Statt das Bestehende bewahren zu wollen, sollte Hagen lieber mutig noch größer denken, regt WP-Kommentator Martin Weiske an.
In der öffentlichen Wahrnehmung spielt die im Gewerbepark Kückelhausen eher versteckt liegende Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) eine eher nebengeordnete Rolle. Doch die aktuelle Zahl von fast 1000 Studierenden macht deutlich, dass diese Bildungseinrichtung kein unbedeutender Faktor ist – erst recht nicht in einer Kommune, die sich angesichts ihres so vielfältigen Angebots gerne selbst als Stadt der Aus- und Weiterbildungs preist.
Umso erschreckender, dass der drohende Wegzug erst jetzt vor Ort öffentlich wird. Denn die ersten Standort-Weichenstellungen für die künftige Landeseinrichtung sind offenkundig bereits gelaufen – und das mal wieder an Hagen vorbei. Bis zum Start am neuen Standort im Jahr 2025 ist es bloß noch ein Wimpernschlag, wenn man im Rhythmus der Planer und Bauschaffenden denkt. Bereits im kommenden Jahr soll das Projekt in die europaweite Ausschreibung gehen. Dann steht – trotz des Vorgeplänkels – die Tür wieder allen Interessenten offen. Die entsprechenden Ausschreibungsunterlagen kommen in Kürze auf den Markt.
Hierin liegt für Hagen eine Chance, sogar noch größer zu denken. Warum sollte die künftige HSPV-Zentrale ihren Sitz nicht auch hier finden? Beim Buhlen um die Spakassen-Akademie dachte Hagen plötzlich auch mutig. Ist die Nahtstelle von Ruhrgebiet und Südwestfalen mit ihrer von Logistikern so geschätzten komfortablen Verkehrsanbindung nicht geradezu ein prädestinierter Standort? Schreien die parallel verfolgten Erweiterungswünsche der Fachhochschule Südwestfalen nicht danach, hier eine gemeinsame Campus-Lösung zu denken? Am besten gleich direkt angebunden an die Fernuniversität mit ihren Möglichkeiten und den benachbarten Wissenspark mit Zukunftsanspruch?
Jetzt sind helle Köpfe gefragt, die nicht bloß einen kreativen Gesamtentwurf entwickeln, der sowohl inhaltlich als auch architektonisch überzeugt, sondern auch in Düsseldorf die notwendige Lobbyarbeit leisten, damit Hagen auf den rollenden Zug noch aufspringen kann. Zuletzt musste die Stadt bloß noch zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass Landeseinrichtungen sich verabschiedeten. Es ist höchste Zeit, dass das Pendel mal wieder in die andere Richtung schwingt. Aber dafür bedarf es funktionierender Netzwerke bis in die höchsten Ebenen der Landespolitik – zuletzt nicht gerade die größte Stärke im Rathaus.