Hagen. 815.000 Euro aus einem Sofortprogramm gibt es für Hagens City. Leerstehende Läden sollen künftig an Start-ups oder Künstler vermietet werden
Dass die Hagener Innenstadt lediglich noch den Charme der 80er-Jahre versprüht und kaum noch zeitgemäß gestaltet ist, hatten Genossen der SPD schon bei einem Rundgang mit Einzelhändlern und Hausbesitzern im Sommer einhellig festgestellt.
Neben dem optischen Problem gibt es aber weitaus schwerwiegendere Herausforderungen, die jetzt angegangen werden sollen. Die Verlagerung von Einkäufen aus dem stationären Handel ins Online-Geschäft und Leerstände führen zu einer zunehmenden Verödung der Innenstädte. Beim Heimatcheck hatten die Hagener die Innenstadt und Einkaufsmöglichkeiten lediglich mit befriedigend bewertet.
Mittel aus Förderprogramm sollen helfen
„Eine aktuelle Leerstandserhebung zeigt, dass das Stadtzentrum insgesamt 69 Ladenlokale (inklusive der Leerstände der Galerien) zu verzeichnen hat. Die Innenstadt muss daher zwingend in ihrer Funktion als Visitenkarte der Gesamtstadt gestärkt werden“, stellte die Stadt in einer Vorlage, in der ein ganzes Maßnahmenpaket erarbeitet wurde, heraus.
Damit hatte sich Hagen um eine Förderung im Rahmen des Landes-Sofortprogramms „Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ beworben. Jetzt steht fest: Die Volmestadt wird mit 815.000 Euro unterstützt. Auch für die Entwicklung des Hasper Zentrums stehen 99.000 Euro zur Verfügung. Unter anderem soll ein Zentrenmanagement für Innenstadt und Stadtteile etabliert werden, um Leerstände zu reduzieren.
Corona verschärft Situation
Die Herausforderungen für Einzelhändler und Gastronomie wurden durch Corona noch einmal verschärft. Viele Betriebe sind gezwungen, Kurzarbeit oder Insolvenz anzumelden. „Mit den Mitteln des Sofortprogramms soll den Städten und Gemeinden ermöglicht werden, rasch zu handeln, neue Wege zu gehen und Perspektiven zu entwickeln“, so die Stadt.
Im Prozess soll die Hagen-Agentur eine maßgebliche Rolle spielen – durch die Anmietung von leeren Ladenlokalen und die Weitervermietung an Start-Ups, Jungunternehmer oder Gründer. Denkbar sei auch die Einrichtung von Co-Working-Spaces oder Pop-Up-Stores. „In Zeiten des Klimawandels und der Elektromobilität ist auch die Nachnutzung für die Vermietung für Elektrofahrräder oder für innerstädtische Lieferservices denkbar“, so die Stadt.
In Kooperation mit Museen könnten außerdem temporäre Ausstellungsräume oder Ateliers für Nachwuchstalente geschaffen werden. „Das Stadtzentrum würde somit nicht nur auf den Einzelhandel reduziert werden, sondern wäre darüber hinaus ein Ort der Inspiration, der Kreativität und der aktiven Teilnahme.“
Optische Veränderung dauert
Dass dann neu etablierte Zentrenmanagement soll den Prozess durch Info-Veranstaltungen, Workshops und Einzelberatungen von Eigentümern begleiten. „Als konkrete Arbeit in einer Vor-Ort-Präsenz (feste Sprechzeiten in einem Büro, Termine vor Ort) vermittelt der Zentrenmanager zwischen Immobilieneigentümern und Kommune“, betont die Stadt. Das Sofortprogramm biete eine bedeutungsvolle Förderkulisse und könnte bereits jetzt ein wichtiger, vorbereitender Baustein für die Integrierten Stadteilkonzepte sein.
„Ich bin mir sicher, dass wir damit einen guten Einstieg in die Innenstadtentwicklung finden“, zeigt sich Jörg Meier, Sprecher der SPD im Ausschuss für Stadtentwicklung, Beschäftigung und Wirtschaftsentwicklung, zuversichtlich, dass die Probleme angegangen werden. „Wir haben ja bereits bei unserem Rundgang festgestellt und angemahnt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Jetzt geht es darum, immer weiter Impulse zu setzen, damit sich auch baulich und optisch bald etwas in der City verändert.“