Hagen. Die Bürgerbeteiligung und Anhörung der Anwohner zu Wohnungsbauprojekten ist in Hagen in Corona-Zeiten nur per Internet möglich.

Bevor um die Ecke die Bagger rollen und die geschätzten Grünflächen sich in Bauland verwandeln, möchte die alteingesessene Nachbarschaft gewöhnlich schon gerne erfahren, was so vor ihrer Haustür geplant ist. Für diese Fälle wurde einst das Format der Bürgerversammlungen erdacht: Anhörungstreffen in meist viel zu engen und oft muffigen Räumen, bei denen die städtischen Planer ihre Ideen präsentieren und im Anschluss die Anlieger ihre Vorschläge, Anregungen und Bedenken zu den vorgestellten Stadtentwicklungsprojekten äußern können. Da wird auch mal gestritten, gelegentlich geht es sogar hoch her, aber am Ende haben Stadtverwaltung und Lokalpolitik meist ein ganz gutes Gefühl dafür, ob die erdachten Planungen auch in der Realität der Menschen bestehen oder womöglich nur auf dem Reißbrett als genialer Entwurf daherkommen. Aber was tun in Corona-Zeiten, in denen zum Infektionsschutz größere Menschenansammlungen grundsätzlich vermieden werden sollten?

Weitere Baugebiete auf Haßley und am Kuhlerkamp

Parallel entsteht auf Haßley an der Raiffeisenstraße neuer Baugrund für etwa 22 Eigenheime. Damit wird die Grundlage dafür geschaffen, in der Ortslage die Nachfrage nach Einfamilienhausbebauungen in Hagen zu befriedigen. Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) hat die Flächen bereits erworben, um dort baureife Grundstücke entwickeln und vermarkten zu können.

Vor allem von jungen Familien werden über das Angebot an Bestandsimmobilien hinaus Einfamilienhäuser als Neubaumaßnahmen nachgefragt. Hier biete die gut erschlossene Ortslage in Haßley beste Voraussetzungen, so die Einschätzung der Planer. Das zur Bebauung vorgesehene Areal ermöglicht es, etwa 22 Baugrundstücke mit einer Durchschnittsfläche von gut 500 Quadratmetern bereitzustellen. In Anlehnung an die in Haßley typische Bebauungsstruktur ist eine Eigenheimbebauung in Form von frei stehenden Einfamilien- sowie Doppelhäusern auf relativ großzügigen Baugrundstücken vorgesehen.

Die Erschließung der Fläche soll über die bereits bestehende Straße erfolgen. Diese endet heute nach etwa 150 Metern in einer Wendeanlage. Angedacht ist, diese aufzugeben und stattdessen eine neue Erschließungsstraße in Ringform entstehen zu lassen. Dadurch ist eine optimale Aufteilung der Grundstücke möglich, deren Quadratmeterpreise unter der 300-Euro-Marke liegen sollen.

Darüber hinaus befindet sich der Bebauungsplan für den Kuhlerkamp, Wohnbebauung nördlich der Straße Kuhlen Hardt, derzeit noch in der Aufstellung und soll voraussichtlich 2021 als rechtskräftiger Bebauungsplan vorliegen. Ziel ist auch hier die Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzung zur Entwicklung neuer Wohngebäude sowie die Sicherung des bestehenden Bolzplatzes im östlichen Teil des Plangebietes. Die Erschließung sowie die Vermarktung sollen im ersten Halbjahr 2021 stattfinden.

Kaufinteressenten können sich beim Immobilienzentrum Hagen-Herdecke vormerken lassen. Ansprechpartner für alle weiteren Fragen ist Olaf Penschuck, 206-4444.

Die Stadt Hagen setzt jetzt auf die schöne neue, digitale Medienwelt, um bei den Bebauungsplanverfahren „Im Langen Lohe“ auf Emst sowie „Auf der Gehre“ in Eppenhausen keinen Stillstand entstehen zu lassen. In Form von Online-Beteiligungen sollen der aktuelle Stand der Planung sowie die dazugehörigen städtebaulichen Entwürfe vorgestellt werden. Den Bürgern soll dabei zudem die Möglichkeit eingeräumt werden, sich auf einer Internet-Plattform zu den Entwürfen zu äußern.

Gute Erfahrungen beim ISEK-Prozess

Nachdem es im vergangenen Jahr auf dem Weg zu einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ebenfalls schon reichlich Bürgervorschläge gegen hat, die Online in das Verfahren eingespeist wurde, will die Planungsverwaltung angesichts der anhaltenden Pandemie jetzt auf diese positiven Erfahrungen aufsetzen. Die Bedenken von Ratsherr Jörg Meier, kann die Kommune freilich kaum zerstreuen. Der SPD-Politiker mahnt: „Teile der Bevölkerung – nämlich jene ohne Nähe zur digitalen Welt – werden von dem Verfahren ausgeschlossen.“

Insgesamt 100 Wohneinheiten sollen in den nächsten Jahren in den beiden Baugebieten entstehen. Das Gros der Grundstücke wird dabei zwischen dem Emster Marktplatz (Karl-Ernst-Osthaus-Straße) und der Tennisanlage von Blau-Gold Hagen (Lohestraße), also auf dem noch existierenden Loheplatz und der angrenzenden Pferdewiese entstehen. Die Stadt setzt dort angesichts der Eingriffe in Natur und Landschaft auf ein klassisches Bebauungsplanverfahren mit entsprechender Umwelt- und Artenschutzprüfung.

Die Planung für die Wohnbebauung „In der Gehre“ und am Rande des Emster Marktplatzes steht.
Die Planung für die Wohnbebauung „In der Gehre“ und am Rande des Emster Marktplatzes steht. © Stadt Hagen | JdenBrave

Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) will die Flächen dort effektiv nutzen und eine eher dichte Bebauung auf Grundstücken mit einer Fläche zwischen 300 und 400 Quadratmetern anstreben. Der Gebäudemix reicht von Einfamilienhäusern über Doppelhausbebauung bis hin zu dreietagigem Geschosswohnungsbau. Dieser soll vor allem auf der Marktplatzseite entstehen. Per Onlinebeteiligung werden die Bürger jetzt über sämtliche Details und Varianten informiert. Anhand der eingehenden Reaktionen und Anregungen hofft die Planungsverwaltung ein Stimmungsbild einfangen zu können.

Bei dem Entwicklungsareal „Auf der Gehre“, das an der Eppenhauser Straße in dem Winkel zwischen Krähenweg und Gehrstraße auf dem bestehenden Gartenland weitere Baugrundstücke entstehen lässt, war ursprünglich geplant, im vereinfachten Verfahren den Bebauungsplan zu erstellen und auf eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zu verzichten. Doch inzwischen möchte die Verwaltung auch hier im Rahmen einer Online-Beteiligung den städtebaulichen Entwurf präsentieren und Bürger-Reaktionen per Internet abfragen. Auf dieser Lückenschluss-Fläche wird angesichts der beengten Erschließungssituation ein Mehrgeschoss-Wohnungsbau nicht möglich sein. Dafür möchte die Stadt hier aber durch im Bebauungsplan festgesetzte Dachbegrünungen oder auch Photovoltaik-Auflagen auf den 25 bis 30 Parzellen einer Klimaneutralität der Immobilien sehr nahe kommen.

Verfahren beginnt am 3. August

Die beiden Onlinebeteiligungen werden ab dem 3. August über einen Zeitraum von vier Wochen laufen (die exakte Internet-Adresse wird von der Stadt noch bekanntgegeben). Parallel werden die Planunterlagen zudem auf der Website der Stadt Hagen und ganz klassisch im Rathaus einsehbar sein.