Breckerfeld. Schon seit vielen Jahren wird in Breckerfeld über das Für und Wider einer Ortsumgehung diskutiert. Die Planungen kommen langsam voran.
Der Bau einer Ortsumgehung ist das beherrschende Thema in der Breckerfelder Politik seit vielen Jahren. Die geplante Umgehung soll den geschundenen Ortskern entlasten, durch den laut einer Zählung 11.152 Fahrzeuge pro Tag rollen – eine enorme Belastung. Langsam aber sicher scheint das Großprojekt Wirklichkeit werden zu können – das Verkehrsministerium in Düsseldorf hat dem Landesbetrieb Straßen NRW im August den Planungsauftrag für die Umgehung erteilt. Doch obwohl Bürgermeister Dahlhaus von einer „positiven Botschaft“ spricht, hat das Vorhaben nicht nur Befürworter. Die Breckerfelder Grünen sind aus Gründen des Naturschutzes gegen den Bau der Straße.
Deren Verlauf, so sie denn realisiert wird, steht schon lange fest. Die Route würde im Bereich der Ortschaft Brauck von der Landstraße abgeleitet und westlich an Breckerfeld vorbei führen, wobei sie das Steinbachtal auf einer Brücke überquert und im Bereich der Kreisstraße 10 wieder auf die L 528 trifft. Im Rahmen des laufenden Flurbereinigungsverfahrens Kückelhausen wird abgestimmt, ob bestehende Wege von der Straßenführung tangiert oder weitere Grundstücke benötigt werden.
Alternative zum Volmetal
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass sich durch eine Ortsumgehung der Pkw-Verkehr um 50 Prozent, der Lkw-Verkehr sogar um 85 Prozent und mehr verringern würde. Viele Lastwagenfahrer wählen den Weg durch Breckerfeld auch als Alternative zum Volmetal, weil ihre Fahrzeuge dort nicht durch die Unterführungen passen.
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Sollte die Ortsumgehung gebaut werden, wird sie richtig teuer: Schätzungen schwanken derzeit zwischen 25 und 30 Mio. Euro.
Und was sagt die Politik?
Das sagt Rainer Giesel (CDU):
Die CDU unterstützt den Bau der Umgehungsstraße bereits seit Jahrzehnten. Leider mussten wir feststellen, dass Rot-Grün die Planungen ohne erkennbare Gründe im Jahr 2011 eingestellt hat. Erst im Jahr 2018 konnte mit einer großen Mehrheit eine Resolution in der Stadtvertretung verabschiedet werden. Durch die guten Kontakte in das mittlerweile CDU-geführte Verkehrsministerium haben wir erreicht, dass die Umgehungsstraße nun erstmalig in Prioritätsstufe 1 hochgestuft wurde. Bis 2022 sollen die Planungen aufgenommen werden. Falls die Umgehungsstraße realisiert wird, kann die Innenstadt innerhalb der alten Stadtmauer in einen urbanen Aufenthaltsraum verändert werden, so dass die Aufenthaltsqualität zum Verweilen gestärkt wird.
Das sagt Jürgen Niehaus (Wählergemeinschaft):
Der Verkehr quält sich täglich durch die enge Breckerfelder Ortsdurchfahrt. Insbesondere die immer größeren Lkw stellen bei schmalen Gehwegen eine erhebliche Gefahr dar, vor allem für Kinder und bewegungseingeschränkte Bürger. Und die Anwohner sind erheblichen Lärm-/Abgasbelästigungen ausgesetzt. Deshalb ist die Wählergemeinschaft für den Bau der Umgehungsstraße. Dies haben unsere Stadtvertreter in einer Resolution gegenüber dem Land NRW 2018 zum Ausdruck gebracht. Daraufhin wurde die Ortsumgehung in Stufe 1 des Landestraßenbedarfsplans aufgenommen. Sollte es politische Entwicklungen geben, den Lkw-Verkehr aus Breckerfeld herauszuhalten, werden wir uns dafür einsetzen, die Innenstadt sicherer zu machen.
Das sagt Arno Förster (SPD):
Die SPD sieht die Notwendigkeit einer Ortsumgehung in Breckerfeld. Dazu braucht Breckerfeld ein umfassendes Verkehrskonzept für den Innenstadtbereich, das bürgerfreundlich und effizient ist, das die Belästigung durch Lärm- und Feinstaub drastisch verringert, das mehr Sicherheit für alle schafft und den historisch gewachsenen Charakter des Stadtkerns bewahrt. Ein Teil dieses Konzeptes ist die Umgehungsstraße. Ob und wann das Land sie realisiert, ist gegenwärtig noch ungewiss. Der gestiegene Durchfahrts-, insbesondere Schwerlastverkehr bereitet große Probleme und stellt eine erhebliche Gefährdung für Fußgänger dar. Die Geschwindigkeitsbegrenzung im Innenstadtbereich bringt ohne ergänzende Maßnahmen kaum mehr Sicherheit.
Das sagt Christoph Altenbeck (Grüne):
Aus Sicht von B90/Die Grünen wird eine Umgehungsstraße noch mehr „Lkw-Mautflüchtlinge“ von der A45 auf die Landstraßen locken, andererseits wird das Problem nur auf die nächsten Orte, in diesem Fall Waldbauer/Zurstraße und Hagen-Selbecke, verlagert. Die geplante OU würde Breckerfeld von der unberührten Natur des Steinbachtals und dem westlichen Freiraumbereich in Richtung Breloh und Holand abschneiden. Weiter würde ein für einen Erholungsort nicht akzeptabler Landschaftsverbrauch von ca. 27 Fußballfeldern installiert. Will man wirklich eine Gefährdung von Fußgängern mindern, hilft nur ein Lärmaktionsplan.
Das sagt Uli Ferron (FDP):
Kein anderes Thema bewegt die Breckerfelder Politik so wie die Umgehungsstraße. Dabei steigt das Verkehrsaufkommen immer noch an: Inzwischen durchfahren täglich mehr als 10.000 Fahrzeuge, davon mehr als 2.000 Lkw, die Innenstadt. Das ist unerträglich. Jede Planung zu einer Belebung des Innenstadtbereichs ist damit von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ideologie-frei und realistisch betrachtet gibt es zu einer Ortsumgehung einfach keine Alternative. Die kleine Breckerfelder FDP hat es geschafft, unter geschickter Nutzung der guten Verbindungen zur Landesregierung und auf Grund einer Resolution aller Parteien im Stadtrat, dass die Planung der Umgehung so nah gerückt ist wie niemals zuvor.