Hagen. Gesundheitsminister Jens Spahn stellt angesichts der Corona-Pandemie den Karneval in Frage. In Hagen gibt es dafür Verständnis.

Zunächst mal ein dreifaches Hagau – wie das üblich ist, wenn es in Hagen um Narretei geht. Jetzt aber wird’s ernst: Denn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, einst Kinderprinz, kann sich wegen der Corona-Pandemie einen Karneval nicht vorstellen. Während die rheinischen Hochburgen und der Bund Deutscher Karneval die Spahnschen Pläne gar nicht lustig finden, zeigt Moritz Padberg, Vorsitzender des Festkomitees Hagener Karneval, durchaus Verständnis.

Jens Spahn denkt darüber nach, die Karnevalssession ausfallen zu lassen. Wie stehen Sie zu diesen Gedankenspielen?

Moritz Padberg: Solche Überlegungen sind vielleicht ein bisschen früh. Aber auf der anderen Seite: Ich kann mir eine normale Session auch nicht vorstellen. Wie soll das gehen? Und wer wäre bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen? Wer hält den Kopf hin, wenn was passiert? Wir jedenfalls nicht.

Zug fällt schon 2020 aus

Bereits die Session 2019/2020 war insbesondere für die Karnevalisten im Hagener Norden ein schwerer Schlag.

Sturmtief „Yulia“ hatten den Rosensonntagszug ausgebremst.

Ein Ausweichtermin war für den Mai 2020 vorgesehen. Doch dann kam die Pandemie und die Loßröcke Boele mussten den Umzug endgültig absagen.


Also: Kein Karneval in Hagen?

Karneval ist wie Weihnachten. Das kann man nicht absagen. Aber Saalveranstaltungen mit mehreren hundert Leuten – das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Auch Umzüge mit 40.000 Menschen an der Straße sind kaum darstellbar. Wie soll man da kontrollieren, ob Abstands- und Hygiene-Vorschriften befolgt werden?


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Wie weit sind denn die Planungen in Hagen vorangeschritten?

Zumindest den Prinzenabend haben wir offiziell abgesagt. Nach den Herbstferien wollen wir uns noch einmal zusammensetzen und gemeinsam die Lage analysieren. Für mich selbst kann ich aber sagen, dass mir nach einem solchen Jahr nicht nach ausgelassenem Feiern zumute ist.


Vor welchen Herausforderungen stehen denn die Vereine?

Vor vielen. Ein Aspekt, der bisher kaum thematisiert wurde, ist die finanzielle Situation. Selbst wenn ich eine Saalveranstaltung mit Auflagen durchziehen kann, wird sich so eine abgespeckte Feier kaum rechnen. Die Künstler, die dort auftreten, müssen ja trotzdem bezahlt werden. Und die Einnahmen wären wesentlich geringer.


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Müssen denn nicht jetzt bereits Künstler verpflichtet werden?

Wer damit jetzt beginnt, ist viel zu spät dran. Bei uns stehen zum Teil bereits die Programme für 2022. Für die Veranstalter wäre es sogar gut, jetzt Klarheit zu haben. Wenn der Karneval von offizieller Seite abgesagt wird, dann ist das höhere Gewalt und man kommt aus Verträgen wieder raus.


Gibt es einen Karnevalsprinzen?

Stand jetzt machen die Symbolfiguren weiter. Die Zusagen haben wir. Und wir hoffen, dass in der Session zumindest kleinere Auftritte möglich sind, mit denen man Menschen eine Freude machen kann.