Altenhagen. Kioskbetreiber Nidursan Uruththira findet seinen schwer verletzten Mitarbeiter nach der Messer-Attacke in Altenhagen. Die Hintergründe.

Als Nidursan nach seiner Pause zurück in den Kiosk kommt, sitzt sein Mitarbeiter schwer verletzt auf dem Boden. Nidursan Uruththira spricht nur gebrochenes Deutsch. Aber was er gesehen hat, kann er ganz klar beschreiben: ,,Überall war Blut. Es war viel Blut“, sagt der 26-Jährige.

Am vergangenen Freitag hat sich vor seinem Kiosk eine brutale Messerattacke ereignet. Ein 22-Jähriger stach einem 31-jährigen Kiosk-Mitarbeiter mit einem Messer in den Bauch und in die Brust. ,,Das war ein Schock, als ich ihn gefunden habe“, sagt der Besitzer.

Er rief die Polizei, kümmerte sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte um seinen Freund, der so schwer verletzt war, dass er mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik in Dortmund geflogen werden musste.

Streit wegen einer Coronamaske

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Eigentlich kennt Nidursan fast jeden, der hier seine Zigaretten, gemischte Tüten oder Getränke kauft. Er hat viele Stammkunden. Den Mann auf den Überwachungsvideos kennt er nicht. Nidursan weiß nur, dass es am Tag vorher schon Streit gegeben haben muss. ,,Mein Mitarbeiter hat mir das erzählt. Der Mann wollte ohne Maske reinkommen. Dann haben sie sich gestritten.“ Draußen vor der Tür soll der Mann seinem Freund eine Ohrfeige gegeben haben. ,,Wir haben dann am Freitagmorgen noch darüber geredet. Er wollte sogar kündigen und aufhören“, erinnert sich Nidursan.

Momentan gebe es immer wieder Streit und Diskussionen, weil viele keine Maske tragen wollten. Aber dass es wegen einer Corona-Maske nur wenige Stunden später zu einer Messer-Attacke komme, das hätte er niemals geglaubt. „Mein Mitarbeiter liegt noch im Krankenhaus. Aber es geht ihm jeden Tag ein bisschen besser“, sagt der 26-Jährige, der nach der Attacke schon Kontakt zu dem Opfer hatte. „Ich habe mir echt große Sorgen gemacht“, sagt Nidursan, wenn er an die schrecklichen Bilder zurückdenkt, die sich in und vor seinem Laden abgespielt haben.

Cousin ist Opfer von Hammer-Attacke

Es ist bereits das zweite Mal, dass es die Familie von Nidursan trifft. Vor vier Jahren wurde sein Cousin Vickneswaran Sajanthan, der einen Kiosk auf Emst betreibt, Opfer einer brutalen Hammer-Attacke. Er wurde schwer verletzt, überlebte nur mit Glück, weil der Täter ihn bei dem Raubüberfall in einem „glücklichen“ Schlagwinkel traf. Der junge Kioskbesitzer überwältigte den Täter schwer verletzt im Laden und hielt ihn fest, bis die Polizei kam. „Ich hatte jetzt Glück“, sagt Nidursan. Vielleicht wäre er verletzt worden, wenn er in dem Moment hinter der Theke gestanden hätte, als der 22-Jährige Streit suchte?

Am vergangenen Freitag kam es zu der Messer-Attacke.
Am vergangenen Freitag kam es zu der Messer-Attacke. © Alex Talash

,,Viele sind aggressiv. Ich hatte schon oft Streit hier“, sagt der Mann, der gebürtig aus Sri Lanka stammt. Ihm sei zum Glück bisher aber noch nichts passiert. Aber der Job sei schon gefährlich. ,,Klar. Manchmal denke ich, ich höre lieber auf. Aber es macht mir irgendwie auch Spaß hier“, sagt der Kiosk-Besitzer und zuckt mit den Schultern.

Täter in Untersuchungshaft

Bereits seit zwei Jahren betreibt er den Laden in der Alleestraße. Und bis auf den brutalen Angriff am Freitag sei hier noch nichts Schlimmeres vorgefallen. Nidursan ist jetzt erst einmal froh, dass die Polizei den Täter gefunden und festgenommen hat, sagt er.

Der 22-jährige mutmaßliche Täter stellte sich am Sonntag der Polizei (er war nach der Tat mit einem Kleinwagen geflüchtet). Der Mann sitzt aktuell in Untersuchungshaft, wie Polizei-Sprecherin Ramona Arnhold auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigte. ,,Aktuell werden noch Zeugenaussagen und Videomaterial ausgewertet, das möglicherweise den Tathergang zeigt“, so Arnhold. Mehr könne sie zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, die weiteren Hintergründe seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen.