Hagen. Seit Wochen sind die Hallenbäder geschlossen. Für zwei angehende Abiturienten aus Hagen bedeutet das tiefgreifende Folgen für ihre Reifeprüfung.

Zwei Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) in Hagen bangen um ihre Sportprüfungen im Abitur. Die beiden jungen Leute haben Sport als Leistungskurs belegt und Schwimmen zu ihrer Schwerpunktdisziplin erhoben. Doch wegen der Corona-Krise ist das Westfalenbad seit Monaten geschlossen, die Schüler konnten nicht trainieren.

Und bislang weigert sich die Stadt, das Hallenbad eigens wieder für zwei Schüler in Betrieb zu nehmen. „Die Situation ist für die beiden Schüler sehr unglücklich“, berichtet Dr. Hermann Kruse, kommissarischer Leiter des THG: „Meiner Meinung nach haben sie das Recht, ihre Abiturprüfungen genauso wie alle anderen Schüler in den von ihnen gewählten Fächern abzulegen.“

Das THG ist das einzige Gymnasium in Hagen, das Sport als Leistungskurs auf dem Weg zum Abitur anbietet. 16 Schüler des diesjährigen Abi-Jahrgangs haben von dieser Möglichkeit auch Gebrauch gemacht, am Donnerstag schreiben sie ihre schriftlichen Arbeiten, in denen es um pädagogische, trainingswissenschaftliche, biomechanische und sportpsychologische Aspekte geht.

Monatelang kein Training

14 der Schüler haben die größten Hürden auf dem Weg zur ersehnten Reifeprüfung damit hinter sich, für die praktischen Prüfungen (Basketball, Leichtathletik, Ausdauerlauf) durften sie sich auf den Sportstätten am Ischeland vorbereiten. „Hier war die Stadt sehr entgegenkommend und hat trotz Corona eine Ausnahmegenehmigung erteilt“, so Kruse.

Doch die beiden Schwimmer, ein Schüler und eine Schülerin, sind bislang auf der Strecke geblieben. Dass sie monatelang nicht trainieren konnten, habe bei den jungen Leuten ohnehin schon zu einem Leistungsabfall geführt, so Tobit Schneider, Sportlehrer am THG: „Ihr absolutes Maximum könnten sie nicht mehr erreichen, selbst wenn sie ab sofort wieder ins Training einsteigen dürften.“ Dennoch sei es für die beiden natürlich sehr wichtig, ihre Schwimmprüfung abzulegen und sich auch auf diese vorbereiten zu können, so Schneider: „Es handelt sich um zwei ehrgeizige junge Menschen.“

Mittlerweile gleicht der Streit um die Öffnung des Westfalenbades einer Hängepartie, bei der die beteiligten Behörden und die Schule zwar viele E-Mails hin- und herschicken, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Für eine Öffnung des Westfalenbades sei die Hagenbad GmbH zuständig, teilte ein Sprecher der Stadt Hagen mit.

„Chancengleichheit verletzt“

Bei Hagenbad (übrigens ein städtisches Tochterunternehmen) wiederum heißt es, man stimme sich gerade mit den Betreibern der umliegenden Bäder in den Nachbarkommunen ab, ob gegebenenfalls ein Hallenbad für die Abituranwärter aller betroffenen Kommunen betriebsbereit gemacht werden könnte, in das dann die doch sehr wenigen betroffenen Schüler ausweichen könnten.

Abitur und Corona

Die Abiturprüfungen in NRW haben in dieser Woche begonnen.

Die Abi-Jahrgänge durften seit 23. April zum Präsenzunterricht in der Schule erscheinen. Allerdings war die Teilnahme freigestellt.

Die Landesregierung hatte die Abiturtermine wegen der Corona-Krise verschoben.

Für THG-Leiter Hermann Kruse ein Unding: „Dann kommt es noch so weit, dass unsere Schüler für den Schwimmunterricht quer durchs Ruhrgebiet fahren müssen.“ Er sieht die Chancengleichheit eklatant verletzt und sieht die Stadt Hagen als Schulträger in der Verantwortung.

Das NRW-Schulministerium hält sich bislang mit einer klärenden Stellungnahme zurück.