Hagen. Mitten im Nationalpark Hohe Tauern steht auf 2500 Metern Meereshöhe die Hagener Hütte. Die DAV-Sektion Hagen hat ihre Tätigkeit eingeschränkt.

Das Corona-Virus hat nicht nur das Leben in der Stadt auf den Kopf gestellt. Auch in Hagens höchstem Haus, der im Nationalpark Hohe Tauern gelegenen Hagener Hütte, hat die Pandemie die Abläufe ins Wanken gebracht. Das herrlich auf 2446 Metern Höhe inmitten einer großartigen Hochgebirgsregion errichtete darf nur noch die Hälfte seiner 45 Schlafplätze pro Nacht vermieten. Und wer übernachten will, darf nicht mehr unvermittelt an der Hütte aufkreuzen, sondern muss vorher reservieren. „Und man muss auch sein eigenes Bettzeug mitbringen“, berichtet Michaela Pflug, Schatzmeisterin der Hagener Sektion des deutschen Alpenvereins (DAV), der die Hütte gehört.

Die Wirtsleute Sissi und Hans Aschbacher würden einen müden Wanderer aber wohl auch ohne Voranmeldung nicht vor der Tür stehen lassen, zumal wenn die Dunkelheit über die Gipfel der Ankogel- und Goldberggruppe, die die Hagener Hütte majestätisch umgeben, hereingebrochen ist. Der gastronomische Tagesbetrieb läuft ohne Einschränkungen, wer den Weg von Mallnitz oder Sportgastein herauf schafft, wird mit Nocken, Kaiserschmarrn und weiteren alpenländischen Köstlichkeiten belohnt.

Schönheitsreparaturen

Die Mitglieder der DAV-Sektion Hagen haben in diesem Sommer weniger Arbeitsstunden an und rund um die Hütte geleistet als das in einem normalen Jahr der Fall ist. Der Grund, wie könnte es anders sein: Corona. „Wegen der Pandemie haben viele Helfe ihre freien Tage mit ihrer Familie verbracht“, sagt Michaela Pflug (46). So blieb es bei Schönheitsreparaturen am Gebäude, wohingegen die Hagener heuer keinerlei Wegepflege betrieben. Hier kam ihnen zugute, dass sie 2019 350 Arbeitsstunden in Markierungen, Schilder und Instandhaltung der Wanderwege investiert hatten. „Alle Wege sind in Schuss“, freut sich die Schatzmeisterin.

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Und das ist auch wichtig, denn die von den Hagenern gepflegten Abschnitte sind Teil des Tauernhöhenweges, die nächstgelegenen Unterkünfte (Duisburger Hütte bzw. Hannoverhaus) sind mindestens fünf Stunden Gehzeit entfernt. Für die rund 1300 Mitglieder des DAV in Hagen ist der Betrieb der Hütte trotz aller ehrenamtlichen Arbeit ein Minusgeschäft, allein im letzten Jahr musste die Eingangstür zum Gastraum für rund 10.000 Euro erneuert werden. Und noch immer werden die Darlehen, die die Sektion vor acht Jahren anlässlich der 1 Million Euro teuren Generalerneuerung der Hütte aufnahm, getilgt. „An einer Hochgebirgshütte ist einfach immer etwas zu tun“, sagt Michaela Pflug: „Aber wir nehmen das gern in Kauf. Wir sind stolz auf unsere Hütte in den Alpen.“

Bis zu den Karawanken

Das kann man sofort nachvollziehen, wenn man einmal in der kargen, alpinen Landschaft gestanden und den Blick, der bei klarem Wetter bis zu den Karawanken reicht, hat umherschweifen lassen. Die Hütte befindet sich oberhalb der Baumgrenze, doch zwischen Steinen und Geröll blühen Enzian und andere Gebirgsblumen. Im Sommer streifen Schafe, die die Bauern sich selbst überlassen, auf der Suche nach Nahrung umher.

Und anders als auf solch überlaufenen Höhenwegen wie etwa zwischen Oberstdorf und Meran findet der Einsamkeit suchende Wanderer auf dem Hochkamm der Alpen (die Hagener Hütte liegt im Grenzgebiet der österreichischen Bundesländer Kärnten und Salzburg) noch Ruhe und Abgeschiedenheit. „Das ist es, was mich dort so begeistert und warum ich mich so gern im Alpenverein engagiere“, sagt Michaela Pflug.

Hagener Alpenfreunde gründen Hütte im Jahr 1912

Die Hagener Hütte liegt auf 2446 Metern Höhe in den Mallnitzer Tauern und ist über einen Versorgungsweg, der nur mit einem geländegängigen Fahrzeug bzw. einem Trecker befahren werden kann, in zweieinhalb Stunden Fußmarsch vom Parkplatz Jamnig­alm (1700 m) aus zu erreichen. Im Sommer fährt ein Wanderbus von Mallnitz bis zum Parkplatz. Ein weiterer Aufstieg ist von Sportgastein aus in drei Stunden möglich.

Die Hütte, 1912 vom Hagener Alpenverein gebaut, ist vom 1. Juli bis 15. September geöffnet, bei gutem Wetter wird sie auch früher geöffnet bzw. später geschlossen. Sie liegt im Bundesland Kärnten an der Grenze zu Salzburg im Kernzonenbereich des Nationalparks Hohe Tauern und ist eine von zwölf Hütten der Arbeitsgemeinschaft Tauernhöhenweg, die sich seit 1977 für den Erhalt von Hütten und Wegen in der Ankogel- und Goldberggruppe einsetzt.

Weitwanderwege wie der Tauernhöhenweg, der Kärntner Grenzweg, der Rupertiweg 10, der Europäische Fernwanderweg E10 und der Zentralalpenweg E2 führen an der Hütte vorbei. Hausberg ist der Vordere Gesselkopf, auch Geiselkopf (2974 m) genannt, den sich erfahrene Bergwanderer vornehmen können.

Informationen zur Hütte, zur DAV-Sektion Hagen und zu Wanderungen im Nationalpark Hohe Tauern gibt es in der Geschäftsstelle der Sektion Hagen, Goldbergstr. 12a, 332115, info@dav-hagen.de. Internet: dav-hagen.de

Der Aufstieg zur Hütte ist zwar anstrengend, aber auch für Familien mit Kindern von beiden Seiten aus zu bewältigen. Das höchste Haus auf Hagener Grund wirkt dieser Tage wie ein Sinnbild: Es trotzt der rauen Umgebung, und es trotzt dem Virus. Der Mensch lässt sich nicht unterkriegen.