Hagen. Sie sind die Corona-Helden. Doch finanzielle Wertschätzung erhalten die meisten von ihnen nicht. Nur am AKH wird die Corona-Prämie ausgezahlt.
Sie sind die Helden der Corona-Krise. Wenn es aber daran geht, das Engagement und die Aufopferungsbereitschaft der Pflegerinnen und Pfleger in den Hagener Kliniken zu honorieren, entsteht ein trauriges Bild. Von der bundesweit zunächst gelobten Corona-Prämie der Krankenkassen profitieren in Hagen nur die Pfleger im Allgemeinen Krankenhaus (AKH). Am evangelischen Krankenhaus Haspe, im Josefs- und Johannes-Hospital, im Elseyer Krankenhaus und in der Klinik Ambrock gehen die Pflegenden leer aus.
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„Das passt alles nicht zusammen“, sagt Michael Frank, Geschäftsführer der Klinik Ambrock, wo gerade zwölf Covid-Patienten liegen und sogar vier davon beatmet werden müssen. „Das ändert alle Abläufe in der Klinik. Das belastet alle Mitarbeiter. Und wir mussten ja auch eine ganze Station für Corona-Patienten freimachen.“
Alle Hagener Kliniken mussten eigene Corona-Stationen einrichten
Dadurch ist am Anfang aus wirtschaftlicher Sicht viel Geld bei den Kliniken liegengeblieben. Denn: Die Corona-Stationen waren so gut wie nicht belegt und mehrere Patienten mit anderen Beschwerden mussten abgewiesen werden.
Genau auf diesen Anfangszeitraum blickt der Gesetzgeber aber kurioserweise, wenn es um die Corona-Prämie geht. Im neu geschaffenen „Paragraf 26a“ im Krankenhausfinanzierungsgesetz heißt es, dass Anspruch auf eine Sonderleistung jene zugelassenen deutschen Krankenhäuser haben, „die im Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Mai 2020 durch die voll- oder teilstationäre Behandlung von mit dem Coronavirus infizierten Patienten besonders belastet waren.“ Voraussetzung für die Bonus-Zahlung ist, dass Kliniken mit bis zu 500 Betten bis Ende Mai schon 50 Corona-Patienten behandelt haben. Und das war in Hagen nur am AKH der Fall.
Kriterien nicht realitätsnah
„Die ausgewählten Kriterien sind aus unserer Sicht nicht realitätsnah. Schon ein einziger Covid-Fall belastet die diensthabenden Mitarbeiter in gleicher Weise. Zudem ist im angesprochenen Zeitraum eine Regelung getroffen worden, die erwartete Welle zunächst auf einen Standort zu konzentrieren“, sagt Thomas Wülle, Geschäftsführer der Katholischen Kliniken (KKH). Abgesehen davon sei es schade, dass im Gegensatz zu Altenheimen, wo alle Mitarbeiter in den Genuss der Prämie kämen, im Krankenhaus eine Grenze von mindestens 50 Patienten getroffen wurde. Die KKH beschäftigen an den drei Standorten St.-Josefs-Hospital, St.-Johannes-Hospital und dem Zentrum für Seelische Gesundheit Elsey rund 1460 Mitarbeiter. In dem Zeitraum bis Mai wurden 14 Covid-Patienten versorgt. Bis heute hat sich diese Zahl mehr als verachtfacht.
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Die Diakonie springt ein: 300 bis 600 Euro für Mops-Mitarbeiter
Genau wie am evangelischen Krankenhaus in Haspe (473 Mitarbeiter, 204 in der Pflege). „Als Mitglied des Diakonischen Werkes zahlt das Krankenhaus aber eine eigene Corona-Prämie aus. Die Einmalzahlung für Pflege- und Funktionskräfte wird im Dezember mit dem Gehalt überwiesen. Die Höhe der Prämie richtet sich nach der Tätigkeit und liegt zwischen 300 und 600 Euro. Dabei bekommen kleinere Gehaltsgruppen die höchste Summe“, so Sprecherin Astrid Nonn.
AKH gibt die Prämie an die Pflegedienst-Mitarbeiter aus
Das AKH hingegen bekommt rund 237.000 Euro überwiesen. „Da es sich um eine „Pflegeprämie“ handelt, standen unsere Mitarbeiter des Pflegedienstes im Mittelpunkt unserer Überlegungen. So haben wir uns entschieden, eine Prämie den Teams der Stationen, des Kreißsaals und der Zentralen Notfallambulanz zuzuweisen“, erklärt die AKH-Geschäftsführung, ohne jedoch über die Höhe der Prämien Auskunft zu geben. Im AKH arbeiten rund 1000 Menschen. Wie viele davon Pflegende sind, lässt die Klinik offen.
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