Hagen. „Handwerken. Vom Wissen zum Werk“ – so lautet der Titel einer Ausstellung im Freilichtmuseum Hagen.

Bis zum 31. Oktober zeigt das LWL-Freilichtmuseum Hagen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) noch die sehenswerte Ausstellung „Handwerken. Vom Wissen zum Werk“. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass sie zusammen mit vier anderen Freilichtmuseen entwickelt wurde.

So haben alle Museen haben interessante Objekte und Geschichten beigesteuert. Die Präsentation entstand 2015 und setzte an einem aktuellen Trend an, der heute in Coronazeiten vielleicht noch einmal aktueller geworden ist – das Selbermachen.

Handwerkliche Tätigkeit braucht Know-how

Museumsrallye zur Jahresausstellung

Wie in jedem Jahr verbindet wieder eine Museumsrallye die Ausstellung mit einigen Stationen im Gelände. So lässt sich das Thema mit der ganzen Familie entdecken.

Wer alles richtig ausgefüllt hat, bekommt zum Schluss eine kleine Belohnung. Zusätzlich nehmen alle an einer Verlosung teilnehmen. Der Hauptgewinn: eine LWL-Museumscard „Ich & Du“. Die Rallye gibt es am Eingang.

Führungen und Mitmachangebote sind aktuell aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt.

Handwerkliche Tätigkeiten, egal, ob als Hobby oder als Beruf, erfordern aber Wissen und Know-how. Um selbst etwas herzustellen, muss man zum Beispiel ein Werkzeug richtig benutzen. Aber wie wird so etwas eigentlich gelernt und weitergegeben? Wie erfahren Anfänger etwas über Arbeitsabläufe und -techniken? Und wie entwickeln und verändern sich handwerkliches Lernen und Wissen angesichts des technischen Wandels? Antworten auf diese Fragen finden sich in sechs Ausstellungseinheiten im Sonderausstellungsgebäude im oberen Museumsbereich.

Am Anfang allen Schaffens steht die Motivation. Ob aus Sparsamkeit, Freude am Gestalten oder aus Not – die Anlässe, selbst mit den Händen zu werken, sind vielfältig. Aus unterschiedlichen Gründen entstanden deshalb die Objekte dieser Abteilung, darunter so berührende Stücke wie ein Brautkleid aus Fallschirmseide in der Nachkriegszeit oder, eher etwas zum Schmunzeln, ein schwarzer Schwan aus einem Autoreifen.

Die Hände sind das wichtigste Werkzeuge

Dr. Anke Hufschmied, stellvertretende Museumsleiterin, an einer alten Marzipanpresse.
Dr. Anke Hufschmied, stellvertretende Museumsleiterin, an einer alten Marzipanpresse. © WP | Michael Kleinrensing

Doch Motivation und Spaß genügen nicht, um selbst etwas zu produzieren, das schön ist und funktioniert. Das wichtigste Werkzeug sind die eigenen Hände. Sie sind beweglich, stellen sich auf viele Anforderungen ein und sorgen zugleich für die notwendige Kraftübertragung.

Neben Handmodellen sind im großen Raum der Sonderausstellung aber vor allem zwei Werkzeuge in vielen Varianten zu sehen: Zangen und Hobel. Denn ohne das richtige Werkzeug klappt es nicht. Das Erstaunliche: Viele Werkzeugformen haben sich über Jahrhunderte kaum verändert und gleichzeitig haben sich viele Spezialwerkzeuge entwickelt.

Kinder lernen mit Spielzeugen und eigenem Werkzeug

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Verschiedene Spielzeuge und Werkzeuge für Kinder wie ein kleiner Arbeitstisch erinnern an das eigene Lernen und vor allem das praktische Ausprobieren. Zum Lernen gehören aber auch Lehrbücher aus der Berufsschule, Berichtshefte und Tutorials aus der Gegenwart und die Wanderungen der Gesellinnen und Gesellen, die früher vorgeschrieben waren und heute meist nur noch von Zimmerleuten unternommen werden.

Und durch Übung – mitunter von Kindesbeinen an – „wissen“ Hände schließlich, wie sie arbeiten und das passende Werkzeug bei der Herstellung eines Gegenstandes einsetzen müssen. Das lässt sich an den richtigen Handwerkern gut nachvollziehen, die in der Ausstellung vorgestellt werden. Es gibt acht Stationen mit Informationen zu ihrem Berufsleben. Dazu gehören so bekannte Berufe wie der Tischler und der Schmied, aber auch unbekanntere wie die Vergolderin und der Intarsientischler.

Tüfteln gehört für Handwerker zum Alltag

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Fotos, Werkzeuge und Produkte und Filme machen die verschiedenen Berufe und das, was an Wissen dazu benötigt wird, sehr anschaulich. Alle zeigen, dass Improvisation und Tüfteln zum Berufsalltag gehören, und gewähren spannende Einblicke in ihre Berufe, ihr ganz persönliches Know-how, ihre Erfahrung und das für die Arbeit notwendige Fingerspitzengefühl.

Aber man kann auch aus Fehlern lernen. Der Schmied aus dem Hammerwerk im Freilichtmuseum hat ausnahmsweise einmal fehlerhafte Nägel geschmiedet, um zu zeigen, was alles schiefgehen kann – und umgekehrt: Worauf er alles achten muss! Für moderne Entwicklungen im Handwerk steht ein Schuhmacher, der sich auf Maßanfertigung verlegt hat, eine Reaktion auf die massenhafte industrielle Herstellung von Schuhen, mit denen Schuhmacher schon lange nicht mehr konkurrieren können.

Zum Schluss greift die Ausstellung noch ein Thema auf, das unbedingt zum Handwerk gehört, den Einsatz von Kraft und die damit verbundene Notwendigkeit, den eigenen Körper zu schützen, also die Arbeitssicherheit.