Elsey. Der Friedhof an der Esserstraße produziert viele Fragezeichen. Viele Gräber sind verwahrlost, die Auslastung ist schlecht.

Eine Leser-Kritik bringt zum Vorschein, womit der evangelische Friedhofsverband Lüdenscheid-Plettenberg mit Blick auf den Friedhof an der Esserstraße nicht allein da steht. Die Veränderungen in der Bestattungskultur, der demografische Wandel und auch die sinkende Bevölkerungszahl sorgen hier dafür, dass die Zweigstelle des Friedhofes am Niederfeld aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten mittel- bis langfristig eigentlich mehr als fraglich ist.

„Meine Frau und ich kümmern uns seit Jahrzehnten um die Pflege zweier Familiengräber auf dem Friedhof Esserstraße. Seit 15 Jahren beklagen wir die Vernachlässigung der Pflege und Instandhaltung dieses Friedhofes durch den Friedhofsverband in Lüdenscheid und monierten den zum Teil katastrophalen pflegerischen Zustand wiederholt mit entsprechenden Anschreiben. Darin erinnern wir die Verantwortlichen immer wieder daran, dass – entgegen den vollmundigen Sätzen im Faltblatt eben dieses Verbandes, welches den Friedhof als einen „würdevollen Ort“ beschreibt – sich dieser eher als ein Ort des Grauens präsentiert und von „würdevoll“ meilenweit entfernt ist“, wendet sich Horst Uerpmann an die Hohenlimburger Lokalredaktion. Die vorgebrachte Kritik beim Friedhofsverband werde schließlich dauerhaft ignoriert.

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Blick auf den Friedhof an der Esserstraße.
Blick auf den Friedhof an der Esserstraße. © Mike Fiebig

In der Tat gibt die Friedhofsanlage an vielen Stellen ein bemitleidenswertes Bild ab. Manche Grabanlagen sind so zugewuchert sind, dass sie als solche nicht mehr zu erkennen sind. Schiefe Randsteine, zahlreiche verwahrloste Ruhestätten.

Vor fünf Jahren hatte unsere Zeitung das Thema schon mal größer beleuchtet. Damals stellte sich die Situation auf dem Friedhof ähnlich dar. Detlev Trester, Geschäftsführer des evangelischen Friedhofsverbandes Lüdenscheid-Plettenberg, zu dem der Friedhof Esserstraße gehört, sagt: „Bei den Grabstellen, die ungepflegt sind, haben wir keinen Einfluss. Wir haben die Angehörigen angeschrieben, doch in vielen Fällen tut sich nichts.“

Viele Gräber seien in jüngerer Vergangenheit schon abgeräumt worden. Der Verband habe seit Tresters Übernahme im Jahr 2011 200.000 Euro in den Friedhof investiert, den Eingang neu gestaltet und Zäune errichtet. Die Freigabe zum Einsatz eines Unkrautmittels liege vor. Doch dafür seien die Grünflächen einfach noch nicht groß genug.

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Nur noch 20 Bestattungen jährlich: das ist deutlich zu wenig

Trester beschreibt aber ein noch ganz anderes Problem. Der Friedhof sei unterdurchschnittlich ausgelastet mit seinen knapp 1000 Grabstätten. Der Friedhof liege im gleichen Haushalt wie der am Niederfeld und müsse dadurch ständig querfinanziert werden. Im Jahr gebe es hier nur noch knapp 20 Bestattungen. „Das reicht nicht“, sagt Trester, der andeutet, dass Überhangflächen irgendwann reduziert werden müssten. Aus wirtschaftlichen Gründen scheint sich der Friedhof mehr und mehr zum Abwicklungsfall zu entwickeln.

Gegenüber dem städtischen Friedhofsangebot, so Trester, sei man permanent in einem etwa 30-prozentigen Kosten-Nachteil Nachteil, weil dort Grünflächen-Pflege ganz anders organisiert werden könne. „Wir tun wirklich, was wir können an der Esserstraße und haben viel investiert“, sagt Trester.

Der Friedhof an der Esserstraße besteht länger als der am Niederfeld

Der Friedhof an der Esserstraße in Elsey besteht länger als der am Niederfeld. In den 60er-Jahren, so heißt es in der Friedhofsverwaltung, als der Friedhof an den Start ging, war er stark ausgelastet. Damals war die gewöhnliche Erdbestattung noch die am häufigsten gewählte Bestattungsform.

Heute ist die Auslastung am Niederfeld deutlich höher als an der Esserstraße.