Hagen. Morgens den Berg runter und mittags rauf – Sabine Paaßen-Burger bringt ihren Sohn täglich zur Haltestelle. Einen Bus verweigert die Stadt Hagen.

Die Straße ist relativ schmal. Es gibt keinen Bürgersteig. Die Straße ist kurvig, und manche (nicht alle) Autofahrer mögen es, schneller als mit den erlaubten 30 km/h um die Ecke zu kommen. Der Bührener Weg in Hagen-Rummenohl ist nicht dazu geeignet, um Kinder dort allein entlang laufen zu lassen. Und das tut Sabine Paaßen-Burger auch nicht: „Ich begleite Adrian lieber zum Schulbus und hole ihn auch wieder ab. Alles andere wäre zu gefährlich.“

Kein Einzelfall

Adrian ist sieben Jahre alt und besucht die zweite Klasse der Grundschule in Dahl. Eigentlich sollen sich Kinder in diesem Alter, so empfehlen es Psychologen und Erziehungswissenschaftler, allein auf den Weg zur Schule bzw. zum Schulbus machen. Aber über eine ungesicherte Straße wie den Bührener Weg würde wohl keine Mutter ihr Kind alleine gehen lassen. „Man stößt schon als Erwachsener an seine Grenzen, sicher den Berg runter zu kommen“, sagt Sabine Paaßen-Burger: „Ich werde Adrian wohl mehrere Jahre begleiten müssen.“

Wenn Adrian den Bus verlässt, wird er von seiner Mutter abgeholt.
Wenn Adrian den Bus verlässt, wird er von seiner Mutter abgeholt. © WP | Hubertus Heuel

Die Familie wohnt in der oberhalb vom Rummenohler Ortskern gelegenen Siedlung, die sich an die Ringstraße schmiegt, die Haltestelle dagegen befindet sich an der B 54. Alle Kinder aus dem Wohngebiet, in dem früher die Grundschule Rummenohl lag, würden von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule nach Dahl oder zur Haltestelle gebracht, berichtet Sabine Paaßen-Burger: „Wir sind also kein Einzelfall.“ Früher, als das Dorf noch eine eigene Grundschule besaß, seien Schulbusse auch anstandslos bis zur Siedlung hochgefahren: „Auch nach Schließung der Schule gab es hierauf Busverkehr. Und jetzt soll das nicht mehr möglich sein.“

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So sieht es jedenfalls die Stadtverwaltung, die als Schulträger für den Einsatz von Schulbussen mitverantwortlich ist. Sie wohne in einem „absoluten Außenbereich“, heißt es in einem Schreiben des Schulamtes an die Mutter: „Die baulichen Realitäten lassen es nicht zu, den Bus einfach durch die Siedlungen fahren zu lassen.“ Außerdem sei die neue Brücke über die Volme so konstruiert worden, dass ein Bus nicht ohne aufzusetzen passieren könne. Im Übrigen obliege der Stadt als Schulträger keine Pflicht zur Beförderung der Kinder, heißt es dann in etwas spitzem Ton: „Es bleibt grundsätzlich Aufgabe der Eltern, für den Transport ihrer Kinder zu sorgen. Dabei ist es ihnen auch zumutbar, hierfür gewisse Einschränkungen in ihrer privaten Lebensführung hinzunehmen oder gar ihren Alltag entsprechend umzustrukturieren.“

Mutter fühlt sich missverstanden

Sabine Paaßen-Burger fühlt sich völlig missverstanden. Die Situation sei keineswegs unangenehm, sondern gefährlich: „Es geht nicht um Bequemlichkeit, es geht um Sicherheit.“ Es sei sehr schade, dass sie bei einem so wichtigen Thema auf ihre Pflichten hingewiesen werde, statt nach einer akzeptablen Lösung zu suchen.

Bis 2010 gab es eine Grundschule in Rummenohl

Rummenohl hatte bis 2010 eine eigene Grundschule, die aber in jenem Jahr geschlossen wurde. Sie lag an der Ecke Bührener Weg/Ringstraße.

Die Grundschule Volmetal in Dahl ist ein Verbund der beiden ehemaligen Grundschulen Dahl und Rummenohl.

Zwischen Hagen und Rummenohl verkehrt die Buslinie 510 der Hagener Straßenbahn AG.

Sicherlich gebe es Busse, die die Ringstraße, die ja ab und an auch von Lieferverkehr passiert werde, befahren könnten. Aber eigentlich habe sie resigniert, sagt sie: „Es heißt ja immer, wir Eltern sollen loslassen und die Kinder zur Selbstständigkeit erziehen. Aber ich kann meinen Sohn nicht guten Gewissens allein zur Haltestelle laufen lassen.“

Sie wird Adrian weiterhin begleiten müssen. Noch viele Tage, Monate und Jahre.