Hohenlimburg. Die Hohenlimburgerin Ulla Neumann lebt seit 27 Jahren in den USA – und will nun zurück. Sie beobachte, wie das Land politisch auseinander driftet
Ihre Geschichte beginnt ein bisschen wie die Mär vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde: Als Jugendliche hat Ulla Neumann in der Küche des Elseyer Krankenhauses gearbeitet und dabei die Freude am Kochen entdeckt. Heute betreibt sie einen Catering-Service in Nanuet, einer 20.000-Einwohner-Stadt nördlich von New York. Sie bekocht unter anderem Filmcrews und hat berühmte Schauspieler wie John Travolta und Robert Pattinson kennengelernt.
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Ihre Geschichte könnte hier enden, wenn Amerika noch jenes Land der Sehnsucht wäre, als das es sich viele Menschen jenseits des Atlantiks lange erträumten. Aber dieses Land hat sich verändert. Und Ulla Neumann, die einen amerikanischen Pass besitzt und seit 27 Jahren in den Vereinigten Staaten lebt, sagt heute: „Ich würde nicht mehr Amerikanerin werden wollen.“ Im Gegenteil: Sie will sogar zurück.
Politisch links verortet
Um zu verstehen, warum sie immer mehr mit dem Land fremdelt, in dem sie sich so viel aufgebaut hat, braucht es eine Randnotiz: Ulla Neumann sieht sich politisch eher links. Würde sie in Deutschland leben, würde sie wohl die Grünen wählen, sagt sie. Diese Randnotiz bedeutet viel in den USA, die politisch so aufgeladen sind wie wohl selten zuvor in der jüngeren Historie. Mit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten habe sich das Land verändert, sagt Neumann. Es sei noch rauer geworden zwischen den politischen Fronten, zwischen Demokraten und Republikanern. „Die Leute sprechen nicht mehr miteinander, es gibt nur noch ein Entweder-Oder.“ Die ruppige Sprache des Präsidenten tue ihr übriges. Rassismus etwa habe es in Amerika immer gegeben, er werde nun aber offen zur Schau gestellt. „Es fing mit radikalen Ideen an. Und um die Leute bei der Stange zu halten, werden die Ideen immer radikaler.“
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Sorge vor Radikalen
Am Dienstag wählen die USA ihren Präsidenten und es ist das fünfte Mal, dass auch ein Wahlzettel von Ulla Neumann an dem Ergebnis beteiligt ist. Sie war bereits im Wahllokal und bekennt sich offen zu Joe Biden, dem Kandidaten der Demokratischen Partei. Doch bei aller Sympathie für den Herausforderer von Donald Trump sagt sie auch: Es wird Jahre dauern, bis die Amerikaner wieder zueinander finden – egal, wer die Wahl gewinnt.
Sie hat daraus ihre Schlüsse gezogen und bereitet derzeit die Rückkehr nach Deutschland vor. Damit beginnt der schwierige Weg hin zu einer Aufenthaltsgenehmigung. Denn um Amerikanerin zu werden, musste Neumann ihren deutschen Pass abgeben. Ob die Wiedereinbürgerung klappt und alle Unterlagen angenommen werden, das werde sie nun abwarten. „Notfalls muss ich einen Deutschen heiraten. Ich nehme Anträge entgegen“, sagt sie und lacht.
2020: Elf Zuzüge von Amerikanern nach Hagen
Laut Stadt Hagen sind im Jahr 2020 bisher elf amerikanische Staatsangehörige nach Hagen zugezogen. Davon sind zwei Personen wieder ausgereist. Unter den hier verbliebenen Zuzügen sind fünf Personen im Rahmen der Familienzusammenführung und vier Personen zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit in die Bundesrepublik eingereist.
Wiedereinbürgerung möglich
Laut deutscher Botschaft ist eine Wiedereinbürgerung grundsätzlich möglich, wenn ein „öffentliches Interesse“ daran bestehe. Dieses müssen Anwärter ebenso nachweisen wie gute Sprachkenntnisse, einen gesicherten Lebensunterhalt und Straffreiheit.