Hagen. In zwei Hagener Pflegeheimen haben sich insgesamt 65 Menschen mit Corona infiziert. 48 Bewohner und 17 Mitarbeiter.
Die Situation in zwei Seniorenheimen des Trägers Wohlbehagen ist kritisch. Insgesamt 65 Menschen (unsere Zeitung berichtete) sind nach Angaben der Stadt in den Häuser an Corona erkrankt. Zwei hochbetagte Bewohner sind verstorben. Ob aber letztlich das Virus Ursache für den Tod war, lässt sich nicht sagen.
Betroffen sind die Häuser „Am Schlossberg“ und „Stadtblick“. 38 Erkrankte leben in Hohenlimburg , hinzu kommen zehn infizierte Mitarbeiter. In der Einrichtung am Remberg nahe der Hagener Innenstadt sind zehn Bewohner und sieben Mitarbeiter positiv getestet worden. Auch die beiden Verstorbenen stammen aus dieser Einrichtung.
Schock für Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter
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Für Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter ist der Ausbruch der Krankheit in diesem Maße ein Schock. „Neun Monate lang sind wir nahezu verschont geblieben“, sagt Willi Strüwer, Leiter der Einrichtung „Am Schlossberg“, „unser Hygiene-Konzept hat funktioniert. Und jetzt eine so hohe Anzahl an Fällen...“
Teil dieses Konzeptes sind auch regelmäßige Testungen von Mitarbeitern und Bewohnern – einmal pro Woche bzw. mindestens alle 14 Tage. „Wir haben schon sehr früh 7000 Schnelltests beschaffen können und als erste Einrichtung in Hagen so intensiv getestet“, sagt Strüwer. „Vielleicht hat die hohe Anzahl an Erkrankten auch mit dieser häufigen Testung zu tun.“ Denn: Symptome zeigen die Betroffenen bislang kaum.
Erster positiver Fall in Hohenlimburger Einrichtung
Bei einer dieser Testreihen hat es zunächst einen positiven Fall eines Bewohners des Pflegeheims in Hohenlimburg gegeben. Als drei weitere Bewohner schließlich leichte Symptome zeigten, sei noch einmal komplett durchgetestet worden. Die Zahl der positiven Befunde erhöhte sich auf sechs.
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„Natürlich haben wir sofort das Gesundheitsamt der Stadt informiert“, so Strüwer. Die Behörde veranlasste daraufhin für den vergangenen Mittwoch eine PCR-Testung aller 85 Mitarbeiter und aller 76 Bewohner . Das Ergebnis: 38 positive Befunde. „Dieses Ergebnis“, so Strüwer, „hat uns zunächst völlig überrascht. Es zeigt aber auch, wie tückisch das Corona-Virus ist. Ohne intensive Testung durch uns und das Gesundheitsamt wären viele Fälle wohl möglich gar nicht erkannt worden.“
Verbreitung des Corona-Virus gibt Rätsel auf
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Wie genau sich das Virus in dem Haus ausbreiten konnte – darüber, so Strüwer, könne man nur spekulieren. Eine Möglichkeit: Erkrankte aber symptomlose Mitarbeiter hätten es unwissentlich verteilt. Mittlerweile befinden sich die betroffenen Bereiche in Isolationspflege.
Immerhin: Bisher scheinen die Verläufe der Erkrankungen sowohl bei Bewohnern als auch bei den Mitarbeitern milde zu sein. „Zum Glück musste noch niemand ins Krankenhaus eingewiesen werden“, so Willi Strüwer. „Lediglich einzelne Patienten zeigen bislang überhaupt Symptome.“ Die betroffenen Mitarbeiter seien unmittelbar nach Bekanntwerden der Ergebnisse in häusliche Quarantäne geschickt worden. Am Montag werden alle noch einmal getestet.
Betrieb und Pflege in Altenheim nicht gefährdet
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Der Betrieb des Hauses und die Pflege der Bewohner sind derzeit nicht gefährdet. Wenngleich Strüwer die Situation als „schwierig“ bezeichnet. „Die personellen Engpässe, die sich jetzt ergeben haben, können wir noch auffangen“, so Strüwer, der aber weiß, dass das nur die eine Seite ist: „Unsere Mitarbeiter stehen unter Druck, sie haben Angst, machen sich Sorgen. Wir führen in diesen Tagen sehr viele Gespräche.“
Viele Patienten könnten die Situation nicht verstehen. „Sie leiden besonders unter den Kontaktbeschränkungen und der Isolation“, so Strüwer. „Mit den Angehörigen stehen wir in einem engen Austausch.“ Bis auf wenige begründete Ausnahmen gelte derzeit ein Besuchsverbot. Es gehe darum, Kontakte zu reduzieren und Abstände einzuhalten. „Das aber ist in der Pflege oft gar nicht möglich“, so Strüwer.
Hohe Belastung der Pflegekräfte
Von einer hohen Belastung der Pflegekräfte spricht auch Carsten Kunz. Leiter des Pflegeheims „Stadtblick“. „Trotz all des Schutzes bleibt immer das Gefühl, dass sie diejenigen sein könnten, die die Krankheit übertragen. Sie begeben sich selbst in Gefahr und haben gleichzeitig die Befürchtung, ältere Menschen zu gefährden. Es ist toll und wertvoll, dass sie sich dieser Verantwortung stellen.“
Für die beiden Verstorbenen aus der Einrichtung gilt: Ein Bewohner wurde nur noch palliativ versorgt, bei einem anderen habe Demenz im Endstadium vorgelegen. „Die Angehörigen wollten, dass er bei uns in Ruhe einschlafen kann.“
Auch im Pflegeheim Stadtblick werden am kommenden Mittwoch und noch einmal am 8. Dezember PCR-Reihen-Testungen durchgeführt.