Wehringhausen. Warum das Hagener Kulturzentrum Pelmke zu Foto-Shootings einlädt und was sich demnächst hinter der Seite www.kulturgesichter.02331.de verbirgt.

Das Kulturzentrum Pelmke beteiligt sich an der deutschlandweiten Aktion „Ohne uns wird’s still“. „Mit der Aktion möchten wir die Menschen, die in der Veranstaltungsbranche arbeiten, aus der Anonymität holen, ihre Gesichter zeigen und ihre Geschichten erzählen“, sagt Sarah Jung, Programmplanerin in der Pelmke.

Am Donnerstag, 3. Dezember, und am Freitag, 4. Dezember, finden kostenlose Foto-Shootings in dem Wehringhauser Kulturzentrum statt.

Auf der Homepage der Pelmke gibt es einen Link mit allen Infos und der Möglichkeit, sich für einen Foto-Termin anzumelden. Auf der Seite www.kulturgesichter02331.de sollen dann demnächst möglichst viele Hagener „Kulturgesichter“ präsentiert werden.

Veranstaltungsbranche liegt quasi lahm

Zum Hintergrund: Seit fast neun Monaten liegt die Veranstaltungsbranche quasi lahm, viele in der Branche Tätigen fürchten um ihre Existenz. „Mit ,Ohne uns wird’s still’ möchten wir zeigen, wie viele Menschen betroffen sind und wie unterschiedlich ihre Tätigkeitsfelder sind.“

Sarah Jung ist in der Pelmke in Hagen für die Programmplanung verantwortlich.
Sarah Jung ist in der Pelmke in Hagen für die Programmplanung verantwortlich. © Privat

Sarah Jung liefert Beispiele: „Wer sind die, die einen Club betreiben, die auf Veranstaltungen das Licht an- und ausschalten, die bei einem Sicherheitsdienst beschäftigt sind oder als Künstler auf der Bühne stehen? Wer sind die Menschen, die mit am stärksten von der Krise und dem zweiten Lockdown betroffen sind?“ https://www.wp.de/staedte/hagen/theater-parade-trotz-corona-sind-wir-da-durch-hagen-id231038036.html

Natürlich seien jene, die derzeit nicht mehr wüssten, wie sie ihre Miete und ihre Versicherungen zahlen und wie sie ihren Kühlschrank befüllen sollen, am stärksten betroffen, doch es gäbe noch eine weitere Ebene, ergänzt Sarah Jung. „Das letzte Getränk vor dem Club, Popcorn im Kinosaal, die Diskussion nach einem Vortrag, der Kaffee samt netter Gespräche im Lieblingsbistro nach einer Lesung – viele kleine Rituale und damit einhergehende Lebensqualität gehen verloren, wenn die Veranstaltungsbranche stirbt.“

Düsterer Blick in die Zukunft

Die gelernte Veranstaltungskauffrau blickt wenig optimistisch in die Zukunft der Veranstaltungsbranche, „wenn es zu Lockerungen über Weihnachten und Silvester kommt, sehe ich auch für Januar für unsere Arbeit eher schwarz.“ Die Einrichtung Pelmke ist besonders gebeutelt, da alle Bereiche, die die Pelmke ausmachen – Veranstaltungen, Kinoaufführungen­ und Kneipenbetrieb – lahmgelegt sind.

Im Wehringhauser Kulturzen­trum arbeiten sieben Festangestellte, außerdem etwa ein Dutzend 450-Euro-Kräfte. „Während des ersten Lockdowns waren alle festen Mitarbeiter in Kurzarbeit, derzeit warten wir ab, wie sich die Situation weiter entwickelt“, sagt Programmplanerin Sarah Jung.

Foto-Shooting dauert etwa zehn Minuten

Die Initiative der Veranstaltungsbranche, die den Titel „Ohne uns wird’s still“ trägt, läuft zum Beispiel auch in Bochum . Auf der Seite www.kulturgesichter0234.de werden derzeit schon zahlreiche Gesichter und Geschichten­ präsentiert.

Die Hagener Seite www.kulturgesichter02331.de soll Mitte nächster Woche eingerichtet werden.

Auf der Hagener Seite soll es weniger um Arbeitgeber und Firmennamen­ gehen, „ der Mensch soll im Vordergrund stehen ­“, unterstreicht Sarah Jung, die die Aktion im Pelmke-Kulturzentrum in der Pelmkestraße 14 federführend betreut.

Für ein Foto-Shooting sind pro Teilnehmer zehn Minuten eingeplant. Jene, die sich fotografieren lassen möchten, sollen bitte ohne­ Begleitung in die Pelmke kommen und einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Aber zurück zu den Foto-Shootings, die im großen Saal der Pelmke – natürlich unter coronakonformen Bedingungen – durchgeführt werden. „Unsere beiden Techniker Fabian Gerlach und Moritz Fraune, die fit an der Kamera sind, erstellen die Fotos. Wir möchten ein einheitliches Erscheinungsbild präsentieren, daher werden von allen, die sich ablichten lassen möchten, Gesicht und Oberkörper fotografiert und alle sind gebeten, ein schwarzes Oberteil ohne Aufdruck oder Logo zu tragen“, erläutert Sarah Jung.

Foto-Shootings jeweils von 11 bis 18 Uhr

Die Shootings finden an beiden Tagen von 11 bis 18 Uhr statt, Termine werden im 15-Minuten-Rhythmus vergeben. „Wir notieren die Vornamen der Fotografierten, ihren Tätigkeitsbereich und wie sie bislang die Corona-Zeit erlebt haben und wie sie in die Zukunft blicken“, sagt die 36-Jährige, die hofft, dass sich viele an der Aktion „Ohne uns wird’s still“ beteiligen und dadurch die Hagener Kultur ein Gesicht bekommt.