schwer machen, weiter zu existieren. Ralf Tenne, ein Hagener mittendrin in der Stadtgesellschaft. Und einer mit einer Geschichte, deren Wirkung so viel größer ist, als dass sie einfach nur eine Einzelperson betroffen hätte.

BG-Turnier als gute Tradition

Am 6. Juli 2012 war Ralf Tenne morgens noch Rad gefahren. Mit seiner Frau Sonja marschierte er am frühen Abend hinauf nach Emst. Er wollte zum BG-Freiluftturnier. Gute Tradition. Für Tenne ein Stück Heimat und wichtig, seinen Sohn Dennis hier am Spielfeldrand zu unterstützen. Die Leidenschaft für das Turnier und den Basketball hat er seinen Kindern vererbt.

Er erinnerte sich später noch daran, wie er kurz mit dem damaligen Phoenix-Co-Trainer Steven Wriedt sprach. Dann enden seine Erinnerungen. Ralf Tenne wurde drei Tage später auf der Intensivstation des Johannes-Hospitals in Dortmund wach. Er lebte, doch was ihm geschehen war, musste er nachlesen. Sein Herz war an jenem Abend beim BG-Turnier einfach stehen geblieben. Plötzlicher Herztod.

Dass er überlebt hatte, verdankte Tenne zufällig anwesenden Ärzten und einem Mitarbeiter des „Würzburgers“, der gerade erst seinen Ersthelfer-Schein gemacht hatte. Sie rissen dem zusammengebrochenen Tenne das Hemd auf, massierten sein Herz so heftig, dass sie ihm mehrere Rippen brachen und holten ihn zurück ins Leben. Der Rettungswagen kam, man versetzte ihn ins künstliche Koma und fuhr ihn ins Krankenhaus. Nach einer Verlegung nach Dortmund pflanzte man Tenne dort zwei Bypässe ein. Er wusste später: Eine verstopfte Nebenvene seines Herzens war der Grund. Vielleicht auch dafür, dass er wenige Wochen zuvor an einer Ampel in Schwerte einfach vom Fahrrad fiel.

Er hat sein Glück genutzt

Tenne hatte sich dieses schier unglaubliche Glück bewusst gemacht und genutzt. Fortan hat er noch gesünder gelebt, viel trainiert, war mit seinem Laden zunächst umgezogen, ehe er ihn aufgab und als Angestellter in einem Dortmunder Sportfachhandel arbeitete. Zuletzt war Tenne immer noch als Händler aktiv. Lange Radtouren, Bewegung, Zeit mit seiner Frau Sonja. Und er war daneben nie müde geworden, aus seinem Fall eine Botschaft an die Menschen zu machen. Helfen, wo man nur kann, nie wegsehen, Courage zeigen. Er hatte deswegen überlebt.

Acht Jahre später, vor gut zweieinhalb Wochen, hat das Herz von Ralf Tenne, das so trainiert, so gut überwacht und doch so gesund war, aufgehört zu schlagen. Am Abend hatte sich der Hagener schlafen gelegt und war dann im Schlaf verstorben.

„Der Kardiologe berichtete mir, dass dies keine Seltenheit sei bei Menschen, die schon einmal auf diese Weise ins Leben zurückgeholt worden sind wie Ralf“, sagt seine Frau Sonja, die in großer Trauer bereit war, mit der Redaktion über den Tod ihres Mannes zu sprechen.

Denn das ist, was von Ralf Tenne für immer bleiben wird, solange sich Menschen in dieser Stadt an ihn erinnern. Diese überragende Botschaft, das Leben der Mitmenschen als etwas so Großes anzusehen, dass man selbst bereit sein sollte, alles in seiner Kraft stehende zu tun, um es zu retten. „Wenn irgendwo jemand Hilfe benötigt oder man sieht, dass jemand bereits hinzugeeilt ist, dann bietet trotzdem noch eure Hilfe an.“ Ein weiterlebendes Zitat von Ralf Tenne. Er hinterlässt mit André, Dennis und Janine drei Kinder. Und viel Traurigkeit.