Hohenlimburg. Schausteller Ricardo Arens verkauft gebrannte Mandeln auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Wie das Geschäft läuft und was er sich erhofft

Wäre dieses Jahr normal, dann würde Ricardo Arens in diesen Tagen langsam seine Buden auf dem Hagener Weihnachtsmarkt aufbauen. Die „Westfalenschänke“ und das „Knusperhaus“ sind dort zwei seiner Stände, die Jahr für Jahr ein gutes Geschäft bescherten. Glühwein und gebrannte Mandeln – das läuft in dieser Zeit immer. Normalerweise. Doch in diesem Winter fällt alles flach, die Mitarbeiter seiner Firma sind in Kurzarbeit, Hilfskräfte für die Buden erst gar nicht eingestellt. Nun steht der Schausteller auf dem Parkplatz vom Kaufland in Elsey und erprobt, wie sein Geschäft auch im Corona-Jahr funktionieren kann. „Das ist für uns völliges Neuland“, sagt Arens, der vergangenes Jahr rund 100 Mitarbeiter in Buden auf mehreren Volksfesten verteilt im Einsatz hatte.

Auf dem Parkplatz in Elsey sind es nun zwei Mitarbeiter hinter der Theke vom „Knusperhaus“. Seit Montag bringen sie gebrannte Mandeln, Schokofrüchte und Lebkuchen an den Mann und die Frau. Die bunte Bude bringt ein bisschen Kirmes-Flair auf den Parkplatz der größten Kaufland-Filiale in Hagen. Die Kunden drubbeln sich nicht, sondern holen sich die Süßigkeiten im Vorbeigehen, schieben den Einkaufswagen vorweg. Ein Kirmes-Snack zum Mitnehmen, zwischen Abstands-Marker und Desinfektionsmittel-Spender.

Ricardo Arens mit seinen Schokofrüchten. Er hofft auf Einnahmen in Zeiten ausfallender Weihnachtsmärkte.
Ricardo Arens mit seinen Schokofrüchten. Er hofft auf Einnahmen in Zeiten ausfallender Weihnachtsmärkte. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Suche nach Absatzmärkten

Die Absage des Hagener Weihnachtsmarktes sei – bei allem Verständnis – ein Schlag ins Gesicht der Branche geworden, die so intensiv an Hygiene-Konzepten gearbeitet hatte. „Es hätte funktioniert“, ist Arens sicher, wollte den Kopf danach aber auch nicht in den Sand stecken. Es galt, schnell nach anderen Absatzmärkten zu suchen. Dabei drückten Verbindlichkeiten und die Verantwortung, die er seinen Angestellten gegenüber empfinde.

Die ersten drei Tage lief das „Knusperhaus“ vielversprechend. Die Umsätze seien ok, sagt Arens. Wobei „ok“ nicht heißt, dass damit nur ansatzweise die Umsätze eines Weihnachtsmarktes erreicht würden. „Egal, was wir zu dieser Zeit machen – es ist nur ein Kampf ums Überleben.“ Aber immerhin: Das Interesse der Kunden ist da. „Die Märkte fallen ja alle aus“, sagt eine Dame an der Theke.

„Ich freue mich, dass es hier gebrannte Mandeln gibt.“ Ein Effekt, auf den der Schausteller gesetzt hat – und der bald expandieren soll. Eine zweite Bude mit Kirmes-Süßigkeiten ist für den Hagener Norden geplant, sagt er. Zudem startet heute ein Lieferservice, der die Kirmes-Süßigkeiten direkt vor die Haustür bringt.

Keine Lösung für alle

Gebrannte Mandeln werden seit ein paar Wochen auch von der Familie Tröger auf dem Parkplatz des B1 Baumarktes in Haspe verkauft. „Ich kenne das von vielen Kollegen. Durch die Absage der Weihnachtsmärkte ist das nicht verkehrt“, findet Dirk Wagner, Vorsitzender des Schaustellervereins Hagen. „Aber nur für ein paar Branchen, wie Crêpes und Süßigkeiten, ist das zurzeit eine Möglichkeit.“ Für Wurf-Buden, große Imbisse, Ausschank oder gar Fahrgeschäfte sind die Supermarkt-Parkplätze dagegen keine Alternative. „Wir müssen weiter darauf warten, dass die Corona-Zahlen runtergehen“, sagt Wagner und hofft, dass in diesem Fall vielleicht im Dezember kleinere Märkte möglich werden.