Hagen. Beim Angriff auf die Deutsche Bank in Hagen-Boele erbeuteten die Täter zunächst mehr als 350.000 Euro. Doch dann ging alles schief.
Es war die spektakuläre Geldautomaten-Sprengung, die mit einem Handy gefilmt wurde. Es war die Geldautomaten-Sprengung, bei der ein mutiger Zeitungsbote das Fluchtauto der Täter rammte: Beim Angriff auf die Deutsche Bank in Boele erbeuteten die aus den Niederlanden angereisten Gangster zunächst 371.680 Euro. Doch dann ging alles schief. Am Freitag war Prozessauftakt vor dem Landgericht.
Auch interessant
Während zwei der Automaten-Sprenger in den frühen Morgenstunden des 24. April unerkannt in der Dunkelheit verschwinden konnten, wurde der dritte Täter (35), der am Steuer des Fluchtautos saß, auf der Autobahn in Höhe von Wuppertal von der Polizei rabiat ausgebremst und gestoppt. Zuvor hatte ihn Zeitungsausträger Hans-Jürgen Schmidt (62), der das Geschehen am Tatort eher zufällig beobachtet hatte, mit seinem Ford bereits mehrfach gerammt und spontan dafür gesorgt, dass der Fluchtwagen nur noch stotternd weiterfahren konnte.
Untersuchungshaft sei die Hölle
Auch interessant
131 Tage saß der jetzt vor der Großen Strafkammer wegen „schweren Bandendiebstahls“ und des „Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“ angeklagte in Untersuchungshaft, die, so lässt er durch seinen Verteidiger vortragen, „aufgrund seiner Erkrankung für ihn die Hölle war“. Der im niederländischen Utrecht geborene Mann mit marokkanischen Wurzeln spricht selbst kein Wort und steht für Nachfragen des Gerichts nicht zur Verfügung. Doch sein Anwalt verliest eine Erklärung seines Mandanten in Ich-Form, in der dieser ein Geständnis ablegt, doch sich selbst für völlig ahnungslos erklärt. Hier das Protokoll:
„Ich bin 2017 in einem schlimmen Strafverfahren mit einem schlimmen Vorwurf freigesprochen worden. Das hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen, marokkanische Landsleute haben mich angesprochen, sie suchten einen Fahrer, das sei ein gut bezahlter Job.
Auch interessant
Mir war klar, dass es um etwas Verbotenes gehen sollte, von einer Sprengung wurde mir aber nichts gesagt. Ich habe zunächst nur an einen geplanten Einbruch geglaubt. Ich habe auch nicht in den Kofferraum des Audis geguckt, den ich fahren sollte. Erst später, bei einem Tankstopp, habe die Benzinkanister und die Motorsäge gesehen.
In Deutschland, bei der Bank angekommen, merkte ich, worum es gehen sollte. Die beiden anderen, von denen ich nur die Vornamen wusste, gaben die Anweisung: Ich sollte mich mit dem Auto entfernen und erst, wenn ich einen lauten Knall höre, zurückkommen.“
„Audi-Bande“ aus Utrecht in ganz NRW gefürchtet
Weil sie bevorzugt in Audis zu den Tatorten vorfahren, wird die Tätergruppierung, die sich auf das Sprengen von Geldautomaten spezialisiert hat, gerne auch als „Audi-Bande“ bezeichnet.
Die Mitglieder der „Audi-Bande“ stammen aus Utrecht, haben zumeist marokkanische Wurzeln und niederländische Pässe.
Neben der (wiedererlangten) Beute in Höhe von fast 372.000 Euro ist am Gebäude der Deutschen Bank in Boele ein Schaden von 100.000 Euro entstanden.
Auf einer Taschenlampe aus dem Fluchtauto konnte kürzlich eine DNA-Spur gesichert werden, zu der in einer Datenbank der Polizei Personaldaten vorliegen.
Über die beiden vom Tatort geflohenen Mittäter lässt der Angeklagte erklären: „Ihre Vornamen können auch falsch gewesen sein. Weitere Angaben möchte ich nicht machen, weil ich weiß, wie gefährlich die sind und Angst um mich und das Leben meiner Familie habe.“